Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat den Kampf gegen den Antisemitismus zu einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe erklärt. Das Phänomen habe es immer gegeben, sagte Klein in einer Gesprächsrunde der CDU-Fraktion im Düsseldorfer Landtag. Zuletzt sei es jedoch „durch die Verrohung der Gesellschaft besonders sichtbar geworden“.
Gezeigt hat sich das unter anderem in dem Fall des sogenannten Gürtel-Schlägers in Berlin. Der 19-jährige Syrer habe sich über den Medienrummel im Gerichtssaal gewundert, sagte Klein. „Er kriegt jetzt mal mit, worum es überhaupt geht in diesem Land.“
Abraham Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, kritisierte religiöse Mobbingfälle an Schulen. Was derzeit bekannt werde, sei nur ein Bruchteil. Lehrer verlangte eine tiefere Wertevermittlung, gerade mit Blick auf muslimische Jugendliche sowie zugewanderte Menschen. „Syrer und Iraker sehen Juden oft als Feinde, mit der deutschen Geschichte kennen sie sich kaum aus.“
Klein sprach sich ebenfalls für eine Bildungsoffensive aus. Der Umgang mit Antisemitismus solle zum festen Bestandteil der Lehrerausbildung werden. Klein warb für eine Überarbeitung der Unterrichtsmaterialien. Das Judentum habe immer zu Deutschland gehört, „seine Geschichte sollte nicht erst mit der Zeit des Nationalsozialismus beginnen“.
„Die Lehrer müssen auch Ali erreichen“, sagte der Autor Ahmad Mansour in einem Zeitungsinterview über Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen. „Weil Ali Deutscher ist“, ergänzte er im Landtag. Mansour sprach sich für eine Demokratieerziehung an Schulen aus – „das bedeutet, debattieren zu lernen“.
In NRW wurden laut Innenministerium in den vorigen beiden Jahren 537 antisemitische Straftaten registriert.