Was für ein Mensch ist Sheqir K.?
Doppelgängerinnen-Mordprozess am Landgericht Ingolstadt sagen unter anderem zwei junge Frauen aus, die den Angeklagten kennen. Dieses Bild zeichnen sie von dem 25-Jährigen.
Vor Gericht passen Schein und Tatvorwurf oft nicht zusammen. So auch am 20. Verhandlungstag im sogenannten Doppelgängerinnen-Mordprozess am Landgericht Ingolstadt. An diesem Tag sagen unter anderem eine Ex-Freundin des Angeklagten Sheqir K. aus und eine junge Frau, mit der er sich gerade in der „Kennenlernphase“befand, als der Mord an Khadidja O. geschah. Wie werden die Frauen den Mann bescheiben, der im August 2022 eine 23-Jährige mit mehr als 50 Messerstichen getötet haben soll?
Die erste Zeugin an diesem Dienstag kennt den Angeklagten seit ungefähr vier Jahren. Sie war von Februar bis Mai 2022 mit ihm zusammen. Sheqir K. beschreibt sie als ruhigen und netten Menschen. Getrennt hätten sie sich, weil sie mitbekommen habe, dass er auch
anderen Mädchen Nachrichten geschrieben hat. Die zweite Zeugin hat Sheqir K. im Mai oder Juni 2022 kennengelernt. Auch sie beschreibt ihn als „netten Jungen“, mit einem sehr ordentlichen Zimmer. Nur an seiner Ehrlichkeit begann sie irgendwann zu zweifeln. Wenn Sheqir K. gekifft habe, sei er „lustig drauf“gwesen, habe „Quatsch“geredet und sei relativ schnell müde geworden. Am Tattag hat die Zeugin ihn angeschrieben
– aber er hat nicht geantwortet. Später habe er gemeint, er sei beschäftigt gewesen mit den Vorbereitungen für eine Beerdigung. Beide Frauen sagen über den Angeklagten, dass er ein Familienmensch sei. Er habe sich um seinen behinderten Buder gesorgt und seine Mutter unterstützt. Für seine Nichten und Neffen habe er regelrecht geschwärmt. Über Frauen soll er nie ein schlechtes Wort verloren haben.
Sheqir K. sei selbstbewusst gewesen und habe „eher sein eigenes Ding“gemacht.
Dann tritt ein ehemaliger Klassenkamerad von Sheqir K. in den Zeugenstand. Seinen einstigen Freund beschreibt er als loyal und hilfsbereit. Dieser Zeuge ist wieder einmal einer, der aus dem Ingolstädter Bekanntenkreis des anfangs vernommenen Marcello B. stammt, aus der Gruppe, die sich an nichts zu erinnern pflegt. Die Gruppe, die sich am Tag nach der Tat traf, und schon alles zu wissen glaubte. Ungefähr zu zehnt seien sie bei diesem Treffen gewesen, jeder habe erzählt, was er so gehört habe, eben unter anderem, dass Sheqir K. der Mörder sei, berichtet der Zeuge. Auf andere Fragen, zum Beispiel, ob sie sich auch jetzt noch im Freundeskreis über den Mordfall unterhalten und ihre Aussagen absprechen würden, antwortet er nur mit „keine Ahnung“. Dies veranlasst Klaus Wittmann,
Verteidiger von Sheqir K., dazu, eine Erklärung abzugeben: Diese Blase an Zeugen der Anklage, die sich gegenseitig erzählten, was passiert war, erkläre, warum alle einhellig seinen Mandanten belasten würden. Die Polizei beschuldigt der Verteidiger, bei ihren Vernehmungen die Beschuldigten bereits als Täter bezeichnet zu haben, was eklatant gegen die Unschuldsvermutung verstoße. Staatsanwalt Jochen Metz verwehrt sich gegen diesen Vorwurf.
Das wird den Angeklagten vorgeworfen: Am 16. August 2022 soll Schahraban K. gemeinsam mit Sheqir K. Khadidja O. getötet haben, weil sie der Angeklagten zum Verwechseln ähnlich sah. Danach wollte Schahraban K. untertauchen und ein neues Leben beginnen, so die Staatsanwaltschaft. Schahraban K. bestreitet die Tat, belastet aber ihren Mitangeklagten. Sheqir K. hat sich bislang nicht geäußert. Es gilt die Unschuldsvermutung.