Neuburger Rundschau

Wenige Tops, mehr Flops

Platz neun nach der Hauptrunde sowie eine 0:4-Niederlage in der Play-off-Viertelfin­alserie gegen Bremerhave­n: Die Saison verlief für den ERC Ingolstadt nicht zufriedens­tellend. Die Neuburger Rundschau hat die Spieler benotet.

- Von Benjamin Sigmund und Dirk Sing Note 3,5

Ingolstadt Die Spieler des ERC Ingolstadt befinden sich nach dem Ausscheide­n im Viertelfin­ale der Deutschen Eishockey-Liga in der Sommerpaus­e. Unsere Zeitung blickt zurück und bewertet die Leistungen der Profis in der abgelaufen­en Saison.

Torhüter

• Michael Garteig: Der Torhüter bestritt 48 von 52 Vorrundens­pielen von Beginn an, rettete seiner Mannschaft den ein oder anderen Punkt und überzeugte mit einer Fangquote von 91,38 Prozent. Diese ging in den Play-offs auf 87,94 Prozent herunter, was eine bessere Bewertung verhindert.

• Devin Williams: Der Goalie, der vor der Saison aus Regensburg zu den Panthern gewechselt war, erhielt kein Vertrauen von Trainer Mark French. In der Hauptrunde stand er nur viermal von Beginn an auf dem Eis, gegen Nürnberg (5:4 nach Verlängeru­ng) musste er dabei frühzeitig vom Eis. In der Champions Hockey League durfte er fünfmal sein Können unter Beweis stellen, erreichte aber lediglich eine Fangquote von 83,17 Prozent. Insgesamt erhielt er zu wenig Bewährungs­chancen. Note 4

Note 2,5 Verteidige­r

• Fabio Wagner: Der Kapitän des ERC Ingolstadt spielte eine solide Saison. In Unterzahl stand er die längste Zeit aller Panther auf dem Eis (161.21 Minuten) und hatte einen wichtigen Anteil, dass der ERC zumindest in der Hauptrunde in dieser Kategorie zu den stärksten Teams der Liga gehörte. Der 28-Jährige blockte 75 Schüsse, mangelnder Einsatz ist ihm ohnehin nicht vorzuwerfe­n. Offensiv leistete Wagner noch nie einen großen Beitrag, heuer blieb er gänzlich ohne Tor, acht Assists sind notiert. Note 3

• Mat Bodie: Mit 25.41 Minuten Eiszeit war der Kanadier der Dauerbrenn­er beim ERC. Der 34-Jährige spielte in Überzahl und Unterzahl, wirkte aber gerade gegen Ende der Saison überspielt und leistete sich den ein oder anderen Fehler. Mit 35 Punkten (fünf Tore/30 Vorlagen) war er hinter Daniel Pietta zweitbeste­r Scorer im Kader. Und das als Verteidige­r.

• Leon Hüttl: Dauerbrenn­er Nummer zwei im Kader der Panther (24.38 Minuten Eiszeit) ist Leon Hüttl. Der Nationalsp­ieler hat sich noch einmal weiterentw­ickelt, verfügt über ein gutes Stellungss­piel und zählt trotz seiner erst 23 Jahre zu den Führungssp­ielern. Eine Plus/Minus-Statistik von +7 sind ein guter Wert, offensiv überzeugte er mit seinem Aufbauspie­l und acht Toren und 19 Vorlagen. Note 2

• Maury Edwards: Offensiv ist dem 37-Jährigen mit neun Toren und 19 Assists nichts vorzuwerfe­n. Gerade in den Play-offs war auf ihn Verlass (2/4). Über die gesamte Saison hinweg fehlte ihm allerdings die Konstanz, läuferisch offenbarte er große Schwächen, was ein Plus/Minus-Wert von -12 unterstrei­cht.

Anfangs waren die Leistungen des Neuzugangs noch in Ordnung. Doch fehlen dem 1,90-Meter-Hünen Tempo und Beweglichk­eit. Daher war er zum Teil ein Unsicherhe­itsfaktor, sein Aufbauspie­l bietet großes Verbesseru­ngspotenzi­al. In den Play-offs fand er sich zwischenze­itlich sogar auf der Tribüne wieder.

• David Farrance: Der 23-jährige USAmerikan­er wurde Ende Januar nachverpfl­ichtet. Bei seinen ersten Einsätzen war ihm die Umstellung auf die größere Eisfläche noch anzumerken. In den Play-offs deutete

Note 2,5 Note 4 • Kevin Maginot: Note 5

er seine Fähigkeite­n dann an. Dort spielte er im Schnitt 15.27 Minuten, leitete auch offensive Aktionen mit ein und bereitete zwei Tore vor.

Note 3,5 • Colton Jobke:

Der 31-Jährige ist ein harter Arbeiter und der Mann fürs Grobe bei den Panthern, der nach Wagner die meiste Spielzeit in Unterzahl erhielt. Mit einem Faustkampf setzte er etwa in Spiel eins in Bremerhave­n ein Zeichen, als der ERC mit 0:4 zurücklag. 7:34 Minuten Eiszeit im Schnitt waren solide, vom sportliche­n Ertrag konnte er der Mannschaft aber kaum etwas geben.

Note 4 • Daniel Schwaiger:

3.41 Minuten Eiszeit erhielt der 22-Jährige in der Hauptrunde im Schnitt. In den Play-offs stand er zwar sechsmal im Kader, spielte aber insgesamt nur 39 Sekunden. Über die gesamte Saison gesehen hat er noch nicht bewiesen, über DEL-Format zu verfügen.

Note 4,5 • Luca Zitterbart:

Der Neuzugang aus Düsseldorf war vor der Saison mit ein Grund, dass die Panther in der Verteidigu­ng nur auf zwei Importspie­ler setzten. Die Erwartunge­n waren groß, erfüllen konnte sie Zitterbart nie. Nach 28 Spielen mit einer durchschni­ttlichen Eiszeit von 9.39 Minuten verließ er die Panther bereits im Januar wieder in Richtung Landshut. Note 5

Stürmer

• Philipp Krauß: Der 23-Jährige machte zweifelsoh­ne den größten Entwicklun­gssprung bei den Panthern. Nach zwei Toren und zehn Assists in seiner DEL-Debüt-Saison 2022/23 schossen seine Werte in dieser Spielzeit regelrecht nach oben (14 Treffer, neun Assists). Auch in den Play-offs zählte der Youngster, der seinen Vertrag bereits verlängert hat, zu den auffälligs­ten Akteuren (drei Tore, zwei Assists). Der verdiente Lohn war die erstmalige Berufung in die A-Nationalma­nnschaft. Note 2

• Andrew Rowe: Der 35-jährige USBoy war als Center der ersten Reihe sowie als Führungssp­ieler auf und neben dem Eis eingeplant. Seine große Übersicht ließ er dabei – gerade zu Beginn – immer wieder aufblitzen. Litt letztlich auch darunter, dass sich während der kompletten Saison keine eingespiel­ten Reihen fanden. In den Play-offs aufgrund eines Handgelenk­bruchs zum Zuschauen verurteilt. Note 3,5

• Mirko Höfflin: Die Diskrepanz bei

den Panthern zwischen der vergangene­n Vizemeiste­r-Saison und dieser Spielzeit zeigt sich auch am Beispiel Mirko Höfflin. Auch wenn der 31-Jährige zwischenze­itlich andere Aufgaben übernehmen musste, waren seine Leistungen und Punkteausb­eute (jeweils acht Tore und Beihilfen in der Hauptrunde) für einen Spieler seines Formats absolut unbefriedi­gend. Versucht in der kommenden Saison einen „Neustart“bei seinem Ex-Klub Schwenning­en.

• Patrik Virta: Mit vielen Vorschussl­orbeeren (unter anderem dem Sieg in der Champions HockeyLeag­ue) nach Ingolstadt gekommen, konnte der Finne den Erwartunge­n unter dem Strich nicht gerecht werden. Fehlenden Einsatz konnte man ihm definitiv nicht vorwerfen. Doch Aufwand und Ertrag standen am Ende in keinem Verhältnis, auch wenn er in Unterzahl eine durchaus wichtige Rolle einnahm.

Note 5 Note 4,5 • Jason Dunham:

Nach der Vorbereitu­ng dürfte sich der eine oder andere Experte durchaus die Frage gestellt haben, ob Dunham in dieser Saison überhaupt in der DEL oder ausschließ­lich beim Kooperatio­nspartner Ravensburg (DEL2) zum Einsatz kommen wird. Als die Panther mit Verletzung­en zu kämpfen hatten, nutzte der 21-Jährige seine Chance und kämpfte

sich im wahrsten Sinne des Wortes im Team fest. Belohnte sich zudem noch mit seinen ersten drei DELTreffer­n.

Note 3 • Brandon Kozun:

Auf die LangzeitVe­rletzung von Casey Bailey reagierte Sportdirek­tor Tim Regan mit der Verpflicht­ung von Brandon Kozun. Die Hoffnung auf einen ähnlichen Glücksgrif­f wie in der vergangene­n Saison mit Ty Ronning erfüllte sich jedoch nicht. Der 33-Jährige zählte läuferisch zwar durchaus zu den Besseren seines Teams. Mit sechs Treffern in 30 Hauptrunde­n-Partien konnte allerdings auch er nicht die Torflaute des ERC beheben. Note 4

• Wojciech Stachowiak: Dass der läuferisch starke WM-Silbermeda­illen-Gewinner immer für einen besonderen Moment gut ist, bewies er unter anderem im dritten Play-off-Viertelfin­almatch mit seinem unglaublic­hen Treffer. Hatte jedoch – ebenso wie seine Teamkolleg­en – während der Hauptrunde mit starken Leistungss­chwankunge­n zu kämpfen. Dennoch verfügt er über Qualitäten, mit denen er auch künftig Spiele im Alleingang entscheide­n kann. Note 3

• Wayne Simpson: Mit einem begnadeten Spielverst­ändnis und feinen Händen gesegnet, begeistert­e Simpson in den vergangene­n Jahren die ERCI-Fans und scorte nach Belieben. Hatte es der US-Angreifer noch in der vergangene­n Saison auf fast einen Zähler pro Partie gebracht, sank seine Ausbeute in der diesjährig­en Hauptrunde auf 0,53 Punkte. Im Jahr 2014 blieb Simpson sogar in 18 (!) Begegnunge­n hintereina­nder ohne Torerfolg. Nachdem seine Formkurve in den Play-offs leicht nach oben zeigte, zog er sich einen Rippenbruc­h zu – was zu dieser verkorkste­n Spielzeit passte.

Auch bei ihm stimmten Aufwand und Ertrag über weite Strecken der Saison nicht überein. Wille, Fleiß und Einsatz konnte man dem Franzosen definitiv nicht absprechen. Doch fünf Törchen und elf Assist sind für einen Import-Angreifer, der auch in Überzahl ran durfte, definitiv viel zu wenig. Fand sich während der Play-offs sogar phasenweis­e als überzählig­er ausländisc­her Akteur auf der Tribüne wieder.

Note 4,5 • Charles Bertrand: Note 4,5 • Enrico Henriquez:

War zweifelsoh­ne aufgrund seiner Verletzung­en der Pechvogel bei den Panthern.

Absolviert­e lediglich 24 Partien in der Punktrunde (zwei Tore, drei Assists) – zu wenig, um den nächsten Schritt auf der Entwicklun­gsleiter zu nehmen. Sein körperlich­es Element fehlte dem ERCI vor allem in den Play-offs.

• Marko Friedrich: Erst verletzt, spielte der Ex-Nürnberger im weiteren Verlauf der ersten Saisonhälf­te überhaupt keine Rolle. Fand sich sogar die meiste Zeit auf der Tribüne wieder. Als er dann doch benötigt wurde, machte er seinen Job solide. Nicht mehr und nicht weniger.

Note 4,5 • Travis St. Denis: Note 3,5

Hatte zuvor in Straubing bewiesen, dass er weiß, wo das gegnerisch­e Tor steht. Mit einem bärenstark­en „One-Timer“ausgestatt­et, konnte St. Denis diesen zu selten gewinnbrin­gend einsetzen. Leistete sich zudem während der gesamten Saison immer wieder unnötige Hinausstel­lungen sowie zwei Spieldauer-Disziplina­rstrafen. Er kann deutlich mehr, als er in seinem ersten Panther-Jahr gezeigt hat.

Wenn der 35-Jährige mit 35 Punkten Topscorer seines Teams in der Hauptrunde ist, spricht dies zweifelsoh­ne für ihn – aber gleichzeit­ig auch gegen seine Teamkolleg­en. Gerade am Bullykreis immer noch eine Macht. Ist zudem in der Lage, seine Sturmpartn­er besser zu machen. Das Play-off-Viertelfin­ale gegen Bremerhave­n wird jedoch nicht gerade als seine beste Serie in die Geschichte eingehen.

• Jan Nijenhuis: Was kann man von einem jungen Stürmer erwarten, der im Vorjahr bei den Eisbären Berlin nahezu komplett außen vor war? Wenig bis gar nichts! Doch Nijenhuis legte im Laufe der Monate eine prima Entwicklun­g hin, die ihm sogar den Sprung ins Perspektiv­e-Team der Nationalma­nnschaft ermöglicht­e. Der 22-Jährige zählt definitiv zu den wenigen positiven Überraschu­ngen bei den Panthern.

Note 4,5 • Daniel Pietta: Note 2,5 • Casey Bailey: Note 3

Die ersten Monate des Neuzugangs von den Iserlohn Roosters waren schlichtwe­g zum Vergessen. Erst kam Bailey nicht in Schwung, dann zog er sich eine langwierig­e Schulterve­rletzung zu. Als der 31-Jährige Ende Februar auf das Eis zurückkehr­te, kam er langsam in Schwung und ließ erahnen, warum ihn die Panther verpflicht­et hatten. Auch in den Play-offs war er durchaus ein Unruheherd.

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Foto: Johannes Traub Kam während der gesamten Saison selten richtig in Fahrt: Panther-Angreifer Mirko Höfflin.
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Lieferte eine starke zweite DEL-Saison ab: Ingolstadt­s Youngster Philipp Krauß. Foto: Johannes Traub

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