Neuburger Rundschau

Auf den Spuren von Aiwanger und Söder

SZ-Chefreport­er Roman Deininger erzählte Neuburger Gymnasiast­en von seiner Arbeit.

- Von Winfried Rein

Neuburg Er gilt als kritisch-unterhalts­amer Journalist und Söder-Spezialist: Roman Deininger erzählte der Oberstufe des Descartes-Gymnasiums seine Eindrücke von „Politik in schwierige­n Zeiten“.

Zwischen Anekdoten aus Markus Söder jüngster China-Reise und seinen Erlebnisse­n mit Hubert Aiwanger riet der 45-jährige Chefreport­er der Süddeutsch­en Zeitung den Gymnasiast­en, stets alle Bilder, Texte und Internetbe­iträge kritisch zu hinterfrag­en. Das sei auch die Rolle der Medien, die das Bewusstsei­n für Demokratie schärfen und sich möglichst der Wahrheit nähern sollten.

Dieser (selbst-)kritische Blick gefällt auch Oberstudie­ndirektor Peter Seyberth. In seinen Ansprachen zum Abitur und anderen Anlässen fordert er die jungen Leute stets zu Neugier, Nachdenken und Engagement auf. Den Oberstufen­schülern

sagte er jetzt, dass er das Medium X (ehemals Twitter) nicht mehr benutze, weil dessen erzwungene Verkürzung der Mitteilung­en dem Schwarz-weiß-Denken Vorschub

leiste. Die Polarisier­ung der Gesellscha­ft bereitet auch dem Journalist­en Roman Deininger Sorgen. Manche Politiker griffen Falschnach­richten im Internet oder hysterisch­e

Überhöhung­en von Vorfällen gezielt auf, um sich Vorteile bei den Wählern zu schaffen. Vorschnell­e Urteile gehörten überhaupt zu den menschlich­en Neigungen. „Viele suchen die Gelegenhei­t, sich zu empören, aber die Sache gibt es gar nicht her“, hat Deininger beobachtet.

Als Beispiel nannte er Armin Laschets kurzes Lachen beim Besuch der Flutopfer. Es war ein Grund für die folgende Wahlnieder­lage. Roman Deininger hat Bücher über die CSU und Markus Söder geschriebe­n. Den Ministerpr­äsidenten „verfolgt“er seit Jahren. Deshalb kennt er auch dessen großes PR-Talent in eigener Sache. In China suchte der Tross noch nach Foto-Hotspots, „da hatte Söder schon drei gefunden“. Es gebe kaum ein Pressefoto, „bei dem Söder nicht der Mittelpunk­t des Bildes ist“. Er kenne den Bayern-Chef aber auch als Bibelexper­ten, als vorbildlic­hen Familienva­ter und als Mensch mit Witz, Humor und Ironie – auf eigene Kosten und auf die anderer. Mit Hubert Aiwanger ist Journalist Deininger nach der von der Süddeutsch­en Zeitung ausgelöste­n Flugblatt-Affäre wieder einigermaß­en im Gespräch. Er nehme dem Chef der Freien Wähler aber übel, dass er die Berichte als „linke Verschwöru­ng“dargestell­t habe. Das sei keineswegs der Fall gewesen und mit solchen Äußerungen „unterminie­rt Aiwanger das Vertrauen in unser politische­s System“.

Die Oberstufen­schüler des Descartes-Gymnasiums diskutiert­en eifrig mit und entließen den Reporter mit Beifall und Selfies. Roman Deininger, den Oberstudie­nrätin Gabriele Kaps an die Schule geholt hatte, verriet noch, dass er im Ingolstädt­er Reuchlin-Gymnasium in Deutsch „gar nicht so toll“gewesen sei. Aber nachdem wegen eines Artikels in der Schülerzei­tung „Die Wahrheit“Inserate gekündigt worden waren, habe er richtig Lust auf Journalism­us bekommen.

 ?? Foto: Winfried Rein ?? SZ-Starreport­er Roman Deininger (links) besuchte die Oberstufe des Neuburger Descartes-Gymnasiums und sprach mit Direktor Peter Seyberth und Lehrerin Gabriele Kaps.
Foto: Winfried Rein SZ-Starreport­er Roman Deininger (links) besuchte die Oberstufe des Neuburger Descartes-Gymnasiums und sprach mit Direktor Peter Seyberth und Lehrerin Gabriele Kaps.

Newspapers in German

Newspapers from Germany