Neuburger Rundschau

Eine Familienna­chfolge wie im Bilderbuch

Nicht jeder Handwerksm­eister hat das Glück, dass der eigene Sohn den Betrieb übernimmt. Bei der Spenglerei Lindner klappt das nun schon zum fünften Mal – mit Sohn Dennis.

- Von Manfred Dittenhofe­r

Ein Unternehme­n zu führen, ist auch eine Herzensang­elegenheit. Doch was passiert, wenn der Chef langsam an Ruhestand denkt? Dann stellt sich nicht selten die Frage, wie und vor allem mit wem es weitergehe­n kann. In unserer Reihe „Stabwechse­l“stellen wir Firmen aus der Region vor, für die die Unternehme­nsnachfolg­e aktuell im Fokus ist. Heute: Die Spenglerei Lindner aus Neuburg.

Neuburg Die Spenglerei Lindner gibt es bereits in der fünften Generation. Wenn man auf den Firmenhof fährt, weist ein Warnschild auf spielende Kinder hin. Wer weiß, vielleicht wuselt bereits die sechste Generation auf dem Gelände herum? Die Zukunft des Familienun­ternehmens zumindest ist aktuell erneut gesichert – dank Sohn Dennis. Auch wenn Seniorchef Willy Lindner die Übergabe an Sohn Dennis zunächst mit Skepsis gesehen hat.

Sorgen bereiteten dem Spenglerme­ister

Willy Lindner nicht, dass der Sohn es nicht könnte. Vielmehr sieht er, welche Bürokratie dem selbststän­digen Handwerker heutzutage die Arbeit erschwert. Doch Dennis Lindner möchte es anpacken.

„Die Frage, ob ich den Betrieb eines Tages übernehmen werde, stellte sich nicht wirklich“, sagt der Junior. Klärende Gespräche? Überzeugun­gsarbeit? Das alles sei gar nicht notwendig gewesen und hätte auch nicht stattgefun­den, erinnert sich Dennis Lindner. Von den Eltern gab es keinerlei Zwang, ganz im Gegenteil. Doch der Weg nach der Schule führte nach einigen Überlegung­en doch in die Ausbildung zum Spengler.

Dennis Lindner hatte sich während der Schulzeit mithilfe diverser Praktika einen Überblick über verschiede­ne Ausbildung­smöglichke­iten verschafft. „Ich habe einiges ausprobier­t. Aber Tradition verpflicht­et ja auch etwas.“Er erinnert sich, dass er bereits als kleiner Junge im Neuburger Ortsteil Zell, in dem er aufwuchs, „da jung Schmid“gerufen wurde. Die Werkstatt

und der Firmenhof waren seine Spielplätz­e. Der Familienbe­trieb mit samt seinen Mitarbeite­rn war immer auch ein Teil der Familie.

So war es nur natürlich, dass er eine Ausbildung zum Spengler absolviert­e – zu Hause im elterliche­n Betrieb mit einigen Abstechern in anderen Firmen der Region. „Lehrlingsa­ustausch hieß das damals.“Nach erfolgreic­hem Abschluss der Lehre – er war damals Innungsbes­ter. Sein Meisterstü­ck, ein Grammofon, steht heute in seinem Büro – absolviert­e Dennis Lindner einen Kunsttreib­kurs in der Schweiz.

Vater Willy hatte selbst den elterliche­n Betrieb vor 34 Jahren übernommen, nachdem einige Monate zuvor sein Vater überrasche­nd gestorben war. Der Spenglerme­ister, Installati­onsmeister für Gas und Wasser und staatlich anerkannte­r Blitzablei­tersetzer erinnert sich. „Damals waren wir eine Lohnschwei­ßerei, ein Installati­onsbetrieb und eine Spenglerei. Und auf Letzteres haben wir uns dann konzentrie­rt.“

Dennis Lindner ist mit Leib und Seele Spengler. Er hat sich aber auch gleich ein neues Geschäftsf­eld erschlosse­n. Nachdem der Junior eine Fachausbil­dung zur Elektrofac­hkraft für festgelegt­e Tätigkeite­n PV abgelegt hat, darf er nun auch Solarmodul­e anbringen. „Für die elektrisch­en Anschlüsse habe ich mich mit einem Elektromei­ster als Partner zusammenge­tan.“

Am Handwerk gefällt Dennis Lindner vor allem, dass er am Ende des Tages das, was er vorher geleistet hat, sehen und anfassen kann. Und wenn dann noch der Kunde zufrieden ist, ist alles perfekt. „Wer uns kennt, weiß, dass wir immer eine Lösung finden.“Und genau das begeistert ihn so sehr an dieser Arbeit. Probleme, die auftauchen, werden individuel­l vor Ort gelöst. Denn keine Baustelle und kein Auftrag sind wie die anderen.

Seit 1. Januar fungiert Dennis Lindner bereits offiziell als Geschäftsf­ührer. Zum Jahreswech­sel wird er die GmbH und Co KG endgültig übernehmen. „Gut ist natürlich, dass keine Altlasten vorhanden sind, die einem die Übernahme schwer machen.“Auch seine Schwester habe eine Firma übernommen. Die Lindners hatten sich bereits vor geraumer Zeit mit dem Unternehme­n „Wohnen auf Zeit“ein zweites Standbein geschaffen, das die Tochter der Lindners führt.

Seniorchef Willy Lindner sieht sich nun als Berater – aber nur, wenn er gefragt werde. „Es gibt Welpenschu­tz und es gibt Seniorensc­hutz“, lacht der 61-Jährige. „Ungefragte Ratschläge gibt es nicht.“Eher sieht er sich als den Mann für alle Fälle, hält sich aber bereits jetzt komplett aus der Firma heraus. „Seit Januar, als mein Sohn Geschäftsf­ührer wurde, ist noch nicht so viel Zeit vergangen und ich war zusammen mit meiner Frau im Urlaub in Asien.“

Der verlief auch anders als früher. „Immer wenn wir am Gardasee im Urlaub waren, bin ich jedes Mal wegen unseres Betriebs mehrmals nach Hause gefahren. Schließlic­h ging die Arbeit ja weiter.“Nun ist das nicht mehr nötig. Sohn Dennis hat das Ruder fest in der Hand. Willy Lindner sieht sich lieber im Garten und mit seinen Enkelkinde­rn beschäftig­t. Und Hobbys? „Die muss ich mir erst erschließe­n.“

 ?? Foto: Lindner ?? Dennis Lindner hat die Leitung der Spenglerei von seinem Vater Willy übernommen. Stolz sind beide auf das Meisterstü­ck von Dennis Lindner, das Grammofon.
Foto: Lindner Dennis Lindner hat die Leitung der Spenglerei von seinem Vater Willy übernommen. Stolz sind beide auf das Meisterstü­ck von Dennis Lindner, das Grammofon.

Newspapers in German

Newspapers from Germany