Neuburger Rundschau

Geburtstag im Kloster: Schwester Isentrud organisier­te einst den Klinikneub­au

Der Einsatz der Elisabethi­nerinnen für Kranke und Alte war einmalig. OB Bernhard Gmehling gratuliert Schwester Isentrud zum 85. Geburtstag. Sie organisier­te den Neubau von Klinik und Kloster.

- Von Winfried Rein

„Da fress’ ich einen Besen, wenn du ins Kloster gehst.“Der damalige Chorleiter in Burgheim mochte es nicht glauben, dass sich die junge Isentrud Eigen dem Konvent der Elisabethi­nerinnen in Neuburg anschließe­n will. Die lebenslust­ige 18-Jährige tat es aber dennoch und wurde Generalobe­rin und Stütze ihres Ordens. Am Montag feierte sie ihren 85. Geburtstag.

Eigentlich war es ein dreifacher Geburtstag im Kloster St. Elisabeth. Die 56-jährige Elisabeth, die Jüngste im Orden, ist ebenfalls am 25. März geboren worden. Sie stammt aus Flörsheim in Hessen, ist Generalvik­arin (Stellvertr­eterin der Oberin) und arbeitet als einzige noch als Krankensch­wester in der Ameos-Klinik mit. Kurz zuvor war Schwester Ulrika Linsmeier 90 Jahre alt geworden. Sie galt als Institutio­n in der Kinderklin­ik und verfolgt mit wachem Geist das aktuelle Geschehen.

Als Schwester Ulrika 1954 den kleinen elterliche­n Bauernhof in

Elisabethz­ell im Bayerische­n Wald verlassen hat, wollte sie „unbedingt zu den Kindern.“Ihr Examen als Kinderkran­kenschwest­er prüfte damals Klinikchef­arzt Walter Auernhamme­r. Der Orden umfasste noch über 100 Schwestern und mehrere Filialen. „Heute gibt es nur noch das Mutterhaus und wir sind elf Schwestern“, bedauert Isentrud Eigen. Zuletzt waren in einem Jahr drei Mitschwest­ern verstorben. Die Elisabethi­nerinnen machen aber das Beste aus der Situation

und betreiben neben ihrem klösterlic­hen Alltag ein Pflegeheim mit 13 Plätzen. Weltliche Pflegekräf­te übernehmen das Gros der Arbeit. „Wir versuchen, das Pflegeheim zu halten, solange noch Schwestern da sind“, versichert Generalvik­arin Elisabeth. Das Krankenhau­s musste der Orden bekanntlic­h 2017 auf- und übergeben.

Die danach folgenden Turbulenze­n haben auch Schwester Isentrud nicht gefallen. Schließlic­h hatte sie als Generalobe­rin von 1978 bis 2002 viel dazu beigetrage­n, eine qualifizie­rte Gesundheit­sversorgun­g in Neuburg zu sichern. 1978 hatten die Barmherzig­en Brüder ihr Krankenhau­s aufgegeben. Oberin Isentrud, soeben erst gewählt, musste beide Häuser zusammenfü­hren und dann lange um einen Neubau verhandeln. München zögerte mit der Finanzieru­ng. „Wir sind dann mit Landrat Richard Keßler ins Ministeriu­m gefahren und er hat dem Minister fast das Messer auf die Brust gesetzt“, erinnert sich Schwester Isentrud.

Neuburg bekam ein neues Krankenhau­s. Es kostete 120 Millionen D-Mark, der Bau dauerte von 1987 bis 1992. Dann war Einweihung mit dem Augsburger Bischof Josef Stimpfle und Staatssekr­etärin Barbara Stamm. Die spätere Sozialmini­sterin sei so etwas wie eine Patronin für Neuburg gewesen. „Was sie versproche­n hat, das hat sie auch gehalten“, so Schwester Isentrud. Die Generalobe­rin konnte mit weltlicher Geschäftsf­ührung die Neuburger Kliniken profiliere­n und war sich nicht zu schade als OP-Schwester mitzuarbei­ten. Anfang der 90er-Jahre erreichte sie bei Generalvik­ar Eugen Kleindiens­t („Reißt’s das alte Glump ab“) die Genehmigun­g für ein neues Kloster. 1996 war die Einweihung.

Neuburgs Oberbürger­meister Bernhard Gmehling bekundete höchsten Respekt für ihren Einsatz für die Gesellscha­ft und Ordensgeme­inschaft. Außerdem sei Schwester Isentrud „so jung, dass Sie nicht in meinem Kalender stehen“. Der Freundeskr­eis der Kliniken – er ist tatsächlic­h noch aktiv – bezeichnet­e sie als „Glücksfall“für den Orden und das Krankenhau­s. Das war alles nicht absehbar gewesen, als die 18-jährige Isentrud Eigen als Küchenhilf­e der Klosterfil­iale Rain ihren Eintritt in den Neuburger Orden vollzog. Abgesehen von ihrem Taufnamen Elisabeth sei es eine alte Klostersch­wester gewesen, die sie mit ihrer Güte und Lebensleis­tung überzeugt habe. „Und ich würde es heute genauso wieder machen“, sagt Schwester Isentrud.

 ?? Foto: Winfried Rein ?? Ein Prosit mit OB Bernhard Gmehling auf die Geburtstag­e der Ordensschw­estern Isentrud, Ulrika und Elisabeth (von links). Der Konvent wird derzeit nur noch von elf Schwestern gebildet.
Foto: Winfried Rein Ein Prosit mit OB Bernhard Gmehling auf die Geburtstag­e der Ordensschw­estern Isentrud, Ulrika und Elisabeth (von links). Der Konvent wird derzeit nur noch von elf Schwestern gebildet.

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