Ihr Humor hält sie fit
Die Karlshulderin Anna Allar wird 90 Jahre alt. An ihrem Ehrentag blickt sie auf ein bewegtes Leben zurück und verrät, warum sie keinen Führerschein hat.
Viel Spaß hatte Anna Allar mit ihren zahlreichen Geburtstagsgästen. Die gebürtige Karlshulderin feierte kürzlich ihren 90. Geburtstag bei bester Gesundheit und in gewohnt guter Laune. „Humor“nennt sie dann auch als allererstes und wichtigstes Rezept für ein langes, gesundes Leben. „Ich hab‘ mein Leben lang gearbeitet“, erzählt sie, „mit nichts geheiratet, war aber 61 Jahre lang glücklich und immer mit demselben Mann verheiratet“. Aufgewachsen ist sie als Anna Eichner als jüngstes von fünf Geschwistern in der Oberen Achstraße. Der Vater starb früh, die Mutter kam als Leichenfrau gerade so über die Runden, sodass die Tochter direkt nach der Schule schon mit 14 Jahren ihren Lebensunterhalt selber auf einem Bauernhof verdienen musste, bis sie heiratete.
Seit elf Jahren ist sie verwitwet und dankbar, dass ihre vier Kinder, je zwei Töchter und Söhne, in der Nähe wohnen. Auch die fünf Enkel und mittlerweile zehn Urenkel kommen gerne zu Besuch und alle helfen mit. Sohn Günter wohnt im selben Haus, kocht für sie mit und versorgt den Garten. Natürlich kamen auch alle an ihrem Jubeltag zum Gratulieren vorbei, ebenso wie Nachbarn, Freunde, die Damen vom Frühstücksteam der
Pfarrei St. Ludwig, Bürgermeister Michael Lederer, Pfarrer Paul Igbo und Kaplan John.
Mit dem Kaplan legte das Geburtstagskind sogar ein kleines Tänzchen hin. „Irgendwelche Discomusik, kein richtiges Tanzen“, beschreibt sie die kleine Einlage. Ihre Generation legte noch Wert auf „richtig Tanzen“. In Neuburg
beim Hipper zum Beispiel. Dort lernte sie 1951 ihren späteren Ehemann Stefan Allar kennen. „Bei der Hinfahrt kannte ich ihn noch nicht, erst bei der Rückfahrt“, erzählt sie. Die Hinfahrt hatte sie im Auto absolviert, ein mit ihrer Mutter bekannter Handwerker hatte angeboten, sie nach Neuburg mitzunehmen.
„Zurück komme ich dann schon irgendwie“, hatte sich die junge Frau gedacht und war zum Tanzen gegangen. Der junge Mann, den sie dort kennenlernte, war als Flüchtling aus Rumänien ins Moos gekommen und wohnte ebenfalls in Karlshuld. Nach Neuburg zum Tanzen war er mit dem Fahrrad gefahren und bot ihr eine Mitfahrgelegenheit
an. Die fast 15 Kilometer lange Strecke saß sie bei ihm vorne auf der Stange. Auch später ließ sie sich von ihm kutschieren, einen Führerschein hat sie nie gemacht. „Bleib du schön auf dem Beifahrersitz, ich will noch länger leben“, sagte ihr Mann damals und sie ergänzt: „So war das früher“.
Ein halbes Jahr nach der nächtlichen Radfahrt traute der erste Nachkriegsbürgermeister Josef Baur das junge Paar, Pfarrer Josef Pfersich gab den kirchlichen Segen. 1955 kam die erste Tochter Brigitte Fleischmann auf die Welt. Die Familie wuchs und die junge Mutter blieb zu Hause bis auf wenige Jahre, in denen sich ihre Mutter um die Kinder kümmerte und sie in die Kaserne zum Putzen ging – bis es der schon betagten Großmutter zu viel wurde. In diese Zeit fällt auch der Hausbau in einem der ersten Neubaugebiete von Karlshuld.
Später arbeitete Anna Allar 14 Jahre lang bei der Drahtspinnerei Preißler in Karlshuld, ehe sie mit 60 Jahren in Ruhestand ging. „Jetzt bin ich schon 30 Jahre Rentnerin“, sinniert sie. Fit hält sie sich mit Kreuzworträtseln, besucht regelmäßig den ökumenischen Seniorenkreis, den sie gerne mit ihren Witzen unterhält, sowie Veranstaltungen des Seniorenbeirats, Tanz und Bewegung, macht Ausflüge mit und strickt Socken für den Kirchenbasar.