Immer mehr kriminelle Kinder
Ladendiebstahl, Raub und sexuelle Belästigung: Genauso wie in ganz Bayern, so hat auch im nördlichen Oberbayern die Zahl der Straftaten zugenommen.
Sie sind nicht einmal an jeder 20. Straftat beteiligt, und trotzdem bereiten sie der Polizei in der Region immer mehr Sorgen: Im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord waren im vergangenen Jahr insgesamt 1235 Buben und Mädchen unter 14 Jahren in eine Straftat verwickelt – das bedeutet einen Anstieg um mehr als zehn Prozent.
Auch an Schulen werden die Polizisten immer häufiger zum Einsatz gerufen. Egal, ob in der Großstadt oder in ländlichen Gebieten, ob in Grundschulen, Gymnasien oder Berufsschulen – überall kommt es zu Taten von Kindern und Jugendlichen. Während es vor fünf Jahren noch 182 Straftaten waren, die an Schulen stattgefunden haben, lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 287.
Da ist der Siebenjährige, der mit einer Schere auf seine Mitschüler losgeht, oder die Schulhofschlägerei, bei der am Ende die Polizei gerufen wird. Über die Gründe lässt sich laut Polizeipräsident Günther Gietl nur spekulieren, bislang fehlt die entsprechende Forschung zur Kinderkriminalität. Allerdings glaubt er nicht, „dass es eine Zuwanderungsproblematik ist“.
An anderer Stelle aber ist genau das ein Thema. Das wurde bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für das Polizeipräsidium Oberbayern Nord deutlich. Denn nicht nur bei tatverdächtigen Kindern steht in der Statistik des vergangenen Jahres ein Höchstwert, sondern auch bei den tatverdächtigen Nichtdeutschen.
Ihr Anteil liege inzwischen bei etwas mehr als 40 Prozent, berichtete Gietl (2014: 28,9 Prozent). Rund ein Drittel davon sind Zuwandernde, darunter fallen
Kriegsflüchtlinge, Asylsuchende und geduldete Personen.
Generell zeigt die Kurve bei vielen Straftaten nach oben. Insgesamt sind in dem 1,6-MillionenEinwohner-Gebiet zwischen den Landkreisen Eichstätt und Starnberg 63.027 Straftaten registriert worden und damit ein Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl liegt damit wieder auf dem Niveau vor der Pandemie. Erfreut zeigten sich die Verantwortlichen darüber, dass rund zwei Drittel aller Taten (69,7
Prozent) aufgeklärt werden konnten, immerhin ein Anstieg um mehr als zwei Prozent. Bei Mord und Totschlag (und den entsprechenden Versuchen) waren es sogar 102 Prozent. Dieser skurril anmutende Wert hat den Hintergrund, dass Fälle aus Vorjahren in die Statistik miteinfließen und deshalb im vergangenen Jahr mehr Taten aufgeklärt als verübt (49 Taten) worden sind.
Am häufigsten haben es die Ermittler mit Diebstählen (+ 6,5 Prozent)
zu tun. Nahezu jede vierte Straftat fällt darunter. Deutlich zugenommen haben vor allem Diebstähle aus Büros und Geschäftsräumen. Genauso gehören Sachbeschädigungen und Beleidigungen zum Alltagsgeschäft der Polizei in der Region. Einen merklichen Anstieg gab es bei den sogenannten Rohheitsdelikten (+4,4 Prozent). Unter diesem Begriff werden Körperverletzungen oder auch Raubdelikte zusammengefasst. Gerade bei Letzteren zeigt die Kurve mit einem Anstieg von fast 20 Prozent steil nach oben. Eine gegenteilige Tendenz gibt es hingegen bei der Rauschgiftkriminalität (-6,4 Prozent) und beim Callcenterbetrug. Lag der Schaden im Jahr 2022 bei Delikten wie dem Enkeltrick noch bei rund 4,5 Millionen Euro, so hat sich das inzwischen auf gut drei Millionen Euro reduziert. Zurückgegangen ist auch die Zahl der Vergewaltigungen, einen Anstieg gab es jedoch bei sexueller Belästigung und sexuellem Missbrauch.
Einen großen Einfluss auf die Fallzahlen in der Region hat die Max-Immelmann-Kaserne in Manching, die seit vergangenem Jahr eine Erstaufnahmeeinrichtung ist. Der Anstieg der aufenthaltsrechtlichen Delikte (illegale Einreise und illegaler Aufenthalt) um 70 Prozent ist auf diese Neuerung zurückzuführen.