Sexy, kreativ und mitreißend
Beim Starkbierfest in Königsmoos hat Fastenprediger Bruder Markus eine sexy Sekretärin. In kreativer Eigenleistung rechnet die Bürgergemeinschaft mit der großen und kleinen Politik ab.
Königsmoos Heitere Einlagen, zünftige Musik, später Tanzmusik, dazu süffiges Bier, deftige Brotzeiten, ein Begrüßungsschnapserl aus königlichen Händen und ein Fastenprediger, der kein Blatt vor den Mund nimmt – was will der Starkbierfestbesucher mehr? Auch in der 26. Auflage hat es die Bürgergemeinschaft Königsmoos (BGK) geschafft, ein Starkbierfest der Extraklasse auf die Füße zu stellen – alles wie gewohnt mit Protagonisten aus den eigenen Reihen. Ob junge Wilde der BGK oder Landfrauen – die Namen der Akteure bleiben gleich, der Generationswechsel vollzieht sich geräuschlos.
Gut gefüllt ist die Donaumooshalle in Untermaxfeld, als BGKVorsitzender Gerhard Edler das Mikrofon an Katja Hanrieder und Anita Klink-Herzinger übergibt, die schon im vergangenen Jahr die Moderation übernommen haben. „Weil’s keine Besseren gefunden haben“, wie sie trocken feststellen. Noch findet Hanrieder ihren Meister in Bürgermeister Heinrich Seißler, bei dem sie sich für den Landfrauenfasching revanchieren will, indem sie ihm zum Bieranstich einen normalen Hammer in die Hand drückt anstelle des üblichen Schlegels. Seißler aber hat zunächst ganz andere Probleme, denn der von der Brauerei mitgeschickte Zapfhahn klemmt. Wie gut, dass Musiker Jakob Müller vom Donaumoosduo einen Werkzeugkoffer dabeihat und auch der gastgebende Geflügelzuchtverein helfen kann. Mit einem Lächeln und einer eleganten Drehbewegung platziert Seißler den reparierten Hahn im Spundloch – der Hammer bleibt in seiner Schürzentasche. Und die Moderatorin seufzt: „Gut, ich werde mir für nächstes Jahr was überlegen.“
Etliche Ideen hatte jedenfalls Cheforganisatorin Alexandra Demuth, die wieder für ein ebenso launiges wie mitreißendes Programm gesorgt hat und dem Hauptakteur des Abends, Fastenprediger Bruder Markus (Ziegler), als „sexy Sekretärin“zur Seite steht. Habe er sich so gewünscht, erzählt sie, erntet aber nur vernichtende Blicke, als sie auf zwölf Zentimeter hohen Stöckelschuhe auf die Bühne stakst. „Sexy hat doch nichts mit Schuhen zu tun“, knurrt er sie an und begrüßt seine Zuhörer
mit dem Rat, feiern sollten sie, solange sich die Welt noch dreht – angesichts von Kriegen, Elend und Korruption. „Wir sollen sparen und unsere Politiker fliegen in der Welt rum“, klagt er, „wenn einer mal die Wahrheit sagt, dann wird er gleich verklagt.“Da droben laufe alles verkehrt, meint der Fastenprediger: „Früher war’n wir fortschrittlich eine Pracht – heute werden wir von allen nur ausgelacht.“
Von der „Königsresidenz“, die seit zwei Jahren fertig sein und Apotheke sowie Arztpraxis beherbergen soll, zieht Bruder Markus Analogien zu Neuschwanstein, das auch nie fertig wurde, aber trotzdem Besucher aus aller Welt anziehe. Mehr Sorgen macht ihm da schon die Donaumoos-Vernässung.
Was tun, wenn es kein Wasser gibt? Dann nützen auch 20 Grundwassermessstellen, als „Meilenstein im bayerischen Moorschutz“, wenig. Das Geld wäre in die lokalen Krankenhäuser besser investiert, findet er. BGK-Vorsitzender Gerhard Edler bekommt sein Fett weg, weil seine Hosenträger den Showtanz vor der schmachtenden blonden Sängerin nicht mitmachten, Karl Klink rät der Fastenprediger zum Strick – zum Festbinden auf dem MBTruck, damit nicht noch mehr passiert, als mit offener Tür zu fahren, die dann plötzlich weg ist. Tobias Lehmeier sollte lieber Elefanten als Kühe züchten, denn die könnten mit ihren Rüsseln beim Betonieren die Stallwand festhalten, sodass
sie sich nicht biegen kann. Dass die Fußballvereine aus Untermaxfeld und Ludwigsmoos nicht fusioniert haben, läge wohl an den Farben, vermutet Bruder Markus, denn mit Klingsmoos zusammen wäre dabei ein Ampelclub Rot-Grün-Gelb herausgekommen.
Im alten Untermaxfelder Schützenheim ließe sich ein Rotlichtetablissement einrichten, die Bauhofmitarbeiter könnten in milden Wintern als Kinderbetreuer eingesetzt werden, lauten weitere Ideen des Fastenpredigers. Die Landfrauen unterhalten mit dem fetzigen Tanz „Pretty Woman“. Die Alten der BGK, Gerhard Edler, Tobias Lehmeier und – ersatzweise – Bastian Hanrieder, sitzen als Warme Brüder auf spitzen Seifen ohne
Sprungturm, Wasserrutsche, Schwimmflügel und Blubberblasen („schädlich für die Bandscheibe“) in einem überdimensionalen Badezuber – eine herrlich komische Einlage. Den krönenden Abschluss machen die Jungen der BGK Alexander Edler, Philipp Klink, Florian Reichert und Elias Ziegler mit „Burlesque“. Ersterer stieg dann noch einmal in die Halbkugel, denn die Schätzfrage fürs Publikum wollte wissen, wie viele Liter Starkbier noch hineinpassen, wenn ein Königsmooser Gemeinderat darinsitzt. Unter Aufsicht von stellvertretender Landrätin Rita Schmidt und Heiner Seißler wurden 33,8 Liter warmes, gelb gefärbtes Wasser hineingekippt.