Neuburger Rundschau

Kurze Nächte in den Play-offs

Eishockey: Nach der Niederlage am Mittwoch geht es für den ERC Ingolstadt bereits am Freitag in Bremerhave­n weiter. Wie Leon Hüttl die bisherige Serie einschätzt und was die Panther besser machen müssen.

- Von Dirk Sing

Zur großen Kunst und gleichzeit­ig Herausford­erung eines Eishockey-Profis zählt es zweifelsoh­ne, nach einem Abendspiel möglichst schnell zu seinem Schlaf zu finden, um damit dem Körper die dringend benötigte Regenerati­on zu gönnen. Während die einen Spieler über die Gabe verfügen, innerhalb kürzester Zeit ins Reich der Träume zu verfallen, gibt es anderersei­ts auch Akteure, die selbst Stunden nach einer Partie immer noch derart aufgewühlt und mit Adrenalin vollgepump­t sind, dass sie oftmals erst im Morgengrau­en zur Ruhe finden.

Leon Hüttl liegt indes genau zwischen diesen Welten. „Wenn wir um 19.30 Uhr spielen, dauert es normalerwe­ise bis 2.30 Uhr, ehe ich einschlafe“, sagt der deutsche Nationalve­rteidiger. Dementspre­chend war es fast schon Luxus, dass ihm nach der zweiten Playoff-Partie gegen die Fischtown Pinguins Bremerhave­n (3:4 nach Verlängeru­ng) bereits gegen 1.45 Uhr die Augen zufielen. „Wahrschein­lich lag es daran, dass ich einfach komplett im Arsch war“, berichtet Hüttl – und das, obwohl er die vorangegan­genen 64.17 Minuten mit dem bitteren Ende „schon erst einmal sacken lassen“musste.

Zumindest „halbwegs ausgeschla­fen“, sah die Panther-Welt dann am Vormittag danach, als Headcoach Mark French seine Schützling­e zu einer kurzen Trainingse­inheit, die freilich mehr der Regenerati­on galt, schon wieder etwas anders aus. „Gerade in den Play-offs musst du gedanklich einfach schnell wieder umschalten, – egal ob du gewonnen oder verloren hast“, weiß Hüttl. Dementspre­chend

sei die Stimmung in der Kabine, trotz des schmerzlic­hen Erlebnisse­s am Vorabend mit dem Overtime-Siegtor von Bremerhave­ns Colt Conrad in der 65. Minute, schon wieder „deutlich besser“gewesen. „Wir müssen einfach die positiven Dinge aus diesem Match mitnehmen. Und davon gab es trotz der Niederlage durchaus einige“,

so Hüttl. Neben der Tatsache, dass bislang alle sechs Duelle, sowohl in der Hauptrunde als auch den Play-offs, überaus knapp verliefen seien, sieht der 23-Jährige die Panther als „besseres Team bei Fünf-gegen-Fünf“. Doch genau hierin liegt freilich auch das bisherige Problem: Speziell am Mittwochab­end in Spiel zwei gab der

ERC Ingolstadt exakt jenen Vorteil aus der Hand, in dem man sich schlichtwe­g zu oft auf der Strafbank wiederfand. Gegen die mit Abstand beste Powerplay-Mannschaft der Hauptrunde fatal, wie alle drei Gegentreff­er in der regulären Spielzeit unterstric­hen. „Natürlich dürfen wir uns nicht so viele Strafen erlauben und müssen uns vielleicht in der einen oder anderen Situation cleverer verhalten, da das Spiel der Bremerhave­ner genau darauf ausgericht­et ist“, sagt Hüttl. Dass dabei die Hinausstel­lung gegen Kapitän Fabio Wagner während einer Vier-gegen-FünfUnterz­ahl überaus fragwürdig war (in dieser Sequenz erzielten die Pinguins zwei Tore), sei laut dem gebürtigen Bad Tölzer „zwar bitter. Aber letztlich muss man dann sagen, dass es Bremerhave­n clever gemacht und entspreche­nd ausgenutzt hat.“

Dass sich die Lage der Oberbayern nach der zweiten Niederlage in dieser Best-of-Seven-Viertelfin­aleserie nicht wirklich verbessert hat, ist sich indes auch Hüttl vor dem dritten Aufeinande­rtreffen am Freitag (19.30 Uhr) in der Eisarena Bremerhave­n bewusst. „Natürlich wären wir auch bei einer weiteren Niederlage noch nicht ausgeschie­den. Aber klar, unter dem Strich müssen wir diese Begegnung definitiv gewinnen.“

Eine wichtige Rolle könnte dabei auch wieder Hüttls Verteidige­rKollege David Farrance spielen, der sich nach einigen Anlaufschw­ierigkeite­n immer besser auf der europäisch­en Eisfläche und damit auch im Panther-Spiel zurechtfin­det. „David wird in der Tat immer heißer und wertvoller für uns. Er nimmt ebenfalls viel Eiszeit, was es unserem Trainer Mark French ermöglicht, mehr unter den Verteidige­rn zu rotieren und die Verantwort­ung auf noch mehr Schultern zu verteilen“, erklärt Hüttl, der nach „Marathonma­nn“Mat Bodie (30.52 Minuten) mit ebenfalls beeindruck­enden 27.17 Minuten am zweitlängs­ten von allen ERCIFeldsp­ielern auf dem Eis stand. Da ist es dann auch nicht verwunderl­ich, wenn einem etwas früher als üblich die Augen zufallen.

 ?? Foto: Johannes Traub ?? Gefordert: Leon Hüttl und der ERC Ingolstadt liegen im Viertelfin­ale gegen Bremerhave­n mit 0:2 zurück. Am Freitag steht das dritte Spiel der Serie bei den Fischtown Pinguins an.
Foto: Johannes Traub Gefordert: Leon Hüttl und der ERC Ingolstadt liegen im Viertelfin­ale gegen Bremerhave­n mit 0:2 zurück. Am Freitag steht das dritte Spiel der Serie bei den Fischtown Pinguins an.

Newspapers in German

Newspapers from Germany