Musikalische Lücke in Bergheim
Nach der Auflösung des örtlichen Musikvereins muss Bergheim auf die gewohnte „Musi“verzichten. Das Vereinsvermögen soll den Kindern vor Ort zugutekommen.
Bergheim 13 Vereine existieren aktuell in Bergheim – für die Gemeindegröße von rund 2000 Einwohnern eine passable Zahl. Doch ein traditionsreicher Bereich der Vereinsaktivitäten fehlt mittlerweile: die Musik. Nach der Auflösung des Musikvereins im vergangenen Jahr klafft in Bergheim in diesem Bereich eine Lücke. Wie ist es dazu gekommen?
Dass die Gemeinde auf einen örtlichen Musikverein verzichten muss, sei „ungewohnt“, sagt Bürgermeister Tobias Gensberger. „Da fehlt ganz klar etwas, das ist schade“, bedauert er das Aus der Gruppe nach fast vier Jahrzehnten. Bei offiziellen Terminen der Gemeinde, zu denen früher der örtliche Verein spielte, sorgen als Ersatz nun die „Feichtlerberger Musikanten“aus Unterstall für die Umrahmung. Diese seien jedoch nicht als Verein, sondern privat organisiert, berichtet Gensberger. Pläne, wonach sich Musikerinnen und Musiker aus Bergheim möglicherweise zu einem neuen Verbund zusammenschließen möchten, seien dem Gemeindechef nicht bekannt.
„Es ist definitiv eine Lücke entstanden“, weiß Michaela Seitz. Sie war sieben Jahre lang die Vorsitzende des Musikvereins in Bergheim – bis zur Auflösung. Dass es am Ende so kam, bedauert Seitz. „Das war ein trauriger Moment für jeden Musiker.“Die Blaskapelle mit ihren zuletzt 13 aktiven Mitgliedern zählte vor einiger Zeit noch etwa zehn bis zwölf Auftritte im Jahr, beispielsweise bei Festumzügen, Vereins- und Feuerwehrfesten, zum Volkstrauertag oder im Rahmen der Adventskonzerte. Doch in den vergangenen Jahren sei die Zahl der Auftritte deutlich zurückgegangen. Für 2023 sei bis zum Zeitpunkt der Auflösung sogar keine einzige Buchung vorgelegen. Woran das schwindende Interesse an ihrem Engagement lag, habe niemand sagen können. Es habe sicher nicht am Verein mit seinen Musikerinnen und Musikern gelegen, ist Seitz überzeugt.
Zumal der Gruppe mit Günter Blösch ein musikalischer Leiter vorstand, der selbst 33 Jahre als Berufsmusiker tätig war und als Soloposaunist im Musikkorps der Bayerischen Polizei spielte. Der Verein trug seine musikalische Handschrift. Blösch arrangierte und instrumentalisierte Stücke speziell für die am Ende noch elf Blasmusiker. „Ein Riesen-Aufwand“sei das gewesen, sagt Blösch, und das für „viel zu wenige Auftritte“. Vereinzelte Ständchen, etwa zum Geburtstag, „befriedigen einen auf Dauer nicht“, betont der ehemalige Profimusiker.
Am Ende habe man Aufwand und Ertrag gegenüberstellen und schweren Herzens die mehrheitliche Entscheidung zur Auflösung treffen müssen, sagt Seitz. „Das tat jedem in der Seele weh, schließlich sind wir alle leidenschaftliche Musiker.“
Doch wenn die großen Auftritte fehlen, sei der Vereinsbetrieb nicht mehr aufrechtzuerhalten. Dazu hatte sich ein Raumproblem abgezeichnet. Der Kindergarten St. Mauritius nutzt seit Kurzem den bisherigen Sitzungsaal der Gemeinde, in dem auch der Musikverein probte. Die alternativen Räumlichkeiten im alten Bergheimer Feuerwehrhaus seien aus akustischen Gründen jedoch nicht geeignet gewesen, berichten sowohl Blösch als auch Seitz.
Die Auflösung des Vereins ist längst beschlossen, rein offiziell jedoch noch nicht vollzogen. Laut Seitz wird erst im kommenden Herbst die Löschung am Registergericht amtlich, dann ist der Musikverein Bergheim endgültig Geschichte. Mit dem Vereinsvermögen möchten die Beteiligten Kinder der Gemeinde musikalisch fördern. Das Geld wird der Schule und dem Kindergarten zugutekommen, kündigt die ehemalige Vereinsvorsitzende an.