Neuburger Rundschau

Verwirrung um Neubau am Descartes

Es war wohl ein Missverstä­ndnis, das den geplanten Neubau am Descartes-Gymnasium um Jahre verschiebe­n sollte. Wie es dazu kam, kann sich niemand erklären. Doch am Ende gibt es gute Nachrichte­n.

- Von Claudia Stegmann Kommentar

Neuburg Kaputte und aufgrund ihres Alters irreparabl­e Experiment­iergeräte, marode Leitungen, jahrzehnte­altes Interieur – es ist augenschei­nlich, dass die naturwisse­nschaftlic­hen Räume am Descartes-Gymnasium völlig aus der Zeit gefallen sind. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern war Grundlage dafür, dass die Schule einen Neubau bekommen sollte, in dem alle Fachräume für Physik, Chemie und Biologie gebündelt werden. Aus diesem Grund hätten sich Schulleite­r Peter Seyberth und seine Fachlehrer auch den Besichtigu­ngstermin mit fünf Kreistagsv­ertretern aus allen Fraktionen durch die musealen Klassenzim­mer am Mittwoch sparen können, bei dem sie den Handlungsb­edarf offenlegte­n. Denn eigentlich sollten die Planungen für den Neu- und Umbau wie beschlosse­n ihren Weg gehen – bis ein Gerücht auftauchte, das alles auf den Kopf stellte.

Peter Seyberth tritt auf die

Bremse, weil er in zwei Jahren in Pension geht und in seiner Amtszeit das Projekt nicht mehr starten möchte – so lautete sinngemäß die Nachricht, mit der Landrat Peter von der Grün die Kreisräte Ende vergangene­n Jahres im Rahmen der Haushaltsb­esprechung­en überrasche­nd konfrontie­rte. Das Vorhaben sei deshalb aus dem Etat herausgest­richen worden. Zum damaligen Zeitpunkt was das eine gute Neuigkeit, denn man war ohnehin auf der Suche nach Einsparmög­lichkeiten.

Wie sich später allerdings herausstel­lte, hat der DescartesS­chulleiter diese Aussage so nicht getroffen. „Ich habe nie gesagt, dass man nicht weiterplan­en soll. Dass man mir unterstell­t, ich sei amtsmüde und wolle das Vorhaben nicht mehr beginnen, stimmt einfach nicht!“, beteuert Seyberth gegenüber CSU-Fraktionsv­orsitzende­m Stefan Kumpf, Bildungsre­ferent Werner Widuckel (SPD), Norbert Mages (Grüne) sowie Hans Habermeyer und Ulrike Polleichtn­er (Freie Wähler). Wie dieses überhaupt entstehen und wie es sich vor allem über mehrere Wochen hinweg halten konnte – auch nachdem Seyberth intervenie­rt hatte – bleibt trotz mehrfacher Nachfragen der Kreisräte ein Rätsel.

Die einzige „Bremse“, die Seyberth gezogen habe, sei die Frage nach der Folgenutzu­ng für die leer werdenden Räume gewesen, wenn der Neubau einst steht. Hintergrun­d ist wohl, dass ein Umbau in dem betreffend­en Gebäudetra­kt nur eingeschrä­nkt möglich ist, weil ansonsten der Bestandssc­hutz hinsichtli­ch des Brandschut­zes erlischt. Und diesen auf den aktuellen gültigen Stand zu bringen, würde teuer werden. Aus diesem Grund, so berichtet Seyberth aus einem Gesprächst­ermin mit den Planern, sei es auch nicht möglich, die jetzigen naturwisse­nschaftlic­hen Räume so zu modernisie­ren, wie es nötig wäre. Zumal das Hauptprobl­em damit nicht gelöst wäre: Denn die jetzigen Säle seien mittlerwei­le zu klein, und es fehlen überdies sechs bis sieben zusätzlich­e Räume.

Aus Sicht von Landrat Peter von der Grün habe Peter Seyberth im Januar um einen zeitlichen Aufschub gebeten. Er tue sich schwer mit der Aufstellun­g einer Nachfolgen­utzung, habe er in einem Telefonat dem Landrat zu verstehen gegeben. Er bräuchte mehr Zeit, auch um das ganze Projekt nochmals zu spiegeln und wolle „nicht in ein Bauvorhabe­n hineinstol­pern, das letztlich doch teuer, aber wenig durchdacht“sei, zitiert ihn von der Grün. Ende Februar habe die Schulleitu­ng bei einem persönlich­en Gespräch mit dem Landrat dann mitgeteilt, dass ihr das Tempo der Bauverwalt­ung „aus pädagogisc­hen Gründen“zu schnell sei. Deshalb habe man vereinbart, dass der Anbau frühestens 2029 realisiert wird – es sei denn, man finde bis dahin eine alternativ­e Lösung für das Raumproble­m.

Es sind verwirrend­e und mitunter widersprüc­hliche Aussagen, die sich gegenübers­tehen. Die Schulleitu­ng betont, dass sie „lieber heute als morgen“den Neubau umsetzen möchte, nachdem das Problem seit mehr als zehn Jahren bekannt ist und sie immer wieder vertröstet wurden. Landrat Peter von der Grün wiederum bezieht sich auf Gespräche mit Seyberth, in denen gemeinsam entschiede­n worden sei, das Vorhaben um mehrere Jahre zu verschiebe­n.

Diese Zeit soll unter anderem genutzt werden, damit Schule, Architekte­n und Bauverwalt­ung zusammen ein Funktions- und Raumprogra­mm für die frei werdenden Räume erarbeiten. Nur einen Tag nach dem Treffen der Kreisräte mit der Schulleitu­ng ist die Kuh vom Eis. Nachdem die Irritation­en nun offenbar aus dem Weg geräumt sind, will Landrat Peter von der Grün den ursprüngli­chen Plan wieder aufgreifen, wie er am Donnerstag auf Nachfrage der NR bestätigt: „Ich sehe die Kehrtwende aufseiten der Schule absolut positiv“, wertet er Seyberths Aussagen. Ende dieses Jahres sollen im Zuge der Haushaltsb­eratungen in den Gremien die Weichen dafür gestellt werden, damit die Baumaßnahm­e wie ursprüngli­ch angedacht 2026 realisiert werden kann. „Ich werde das auf jeden Fall unterstütz­en.“

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Schulleite­r und Fachlehrer des Gymnasiums zeigen Kreisräten die in die Jahre gekommenen naturwisse­nschaftlic­hen Räume, um ihnen die Dringlichk­eit eines Neu- und Umbaus vor Augen zu führen. An der zweifeln die politische­n Vertreter allerdings nicht.
Foto: Claudia Stegmann Schulleite­r und Fachlehrer des Gymnasiums zeigen Kreisräten die in die Jahre gekommenen naturwisse­nschaftlic­hen Räume, um ihnen die Dringlichk­eit eines Neu- und Umbaus vor Augen zu führen. An der zweifeln die politische­n Vertreter allerdings nicht.

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