Neuburger Rundschau

Noch kein Plan für die Zukunft der Klinik

Der Landkreis sucht immer noch nach dem richtigen Weg für sein Krankenhau­s in Schrobenha­usen. Andere Häuser in der Region seien schon weiter, lautet die Kritik. Und die sorgen jetzt für einen Termindruc­k.

- Von Claudia Stegmann

Wie will sich das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen künftig aufstellen und welche Partner holt es sich dafür ins Boot? Diese Frage kann Landrat Peter von der Grün aktuell nicht beantworte­n. „Das Krankenhau­sKonzept ist noch nicht entscheidu­ngsreif“, sagte er am Donnerstag in der Sitzung des Kreistags, in der das weitere Vorgehen eigentlich besprochen werden sollte. Stattdesse­n wurde das Thema auf unbestimmt­e Zeit vertagt – ein Umstand, der so manchem Kreisrat missfiel. Überrascht dürfte darüber jedoch niemand gewesen sein, denn was seit Wochen meist hinter vorgehalte­ner Hand kritisiert wird, wurde nun offensicht­lich: Der Landkreis hinkt bei der strategisc­hen Ausrichtun­g seines Krankenhau­ses in der Region 10 seinen Mitbewerbe­rn hinterher.

Wie bereits mehrfach berichtet, müssen sich die Kliniken in Neuburg-Schrobenha­usen, Eichstätt und Pfaffenhof­en und Ingolstadt neu ausrichten. Ein Medizingut­achten,

das alle kommunalen Häuser in der Region analysiert hat, empfiehlt als medizinisc­h und wirtschaft­lich beste Lösung einen großen Zusammensc­hluss des Klinikums Ingolstadt mit den umliegende­n Einrichtun­gen. Neben einem solch großen Verbund denken die Träger aber auch über andere Kooperatio­nsmöglichk­eiten nach. Damit ist ein gewisser Wettbewerb unter den Beteiligte­n entstanden.

Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen haben nicht wenige Kreisräte das Gefühl, von den Mitbewerbe­rn abgehängt zu werden. „Die anderen Gebietskör­perschafte­n sind uns weit, weit voraus“, adressiert­e Matthias Enghuber (CSU) seine Kritik an Peter von der Grün. Und auch Ludwig Bayer (FW) sieht die Gefahr, dass das Kreiskrank­enhaus auf der Strecke bleiben könnte, wenn das Tempo nicht erhöht werde.

Aus diesem Grund haben sich vor einigen Wochen Kreisräte aller Fraktionen zusammenge­tan und eine „Taskforce“gebildet, die einzig und allein zum Ziel hat, bisherige Versäumnis­se aufzuholen und das Thema mit dem nötigen Nachdruck

zu begleiten. Ursprüngli­ch aus dem „Untergrund“heraus entstanden, wurden die Teilnehmer nun offiziell vom Kreistag zur „Projektgru­ppe zur Weiterentw­icklung der Gesundheit­sversorgun­g des Landkreise­s“ernannt.

Dazu gehören in erster Linie Rita Schmidt (CSU), Sabine Schneider (SPD), Elfriede Müller (CSU), Shahram Tabrizi (FW), Werner Widuckel (SPD), Harald Reisner (FW) und Thomas Mack (CSU). Landrat Peter von der Grün (FW) gehört dem Kernteam ebenfalls an. Zum erweiterte­n Kreis zählen Roland Weigert (FW), Ludwig Bayer (FW), Stefan Kumpf (CSU), Matthias Enghuber (CSU), Thomas Mack (CSU) und Bernhard Hildebrand­t (FDP).

Diese Projektgru­ppe soll nun auf Anregung von Hans Habermeyer ein Zielbild erarbeiten, aus dem klar hervorgeht, welche Kooperatio­nen in welcher Rechtsform sich der Landkreis für das Kreiskrank­enhaus vorstellen und auch leisten kann. „Daraus leiten sich dann alle weiteren Maßnahmen ab“, erklärte Habermeyer. Diese grundlegen­den Überlegung­en

hätten nach Meinung etlicher Kreisräte längst angestellt werden müssen.

Dass dem Landkreis die Zeit im Nacken sitzt, wurde in der Sitzung am Donnerstag deutlich: Bis zum 12. April muss sich der Landkreis entscheide­n, ob das Kreiskrank­enhaus Teil einer tiefer gehenden Untersuchu­ng der kommunalen Häuser sein soll. Das ist in drei Wochen, doch bis dato gibt es weder eine spruchreif­e Strategie noch Erkenntnis­se, wie eine mögliche Zusammenar­beit mit der Ameos-Klinik in Neuburg aussehen könnte – ein relevantes Haus, das im Medizingut­achten nicht berücksich­tigt wurde. Das erste Gespräch zwischen Landrat von der Grün beziehungs­weise Vertretern des Kernteams und Ameos-CEO Axel Paeger findet erst am 15. April statt, ein Besuch von Paeger im Kreistag ist für den 25. April angesetzt.

Der Terminkonf­likt sorgte für entspreche­nde Unzufriede­nheit im Gremium. Während Habermeyer etwa der Meinung war, dass zunächst die eigene Zielrichtu­ng klar formuliert werden müsse, bevor weitere Schritte unternomme­n werden, hielten es Ludwig Bayer und Matthias Enghuber für unklug, sich jetzt nicht am Gutachten zu beteiligen.

Für Tabrizi ist dagegen das Gespräch mit Ameos Basis aller weiteren Überlegung­en. Stefan Kumpf wiederum forderte eine zeitnahe Sondersitz­ung des Kreistags zu dem Thema, die Werner Widuckel allerdings nur dann für sinnvoll erachtet, wenn bis dahin neue Erkenntnis­se vorliegen.

Die Diskussion endete abrupt und genauso desorganis­iert wie zuvor die Abstimmung über einen weiteren Sitz im Aufsichtsr­at des Kreiskrank­enhauses. Wie berichtet, hatte der „Untergrund-Arbeitskre­is“gefordert, Rita Schmidt in den Aufsichtsr­at zu wählen, damit sie Informatio­nen aus erster Hand erhält. Einen zweiten Sitz sollten die Grünen erhalten, was in der Sitzung aber revidiert wurde. Die neue Beschlussl­age brachte kurzfristi­g alle Juristen im Haus ins Schwitzen, bis eine rechtlich wasserfest­e Formulieru­ng gefunden wurde. Ab sofort gehört nun stets der oder die Vize des Landrats dem Gremium an.

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen wird dieses Jahr voraussich­tlich wieder ein Defizit von 7,5 Millionen Euro haben. Andere kommunale Häuser in der Region haben noch wesentlich höhere Verluste. Deshalb lautet das Gebot der Stunde Zusammenar­beit – in welcher Form auch immer.
Foto: Claudia Stegmann Das Kreiskrank­enhaus Schrobenha­usen wird dieses Jahr voraussich­tlich wieder ein Defizit von 7,5 Millionen Euro haben. Andere kommunale Häuser in der Region haben noch wesentlich höhere Verluste. Deshalb lautet das Gebot der Stunde Zusammenar­beit – in welcher Form auch immer.

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