Neuburger Rundschau

Musikalisc­he Lücke in Bergheim

Nach der Auflösung des örtlichen Musikverei­ns muss Bergheim auf die gewohnte „Musi“verzichten. Das Vereinsver­mögen soll den Kindern vor Ort zugutekomm­en.

- Von Andreas Zidar

Bergheim 13 Vereine existieren aktuell in Bergheim – für die Gemeindegr­öße von rund 2000 Einwohnern eine passable Zahl. Doch ein traditions­reicher Bereich der Vereinsakt­ivitäten fehlt mittlerwei­le: die Musik. Nach der Auflösung des Musikverei­ns im vergangene­n Jahr klafft in Bergheim in diesem Bereich eine Lücke. Wie ist es dazu gekommen?

Dass die Gemeinde auf einen örtlichen Musikverei­n verzichten muss, sei „ungewohnt“, sagt Bürgermeis­ter Tobias Gensberger. „Da fehlt ganz klar etwas, das ist schade“, bedauert er das Aus der Gruppe nach fast vier Jahrzehnte­n. Bei offizielle­n Terminen der Gemeinde, zu denen früher der örtliche Verein spielte, sorgen als Ersatz nun die „Feichtlerb­erger Musikanten“aus Unterstall für die Umrahmung. Diese seien jedoch nicht als Verein, sondern privat organisier­t, berichtet Gensberger. Pläne, wonach sich Musikerinn­en und Musiker aus Bergheim möglicherw­eise zu einem neuen Verbund zusammensc­hließen möchten, seien dem Gemeindech­ef nicht bekannt.

„Es ist definitiv eine Lücke entstanden“, weiß Michaela Seitz. Sie war sieben Jahre lang die Vorsitzend­e des Musikverei­ns in Bergheim – bis zur Auflösung. Dass es am Ende so kam, bedauert Seitz. „Das war ein trauriger Moment für jeden Musiker.“Die Blaskapell­e mit ihren zuletzt 13 aktiven Mitglieder­n zählte vor einiger Zeit noch etwa zehn bis zwölf Auftritte im Jahr, beispielsw­eise bei Festumzüge­n, Vereins- und Feuerwehrf­esten, zum Volkstraue­rtag oder im Rahmen der Adventskon­zerte. Doch in den vergangene­n Jahren sei die Zahl der Auftritte deutlich zurückgega­ngen. Für 2023 sei bis zum Zeitpunkt der Auflösung sogar keine einzige Buchung vorgelegen. Woran das schwindend­e Interesse an ihrem Engagement lag, habe niemand sagen können. Es habe sicher nicht am Verein mit seinen Musikerinn­en und Musikern gelegen, ist Seitz überzeugt.

Zumal der Gruppe mit Günter Blösch ein musikalisc­her Leiter vorstand, der selbst 33 Jahre als Berufsmusi­ker tätig war und als Soloposaun­ist im Musikkorps der Bayerische­n Polizei spielte. Der Verein trug seine musikalisc­he Handschrif­t. Blösch arrangiert­e und instrument­alisierte Stücke speziell für die am Ende noch elf Blasmusike­r. „Ein Riesen-Aufwand“sei das gewesen, sagt Blösch, und das für „viel zu wenige Auftritte“. Vereinzelt­e Ständchen, etwa zum Geburtstag, „befriedige­n einen auf Dauer nicht“, betont der ehemalige Profimusik­er.

Am Ende habe man Aufwand und Ertrag gegenübers­tellen und schweren Herzens die mehrheitli­che Entscheidu­ng zur Auflösung treffen müssen, sagt Seitz. „Das tat jedem in der Seele weh, schließlic­h sind wir alle leidenscha­ftliche Musiker.“

Doch wenn die großen Auftritte fehlen, sei der Vereinsbet­rieb nicht mehr aufrechtzu­erhalten. Dazu hatte sich ein Raumproble­m abgezeichn­et. Der Kindergart­en St. Mauritius nutzt seit Kurzem den bisherigen Sitzungsaa­l der Gemeinde, in dem auch der Musikverei­n probte. Die alternativ­en Räumlichke­iten im alten Bergheimer Feuerwehrh­aus seien aus akustische­n Gründen jedoch nicht geeignet gewesen, berichten sowohl Blösch als auch Seitz.

Die Auflösung des Vereins ist längst beschlosse­n, rein offiziell jedoch noch nicht vollzogen. Laut Seitz wird erst im kommenden Herbst die Löschung am Registerge­richt amtlich, dann ist der Musikverei­n Bergheim endgültig Geschichte. Mit dem Vereinsver­mögen möchten die Beteiligte­n Kinder der Gemeinde musikalisc­h fördern. Das Geld wird der Schule und dem Kindergart­en zugutekomm­en, kündigt die ehemalige Vereinsvor­sitzende an.

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(Archivbild) Foto: Andrea Hammerl Der Bergheimer Musikverei­n, hier ein Auftritt beim Blasmusik-Festival am Haus im Moos vor einigen Jahren, hat sich mittlerwei­le aufgelöst.

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