„Wir brauchen Recht auf analoges Leben“
Die Linken sprechen über digitale Diskriminierung
Beim offenen linken Gesprächskreis im Tanzcafé Hertlein stand kürzlich das Thema „Recht auf ein analoges Leben – Digitale Diskriminierung und Ausgrenzung“zur Diskussion. Die Sprecherin der Neuburger Linken, Gabriele Nava, konnte dazu laut Pressemitteilung neben den Gästen Stadtrat Michael Wittmair und den Referenten Roland Keller begrüßen.
Roland Keller, selbst Mitbegründer des Gesprächskreises, freute sich demnach über die zahlreiche Teilnahme, da diese Runde jetzt genau 15 Jahre bestehe und sich seit dieser Zeit nur mit wenigen Unterbrechungen regelmäßig wöchentlich treffe. Dabei werde jeweils in lockerer Form ein Schwerpunktthema besprochen, sei es lokal, bundespolitisch oder gesellschaftspolitisch aktuell.
„Das heutige Thema habe ich vorgeschlagen, weil in der Öffentlichkeit fast nur noch die Lösung sämtlicher Probleme durch Digitalisierung propagiert wird“, so der Referent. Konkret ärgere ihn zum Beispiel, dass das Deutschlandticket und bei den ersten Geschäften Kassenzettel nur noch digital zu bekommen seien. Was machen Bürgerinnen und Bürger ohne Smartphone, wenn sie dennoch am gesamten gesellschaftlichen Leben teilnehmen wollen? „Wir brauchen ein Recht auf ein analoges Leben, denn die übertriebene Digitalisierung führt zu Diskriminierung und Ausgrenzung.“
Die Teilnehmenden zeigten lebhaftes Interesse, indem sie ihre persönlichen Erfahrungen einbrachten. So sei es etwa abzulehnen, dass Bahncard, Stadtwerkeanträge, Führerscheinummeldungen und Terminanmeldungen zunehmend digital gefordert werden und oft erst nach Interventionen analoge Kompromisse möglich sind. Auch das Lesen von Büchern oder die Tageszeitung in Papierform wird von mehreren Diskutanten bevorzugt. Michael Wittmair berichtete, dass es immer mehr Kassen ohne Verkäufer und Bargeldzahlung gebe, ebenso würden viele Firmen keine Nachnahme mehr ermöglichen. Er plädierte ebenso für analoge Bewerbungen, die oft erfolgreicher seien. Kritische Anmerkungen gab es zum digitalen Arzneirezept, da nicht überprüft werden könne, was verordnet wurde.
Die Veranstaltungsreihe soll monatlich fortgesetzt werden, jeweils zu einem anderen Schwerpunkt. Roland Keller erklärte sich bereit, die Koordination zu übernehmen. So wird sich der Gesprächskreis am 8. Mai, um 19 Uhr, wieder im Hertlein, mit dem Bereich Gesundheitswesen befassen. (AZ)