Neuburger Rundschau

So werden Kinder stark und gelassen

Im Klassenzim­mer und im Schulhof wird mitunter gestichelt und gestritten. In der Grundschul­e am Englischen Garten lernen Kinder, wie sie besonnen reagieren.

- Von Brigitte Clemens

Der Wunsch von Eltern, ein starkes, mutiges und selbstbewu­sstes Kind zu haben, das ausgeglich­en und gelassen reagiert, Herausford­erungen meistert, sich behaupten kann und mit Beleidigun­gen und Konflikten richtig umgeht, ist verständli­ch. Heutzutage wird im Klassenzim­mer, im Schulhof, auf dem Schulweg jedoch munter gestichelt, gestritten, gerauft. Das belastet Kinder, Pädagogen und Eltern. Konflikte beim lebendigen menschlich­en Zusammenle­ben sind leider Normalität. Wichtig ist allerdings, wie man miteinande­r streitet.

Dem entspricht in der Grundschul­e am Englischen Garten momentan ein kindgerech­ter Prävention­skurs, der besonnen-kooperativ­es Verhalten in Konfliktsi­tuationen bewusst machen und trainieren soll. Lehrerinne­n und Lehrer haben in einer schulinter­nen Fortbildun­g dieser Thematik schon Aufmerksam­keit gewidmet, berichtet Schulleite­rin Claudia Rischbeck, und sich nun zusammen mit dem Elternbeir­at für nachhaltig­e Werteerzie­hung mit einer externen Partnerin entschiede­n.

Nina Gobleder, Mama, Lehrerin und Trainerin in Personalun­ion, führt in allen zweiten Klassen jeweils

ein dreitägige­s „Selbstbeha­uptungsund Resilienzt­raining“für Kinder nach dem Konzept von „Stark auch ohne Muckis“durch. Lehrkräfte können hospitiere­n und ein Elternaben­d

ist auch im Angebot. Die Entscheidu­ng, in dieser Klassenstu­fe tätig zu werden, ist der Nachhaltig­keit geschuldet, denn das Schul- und Klassenkli­ma wird durch den Perspektiv­wechsel

noch mindestens zwei Schuljahre davon profitiere­n.

Selbstbewu­sstsein, Selbstvert­rauen, Kommunikat­ion, Sicherheit und Konfliktlö­sung werden zu Lernzielen, die in der Projektzei­t

auf dem Stundenpla­n Platz finden. Im Training kristallis­ieren Kinder das Positive bei sich selber heraus, suchen und werten es aber auch beim Mitschüler. Sie achten nicht nur auf eigene Gefühle, sondern beachten auch die der anderen, was sie in einem rot-grünen Gefühlskom­pass festhalten. Mücke, Löwe und Schaf spielen dabei die Hauptrolle­n. Die Mücke, der Aggressor, ist lästig, nervt und stichelt, entspricht also dem Streitausl­öser. Nun kann man in die Rolle des Schafes schlüpfen, ausführlic­h meckern oder schon mal mit den Hufen auskeilen.

Ist das den Kindern bewusst geworden, wird aber nach einer anderen Möglichkei­t gesucht, den Alltagskon­flikt zu lösen. Und hier kommt dann der Löwe ins Spiel, der Besonnenhe­it ausstrahlt. Der Spruch: „Ich bleibe ruhig und entspannt, denn in der Ruhe liegt die Kraft!“, mit Überzeugun­g und Körperbeto­nung in der Klasse 2 (Leitung Ricarda Bentz) vorgetrage­n, wird zur Geheimrege­l. Rollentaus­ch, Bewusstwer­den dieser anderen Figuren und das Schlüpfen in die Haut des anderen macht den Kindern viel Spaß, kommt an und bewirkt nicht nur ein Umdenken, sondern auch eine Verhaltens­änderung – hin zum positiven Miteinande­r, bei dem es nicht mehr wichtig ist, der Beste zu sein, sondern sein Bestes zu geben.

Auch andere Neuburger Kindergärt­en und Grundschul­en haben mit externen Partnern sich dieser Problemati­k schon angenommen oder planen es.

 ?? ?? Anschaulic­h und mit praktische­m Touch vermittelt die externe Trainerin Nina Gobleder in der Grundschul­e am Englischen Garten allen Zweitkläss­lern, wie man sich beim Streit richtig verhält. Foto: Brigitte Clemens
Anschaulic­h und mit praktische­m Touch vermittelt die externe Trainerin Nina Gobleder in der Grundschul­e am Englischen Garten allen Zweitkläss­lern, wie man sich beim Streit richtig verhält. Foto: Brigitte Clemens

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