Verwirrung um Neubau am Descartes
Es war wohl ein Missverständnis, das den geplanten Neubau am Descartes-Gymnasium um Jahre verschieben sollte. Wie es dazu kam, kann sich niemand erklären. Doch am Ende gibt es gute Nachrichten.
Neuburg Kaputte und aufgrund ihres Alters irreparable Experimentiergeräte, marode Leitungen, jahrzehntealtes Interieur – es ist augenscheinlich, dass die naturwissenschaftlichen Räume am Descartes-Gymnasium völlig aus der Zeit gefallen sind. Diese Erkenntnis ist nicht neu, sondern war Grundlage dafür, dass die Schule einen Neubau bekommen sollte, in dem alle Fachräume für Physik, Chemie und Biologie gebündelt werden. Aus diesem Grund hätten sich Schulleiter Peter Seyberth und seine Fachlehrer auch den Besichtigungstermin mit fünf Kreistagsvertretern aus allen Fraktionen durch die musealen Klassenzimmer am Mittwoch sparen können, bei dem sie den Handlungsbedarf offenlegten. Denn eigentlich sollten die Planungen für den Neu- und Umbau wie beschlossen ihren Weg gehen – bis ein Gerücht auftauchte, das alles auf den Kopf stellte.
Peter Seyberth tritt auf die
Bremse, weil er in zwei Jahren in Pension geht und in seiner Amtszeit das Projekt nicht mehr starten möchte – so lautete sinngemäß die Nachricht, mit der Landrat Peter von der Grün die Kreisräte Ende vergangenen Jahres im Rahmen der Haushaltsbesprechungen überraschend konfrontierte. Das Vorhaben sei deshalb aus dem Etat herausgestrichen worden. Zum damaligen Zeitpunkt was das eine gute Neuigkeit, denn man war ohnehin auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten.
Wie sich später allerdings herausstellte, hat der DescartesSchulleiter diese Aussage so nicht getroffen. „Ich habe nie gesagt, dass man nicht weiterplanen soll. Dass man mir unterstellt, ich sei amtsmüde und wolle das Vorhaben nicht mehr beginnen, stimmt einfach nicht!“, beteuert Seyberth gegenüber CSU-Fraktionsvorsitzendem Stefan Kumpf, Bildungsreferent Werner Widuckel (SPD), Norbert Mages (Grüne) sowie Hans Habermeyer und Ulrike Polleichtner (Freie Wähler). Wie dieses überhaupt entstehen und wie es sich vor allem über mehrere Wochen hinweg halten konnte – auch nachdem Seyberth interveniert hatte – bleibt trotz mehrfacher Nachfragen der Kreisräte ein Rätsel.
Die einzige „Bremse“, die Seyberth gezogen habe, sei die Frage nach der Folgenutzung für die leer werdenden Räume gewesen, wenn der Neubau einst steht. Hintergrund ist wohl, dass ein Umbau in dem betreffenden Gebäudetrakt nur eingeschränkt möglich ist, weil ansonsten der Bestandsschutz hinsichtlich des Brandschutzes erlischt. Und diesen auf den aktuellen gültigen Stand zu bringen, würde teuer werden. Aus diesem Grund, so berichtet Seyberth aus einem Gesprächstermin mit den Planern, sei es auch nicht möglich, die jetzigen naturwissenschaftlichen Räume so zu modernisieren, wie es nötig wäre. Zumal das Hauptproblem damit nicht gelöst wäre: Denn die jetzigen Säle seien mittlerweile zu klein, und es fehlen überdies sechs bis sieben zusätzliche Räume.
Aus Sicht von Landrat Peter von der Grün habe Peter Seyberth im Januar um einen zeitlichen Aufschub gebeten. Er tue sich schwer mit der Aufstellung einer Nachfolgenutzung, habe er in einem Telefonat dem Landrat zu verstehen gegeben. Er bräuchte mehr Zeit, auch um das ganze Projekt nochmals zu spiegeln und wolle „nicht in ein Bauvorhaben hineinstolpern, das letztlich doch teuer, aber wenig durchdacht“sei, zitiert ihn von der Grün. Ende Februar habe die Schulleitung bei einem persönlichen Gespräch mit dem Landrat dann mitgeteilt, dass ihr das Tempo der Bauverwaltung „aus pädagogischen Gründen“zu schnell sei. Deshalb habe man vereinbart, dass der Anbau frühestens 2029 realisiert wird – es sei denn, man finde bis dahin eine alternative Lösung für das Raumproblem.
Es sind verwirrende und mitunter widersprüchliche Aussagen, die sich gegenüberstehen. Die Schulleitung betont, dass sie „lieber heute als morgen“den Neubau umsetzen möchte, nachdem das Problem seit mehr als zehn Jahren bekannt ist und sie immer wieder vertröstet wurden. Landrat Peter von der Grün wiederum bezieht sich auf Gespräche mit Seyberth, in denen gemeinsam entschieden worden sei, das Vorhaben um mehrere Jahre zu verschieben.
Diese Zeit soll unter anderem genutzt werden, damit Schule, Architekten und Bauverwaltung zusammen ein Funktions- und Raumprogramm für die frei werdenden Räume erarbeiten. Nur einen Tag nach dem Treffen der Kreisräte mit der Schulleitung ist die Kuh vom Eis. Nachdem die Irritationen nun offenbar aus dem Weg geräumt sind, will Landrat Peter von der Grün den ursprünglichen Plan wieder aufgreifen, wie er am Donnerstag auf Nachfrage der NR bestätigt: „Ich sehe die Kehrtwende aufseiten der Schule absolut positiv“, wertet er Seyberths Aussagen. Ende dieses Jahres sollen im Zuge der Haushaltsberatungen in den Gremien die Weichen dafür gestellt werden, damit die Baumaßnahme wie ursprünglich angedacht 2026 realisiert werden kann. „Ich werde das auf jeden Fall unterstützen.“