Eine Familiennachfolge wie im Bilderbuch
Nicht jeder Handwerksmeister hat das Glück, dass der eigene Sohn den Betrieb übernimmt. Bei der Spenglerei Lindner klappt das nun schon zum fünften Mal – mit Sohn Dennis.
Ein Unternehmen zu führen, ist auch eine Herzensangelegenheit. Doch was passiert, wenn der Chef langsam an Ruhestand denkt? Dann stellt sich nicht selten die Frage, wie und vor allem mit wem es weitergehen kann. In unserer Reihe „Stabwechsel“stellen wir Firmen aus der Region vor, für die die Unternehmensnachfolge aktuell im Fokus ist. Heute: Die Spenglerei Lindner aus Neuburg.
Neuburg Die Spenglerei Lindner gibt es bereits in der fünften Generation. Wenn man auf den Firmenhof fährt, weist ein Warnschild auf spielende Kinder hin. Wer weiß, vielleicht wuselt bereits die sechste Generation auf dem Gelände herum? Die Zukunft des Familienunternehmens zumindest ist aktuell erneut gesichert – dank Sohn Dennis. Auch wenn Seniorchef Willy Lindner die Übergabe an Sohn Dennis zunächst mit Skepsis gesehen hat.
Sorgen bereiteten dem Spenglermeister
Willy Lindner nicht, dass der Sohn es nicht könnte. Vielmehr sieht er, welche Bürokratie dem selbstständigen Handwerker heutzutage die Arbeit erschwert. Doch Dennis Lindner möchte es anpacken.
„Die Frage, ob ich den Betrieb eines Tages übernehmen werde, stellte sich nicht wirklich“, sagt der Junior. Klärende Gespräche? Überzeugungsarbeit? Das alles sei gar nicht notwendig gewesen und hätte auch nicht stattgefunden, erinnert sich Dennis Lindner. Von den Eltern gab es keinerlei Zwang, ganz im Gegenteil. Doch der Weg nach der Schule führte nach einigen Überlegungen doch in die Ausbildung zum Spengler.
Dennis Lindner hatte sich während der Schulzeit mithilfe diverser Praktika einen Überblick über verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten verschafft. „Ich habe einiges ausprobiert. Aber Tradition verpflichtet ja auch etwas.“Er erinnert sich, dass er bereits als kleiner Junge im Neuburger Ortsteil Zell, in dem er aufwuchs, „da jung Schmid“gerufen wurde. Die Werkstatt
und der Firmenhof waren seine Spielplätze. Der Familienbetrieb mit samt seinen Mitarbeitern war immer auch ein Teil der Familie.
So war es nur natürlich, dass er eine Ausbildung zum Spengler absolvierte – zu Hause im elterlichen Betrieb mit einigen Abstechern in anderen Firmen der Region. „Lehrlingsaustausch hieß das damals.“Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre – er war damals Innungsbester. Sein Meisterstück, ein Grammofon, steht heute in seinem Büro – absolvierte Dennis Lindner einen Kunsttreibkurs in der Schweiz.
Vater Willy hatte selbst den elterlichen Betrieb vor 34 Jahren übernommen, nachdem einige Monate zuvor sein Vater überraschend gestorben war. Der Spenglermeister, Installationsmeister für Gas und Wasser und staatlich anerkannter Blitzableitersetzer erinnert sich. „Damals waren wir eine Lohnschweißerei, ein Installationsbetrieb und eine Spenglerei. Und auf Letzteres haben wir uns dann konzentriert.“
Dennis Lindner ist mit Leib und Seele Spengler. Er hat sich aber auch gleich ein neues Geschäftsfeld erschlossen. Nachdem der Junior eine Fachausbildung zur Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten PV abgelegt hat, darf er nun auch Solarmodule anbringen. „Für die elektrischen Anschlüsse habe ich mich mit einem Elektromeister als Partner zusammengetan.“
Am Handwerk gefällt Dennis Lindner vor allem, dass er am Ende des Tages das, was er vorher geleistet hat, sehen und anfassen kann. Und wenn dann noch der Kunde zufrieden ist, ist alles perfekt. „Wer uns kennt, weiß, dass wir immer eine Lösung finden.“Und genau das begeistert ihn so sehr an dieser Arbeit. Probleme, die auftauchen, werden individuell vor Ort gelöst. Denn keine Baustelle und kein Auftrag sind wie die anderen.
Seit 1. Januar fungiert Dennis Lindner bereits offiziell als Geschäftsführer. Zum Jahreswechsel wird er die GmbH und Co KG endgültig übernehmen. „Gut ist natürlich, dass keine Altlasten vorhanden sind, die einem die Übernahme schwer machen.“Auch seine Schwester habe eine Firma übernommen. Die Lindners hatten sich bereits vor geraumer Zeit mit dem Unternehmen „Wohnen auf Zeit“ein zweites Standbein geschaffen, das die Tochter der Lindners führt.
Seniorchef Willy Lindner sieht sich nun als Berater – aber nur, wenn er gefragt werde. „Es gibt Welpenschutz und es gibt Seniorenschutz“, lacht der 61-Jährige. „Ungefragte Ratschläge gibt es nicht.“Eher sieht er sich als den Mann für alle Fälle, hält sich aber bereits jetzt komplett aus der Firma heraus. „Seit Januar, als mein Sohn Geschäftsführer wurde, ist noch nicht so viel Zeit vergangen und ich war zusammen mit meiner Frau im Urlaub in Asien.“
Der verlief auch anders als früher. „Immer wenn wir am Gardasee im Urlaub waren, bin ich jedes Mal wegen unseres Betriebs mehrmals nach Hause gefahren. Schließlich ging die Arbeit ja weiter.“Nun ist das nicht mehr nötig. Sohn Dennis hat das Ruder fest in der Hand. Willy Lindner sieht sich lieber im Garten und mit seinen Enkelkindern beschäftigt. Und Hobbys? „Die muss ich mir erst erschließen.“