Reparieren statt wegwerfen
Nähmaschinen, Kaffeemaschinen, Wasserkocher, Armaturen und Fahrräder wurden den Ehrenamtlichen ins neue Reparaturcafé nach Karlshuld gebracht.
Die Bilanz des ersten Reparaturcafés in Karlshuld lässt sich sehen. Unter anderem sind eine Kaffeemaschine mit defektem Schalter, ein Radio, das seine Sender verloren hatte, zwei Nähmaschinen, bei denen eine Schraube festsaß beziehungsweise die Spule sich nicht mehr einbauen ließ, und ein defekter Wasserkocher im katholischen Pfarrheim angeliefert worden. Die Besitzer nutzen die Gelegenheit, sich am bestens bestückten Kuchenbüfett zu bedienen und einen Kaffee zu trinken, bis ihr Gerät an der Reihe ist. Dann sollen sie mit Hand anlegen – oder zumindest assistieren und zuschauen, wie es unter den kundigen Händen des ReparaturcaféTeams wieder ans Laufen gebracht wird. Manfred Wittmann, der Ideengeber und Organisator des Reparaturcafés sitzt am Eingang und nimmt Aufträge entgegen. Wobei manche Arbeiten die Ehrenamtlichen überfordern, was er dann sofort sagt. „Kaffeevollautomaten zum Beispiel nehmen wir nicht an, nur Kleingeräte“, erklärt er. Wie der gelernte Einzelhandelskaufmann und Rettungsassistent auf die Idee gekommen ist, in Karlshuld ein Reparaturcafé ins Leben zu rufen? „Ich finde, es wird viel zu viel weggeworfen“, antwortet er, „zuhause repariere ich alles, was geht“.
Er wandte sich mit der Idee an die Nachbarschaftshilfe „Wir füreinander“und damit war als potenzieller Träger die Caritas mit an Bord. „Mit dem Reparaturcafé setzen wir ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft“, findet Sozialpädagogin Johanna Knöferl vom Caritasverband, „jedes Gerät, das nicht weggeworfen, sondern repariert wird, schont Ressourcen, die Umwelt und den Geldbeutel“. Wichtig ist ihr vor allem der Aspekt des gemeinschaftlichen Reparierens und nicht zuletzt auch, dass hier am Samstagnachmittag ein Treffpunkt geboten ist, wo Menschen zusammenkommen.
Zeitgleich treffen sich hier nämlich
das Strickcafé, das ebenfalls unter dem Dach der Nachbarschaftshilfe angesiedelt ist. Die beiden Initiativen arbeiten zusammen, das Kuchenbüfett ist ein Gemeinschaftswerk. Um die Bewirtung kümmern sich Gabi Lautner aus Weichering und Gertrud Benesch. Das Team, zu dem noch Schreiner und Kfz-Mechaniker Andreas
Fuchs, Elektriker Wolfgang Brüderle, Gabriele Gehlert und Ulrich Bauermann gehören, hat sich über mehrmalige Aufrufe von Gemeinderätin Bianca Glöckl im Gemeindeblatt zusammengefunden. „Wir haben die Leute am Straßenrand aufgelesen“, scherzt Wittmann. Auf seiner Wunschliste steht noch ein Uhrmacher oder
Feinmechaniker. Batteriewechsel sind für den Allrounder kein Problem, aber für diffizilere Probleme hätte er doch gerne einen Fachmann im Team.
Vor dem Pfarrheim befindet sich der Arbeitsplatz von Bauermann. An E-Bikes gehe er eigentlich nicht heran, erzählt er. Doch seine einzige Kundin hat Glück, sie braucht für ihr Problem letztlich nur eine Beratung und kann ihr E-Bike nun wieder beruhigt nutzen. Im hinteren Eck des Pfarrsaals bleibt es ruhig. Hier hat Gabriele Gellert ihre Nähmaschine aufgebaut – falls jemand mit zerrissener Hose oder Ähnlichem ihre Hilfe bräuchte. Das ist diesmal nicht der Fall. „Ich kann auch Knöpfe annähen“, sagt die gelernte Zoo-Technikerin und Melkerin lachend, „Näharbeiten sind mein Hobby“.
Fast durchgängig beschäftigt sind dagegen die Elektriker Martin Messer und Wolfgang Brüderle. Sie sitzen an jeweils einem der beiden Prüfplätze mit sechs Steckdosen und einer Gummimatte, die den Tisch schützt, eine große Werkzeugkiste auf dem Boden und den ganzen Stolz der Handwerker, ein VDE-Prüfgerät auf dem Tisch neben sich. Damit lassen sich reparierte Geräte durchchecken, ehe sie dem Besitzer wieder mitgegeben werden. Finanziert wurde das mehr als 1000 Euro teure Instrument durch eine entsprechende Spende der Gemeinde Karlshuld. Weitere gewerbliche, private und Vereinsspenden wurden für Werkzeug weitere Sicherheitsausstattung verwendet. Ersatzteile hat das Reparaturteam nicht vorrätig, sie müssen mitgebracht werden oder – sofern nicht bekannt, wo der Fehler liegt – das defekte Teil wird ausgebaut, kann vom Besitzer bestellt und am nächsten Reparaturcafé wieder zum Einbau mitgebracht werden.
Bürgermeister Michael Lederers Dank galt allen Akteuren der Nachbarschaftshilfe. „Es ist schön, wenn etwas ins Leben gerufen wird, das es vorher noch nicht gab“, meint er, „das Reparaturcafé ist eine gute Sache für Karlshuld“. Dabei betont er den Nachhaltigkeitsgedanken – es sei immer gut, wenn Dinge länger genutzt werden. Als vollen Erfolg wertet Johanna Knöferl das erste Reparaturcafé und betont, die gute Idee sei nur dank eines tollen Teams umsetzbar gewesen.
Nächste Termine: Samstag, 11. Mai, 8. Juni, 6. Juli, 3. August, 14. September, 12. Oktober und 9. November.