Neuburger Rundschau

Ihr Humor hält sie fit

Die Karlshulde­rin Anna Allar wird 90 Jahre alt. An ihrem Ehrentag blickt sie auf ein bewegtes Leben zurück und verrät, warum sie keinen Führersche­in hat.

- Von Andrea Hammerl

Viel Spaß hatte Anna Allar mit ihren zahlreiche­n Geburtstag­sgästen. Die gebürtige Karlshulde­rin feierte kürzlich ihren 90. Geburtstag bei bester Gesundheit und in gewohnt guter Laune. „Humor“nennt sie dann auch als allererste­s und wichtigste­s Rezept für ein langes, gesundes Leben. „Ich hab‘ mein Leben lang gearbeitet“, erzählt sie, „mit nichts geheiratet, war aber 61 Jahre lang glücklich und immer mit demselben Mann verheirate­t“. Aufgewachs­en ist sie als Anna Eichner als jüngstes von fünf Geschwiste­rn in der Oberen Achstraße. Der Vater starb früh, die Mutter kam als Leichenfra­u gerade so über die Runden, sodass die Tochter direkt nach der Schule schon mit 14 Jahren ihren Lebensunte­rhalt selber auf einem Bauernhof verdienen musste, bis sie heiratete.

Seit elf Jahren ist sie verwitwet und dankbar, dass ihre vier Kinder, je zwei Töchter und Söhne, in der Nähe wohnen. Auch die fünf Enkel und mittlerwei­le zehn Urenkel kommen gerne zu Besuch und alle helfen mit. Sohn Günter wohnt im selben Haus, kocht für sie mit und versorgt den Garten. Natürlich kamen auch alle an ihrem Jubeltag zum Gratuliere­n vorbei, ebenso wie Nachbarn, Freunde, die Damen vom Frühstücks­team der

Pfarrei St. Ludwig, Bürgermeis­ter Michael Lederer, Pfarrer Paul Igbo und Kaplan John.

Mit dem Kaplan legte das Geburtstag­skind sogar ein kleines Tänzchen hin. „Irgendwelc­he Discomusik, kein richtiges Tanzen“, beschreibt sie die kleine Einlage. Ihre Generation legte noch Wert auf „richtig Tanzen“. In Neuburg

beim Hipper zum Beispiel. Dort lernte sie 1951 ihren späteren Ehemann Stefan Allar kennen. „Bei der Hinfahrt kannte ich ihn noch nicht, erst bei der Rückfahrt“, erzählt sie. Die Hinfahrt hatte sie im Auto absolviert, ein mit ihrer Mutter bekannter Handwerker hatte angeboten, sie nach Neuburg mitzunehme­n.

„Zurück komme ich dann schon irgendwie“, hatte sich die junge Frau gedacht und war zum Tanzen gegangen. Der junge Mann, den sie dort kennenlern­te, war als Flüchtling aus Rumänien ins Moos gekommen und wohnte ebenfalls in Karlshuld. Nach Neuburg zum Tanzen war er mit dem Fahrrad gefahren und bot ihr eine Mitfahrgel­egenheit

an. Die fast 15 Kilometer lange Strecke saß sie bei ihm vorne auf der Stange. Auch später ließ sie sich von ihm kutschiere­n, einen Führersche­in hat sie nie gemacht. „Bleib du schön auf dem Beifahrers­itz, ich will noch länger leben“, sagte ihr Mann damals und sie ergänzt: „So war das früher“.

Ein halbes Jahr nach der nächtliche­n Radfahrt traute der erste Nachkriegs­bürgermeis­ter Josef Baur das junge Paar, Pfarrer Josef Pfersich gab den kirchliche­n Segen. 1955 kam die erste Tochter Brigitte Fleischman­n auf die Welt. Die Familie wuchs und die junge Mutter blieb zu Hause bis auf wenige Jahre, in denen sich ihre Mutter um die Kinder kümmerte und sie in die Kaserne zum Putzen ging – bis es der schon betagten Großmutter zu viel wurde. In diese Zeit fällt auch der Hausbau in einem der ersten Neubaugebi­ete von Karlshuld.

Später arbeitete Anna Allar 14 Jahre lang bei der Drahtspinn­erei Preißler in Karlshuld, ehe sie mit 60 Jahren in Ruhestand ging. „Jetzt bin ich schon 30 Jahre Rentnerin“, sinniert sie. Fit hält sie sich mit Kreuzwortr­ätseln, besucht regelmäßig den ökumenisch­en Seniorenkr­eis, den sie gerne mit ihren Witzen unterhält, sowie Veranstalt­ungen des Seniorenbe­irats, Tanz und Bewegung, macht Ausflüge mit und strickt Socken für den Kirchenbas­ar.

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Foto: Andrea Hammerl Die Karlshulde­rin Anna Allar feierte ihren 90. Geburtstag und freute sich über viele Besucher.

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