150 Menschen aus Notlage befreit
So viele Einsätze wie lange nicht hatte die Feuerwehr Neuburg im vergangenen Jahr. Zwei davon bleiben dem Kommandanten Markus Rieß besonders in Erinnerung.
Es gibt diese Einsätze, die auch einem erfahrenen Feuerwehrkommandanten wie Markus Rieß in Erinnerung bleiben. Als im Januar 2023 seine Kameraden und er alarmiert wurden, weil in der Produktion des Glaswerks Verallia in Neuburg siedend heißes Flüssigglas aus einer gebrochenen Wanne ausgetreten war, da ahnte er schon bei der Anfahrt, dass das kein Standardeinsatz wird. Es war klar, dass die Folgen dieses Lecks für den Betrieb massiv sein könnten. Und es war klar, dass es gefährlich werden könnte. „Es war eine große Herausforderung und als meine Leute da rein sind, da hatte ich schon ein mulmiges Gefühl.“
An jenem Tag im Januar aber konnten die Feuerwehrler aus Neuburg wirklich helfen. Bis auf ein paar kleinere Verbrühungen wurde von den Einsatzkräften niemand verletzt. Also alles gut gelaufen. Wie so oft im vergangenen Jahr übrigens, denn mit 550 Einsätzen im Jahr 2023 wurden die Ehrenamtlichen so häufig wie nie zuvor alarmiert. 2022 waren es etwa 460 Einsätze gewesen. Natürlich zählen dazu auch Hilfeleistungen wie Tierrettungen, Sicherung von Unfallstellen oder Wohnungsöffnungen. „Die wenigsten Einsätze, die wir fahren, sind ja wirklich Brände“, sagt Rieß im Rückblick auf das vergangene Jahr.
150 Personen konnte die Feuerwehr Neuburg im vergangenen Jahr aus einer Notsituation retten. „Das ist schon eine erstaunliche Zahl“, sagt Rieß und er gibt offen zu, dass ihm und seinen Leuten genau diese Bilanz vor Augen führe, warum sie sich für die Allgemeinheit bei der Feuerwehr einbringen. „Das ist eine Leistung und das tut gut“, sagt der 57-jährige Stadtkommandant, der seit 2017 die Neuburger Wehr führt.
Doch natürlich gibt es auch die andere Seite. Für 15 Menschen kam jede Rettung zu spät: Ob selbst verschuldet, durch häusliche Unfälle oder aufgrund von Krankheiten – der Tod ist ein Begleiter der Feuerwehrarbeit.
Glücklicherweise habe es 2023 keinen tödlichen Verkehrsunfall gegeben. Erst im Januar 2024 wurde diese Bilanz durchbrochen, als eine Frau aus Oberhausen bei Burgheim in ihrem Fahrzeug verbrannte.
Fordernd war für die Einsatzkräfte auch ein Unfall im April 23 in Heinrichsheim. In der MatthiasBauer-Straße wurde ein Fahrer und vier weitere Insassen schwer verletzt. „Wir mussten alle aus dem Wagen schneiden“, erinnert sich Rieß. Solche Einsätze im Wohngebiet seien äußert selten, weil dort eigentlich nicht so schnell gefahren werde, dass Autoinsassen eingeklemmt werden. Das aber war an jenem Apriltag anders. Und so musste unter massivem Personalaufgebot ein intensiver Einsatz gefahren werden. „Wenn jemand bei Bewusstsein eingeklemmt und schwer verletzt ist, dann ist unsere Aufgabe – neben allem technischen – vor allem die Betreuung der Verletzten“, berichtet der Kommandant.
Mittlerweile 101 aktive Feuerwehrmänner
und -frauen engagieren sich bei der Neuburger Wehr. 27 davon sind Jugendliche. Seit 40 Jahren dabei ist Josef Mayer, der für seine Treue von Oberbürgermeister Bernhard Gmehling bei der Jahreshauptversammlung geehrt wurde. Mayer helfe der Wehr auch gerne mal aus, wenn ein Stapler oder eine Motorsäge gebraucht wurde. 46 Mitglieder sind als Atemschutzträger ausgebildet. 65 absolvierten 2023 Lehrgänge und Ausbildungen, viele weitere erfolgten intern.
Rieß nutzte die Chance bei der Jahreshauptversammlung, Gmehling erneut die Notwendigkeit eines Anbaus für das Feuerwehrhaus zu erläutern: „Wir müssen unsere Fahrzeuge schon in der Waschhalle parken und ordentlich rangieren, damit wir alles unterstellen können.“Auf dem Hof des Feuerwehrhauses sei genug Platz für eine Industriehalle. Auch wenn die finanzielle Lage der Stadt angespannt sei, wäre es wünschenswert, wenn das Projekt in den nächsten Jahren angegangen wird.