So werden Kinder stark und gelassen
Im Klassenzimmer und im Schulhof wird mitunter gestichelt und gestritten. In der Grundschule am Englischen Garten lernen Kinder, wie sie besonnen reagieren.
Der Wunsch von Eltern, ein starkes, mutiges und selbstbewusstes Kind zu haben, das ausgeglichen und gelassen reagiert, Herausforderungen meistert, sich behaupten kann und mit Beleidigungen und Konflikten richtig umgeht, ist verständlich. Heutzutage wird im Klassenzimmer, im Schulhof, auf dem Schulweg jedoch munter gestichelt, gestritten, gerauft. Das belastet Kinder, Pädagogen und Eltern. Konflikte beim lebendigen menschlichen Zusammenleben sind leider Normalität. Wichtig ist allerdings, wie man miteinander streitet.
Dem entspricht in der Grundschule am Englischen Garten momentan ein kindgerechter Präventionskurs, der besonnen-kooperatives Verhalten in Konfliktsituationen bewusst machen und trainieren soll. Lehrerinnen und Lehrer haben in einer schulinternen Fortbildung dieser Thematik schon Aufmerksamkeit gewidmet, berichtet Schulleiterin Claudia Rischbeck, und sich nun zusammen mit dem Elternbeirat für nachhaltige Werteerziehung mit einer externen Partnerin entschieden.
Nina Gobleder, Mama, Lehrerin und Trainerin in Personalunion, führt in allen zweiten Klassen jeweils
ein dreitägiges „Selbstbehauptungsund Resilienztraining“für Kinder nach dem Konzept von „Stark auch ohne Muckis“durch. Lehrkräfte können hospitieren und ein Elternabend
ist auch im Angebot. Die Entscheidung, in dieser Klassenstufe tätig zu werden, ist der Nachhaltigkeit geschuldet, denn das Schul- und Klassenklima wird durch den Perspektivwechsel
noch mindestens zwei Schuljahre davon profitieren.
Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Kommunikation, Sicherheit und Konfliktlösung werden zu Lernzielen, die in der Projektzeit
auf dem Stundenplan Platz finden. Im Training kristallisieren Kinder das Positive bei sich selber heraus, suchen und werten es aber auch beim Mitschüler. Sie achten nicht nur auf eigene Gefühle, sondern beachten auch die der anderen, was sie in einem rot-grünen Gefühlskompass festhalten. Mücke, Löwe und Schaf spielen dabei die Hauptrollen. Die Mücke, der Aggressor, ist lästig, nervt und stichelt, entspricht also dem Streitauslöser. Nun kann man in die Rolle des Schafes schlüpfen, ausführlich meckern oder schon mal mit den Hufen auskeilen.
Ist das den Kindern bewusst geworden, wird aber nach einer anderen Möglichkeit gesucht, den Alltagskonflikt zu lösen. Und hier kommt dann der Löwe ins Spiel, der Besonnenheit ausstrahlt. Der Spruch: „Ich bleibe ruhig und entspannt, denn in der Ruhe liegt die Kraft!“, mit Überzeugung und Körperbetonung in der Klasse 2 (Leitung Ricarda Bentz) vorgetragen, wird zur Geheimregel. Rollentausch, Bewusstwerden dieser anderen Figuren und das Schlüpfen in die Haut des anderen macht den Kindern viel Spaß, kommt an und bewirkt nicht nur ein Umdenken, sondern auch eine Verhaltensänderung – hin zum positiven Miteinander, bei dem es nicht mehr wichtig ist, der Beste zu sein, sondern sein Bestes zu geben.
Auch andere Neuburger Kindergärten und Grundschulen haben mit externen Partnern sich dieser Problematik schon angenommen oder planen es.