Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Die digitale Plattform ist während der WM hochbeliebt. Spieler, Fans, Verbände und Medien posten, was das Zeug hält. Doch es gibt auch Schattenseiten
Bei dieser Weltmeisterschaft zieht vor allem ein Thema die Aufmerksamkeit der Fußball-Welt auf sich: Instagram. Nicht nur die Fußballspieler begleiten das WMSpektakel auf ihren OnlineProfilen. Auch Fans, ehemalige Spieler, Medien und Verbände posten, liken und streamen um die Wette. Neben Twitter ist Instagram in diesen Tagen wohl das beliebteste soziale Netzwerk. Doch ist es für die Fußballwelt nun ein Segen oder gar ein Fluch?
Auch der DFB (2,4 Millionen Follower) hat den Trend für sich entdeckt und informiert die Fans auch über Instagram. Professionelle Fotos der Spieler, exklusive Statements oder Startaufstellungen werden über den OnlineDienst kommuniziert. Dabei spielt ein Faktor eine besondere Rolle: Der DFB kann stets die Kontrolle über die Informationen behalten.
Das Verhalten von Abwehrspieler Niklas Süle ist ein Paradebeispiel dafür, dass sich auch die Spieler mit ihrem Profil ein eigenes Sprachrohr schaffen. Nach dem frühen WM-Aus haben sich einige deutsche Nationalspieler gegenüber den Medien geäußert. Süle kam nicht zu Wort. Erst auf Instagram äußerte er sich, wie auch die meisten seiner Mannschaftskollegen. Dort forderte er die Fans auf, nicht nur gemeinsam Erfolge zu feiern, sondern auch gemeinsam verlieren zu können. Ein Nebensatz könnte ein Beleg dafür sein, wieso Instagram so relevant für die Spieler geworden ist: „ (...) Es geht mir auch nicht um die Medien, die sowieso versuchen alles schlecht zu reden...“Ein klarer Seitenhieb gegen den Journalismus. Sein Verhalten lässt darauf schließen, dass er seine Meinung lieber auf Instagram anstatt vor den Reportern äußern wollte.
Doch ihm stimmen längst nicht alle Nutzer zu. Unter den mehr als 900 Kommentaren steht auch: „Da muss ich den Medien auch zu Gute halten, dass es sehr schwer ist, irgendwas positives rauszuziehen“, schreibt der Nutzer „miasanjames“. Ein anderer Nutzer namens „Flink762018“fügt hinzu: „(...) Zumal Journalismus sicher nicht den Auftrag hat, alles in rosa Farben zu malen.“Klar ist: Instagram ist eine Selbstdarstellungsplattform. Die schönen Seiten des Lebens, nicht die Schattenseiten, werden dort gezeigt. Doch das hat einen fiesen Beigeschmack für die Journalisten. Wenn Statements auf Instagram anstatt vor der Presse veröffentlicht werden, fehlt die Chance, kritisch nachzufragen zu können.
Und trotzdem ist Instagram eine Bereicherung für die Fußball-Fans und Medien. Unter den deutschen Nationalspielern gibt es lediglich einen Spieler, der nicht auf Instagram vertreten ist: Jonas Hector. Die anderen Spieler der DFB-Elf posten immer wieder Bilder aus Trainingslagern, von der Vorbereitung oder direkt nach einer Partie. Die Krone für die meisten Follower kann sich übrigens Toni Kroos aufsetzen. Dem Real-Madrid-Star folgen 18,5 Millionen Nutzer.
Neben Fußballbildern zeigen die Spieler den interessierten Fans gern Einblicke in ihr Privatleben. Natürlich verfolgen die Fußballspieler auch auf Instagram kommerzielle Zwecke. So werden zum Beispiel Beiträge in Kooperation mit dem Modeunternehmen Hugo Boss (Julian Draxler) oder dem Nahrungsmittelkonzern Barilla (Thomas Müller) geteilt. Die enorme Reichweite der Spieler ist für die Unternehmen ein lukratives Geschäft.
Nicht nur die Firmen, sondern auch die Medien profitieren von den Instagram-Profilen der Fußball-Stars. Das zeigt die Geschichte des Isländers Rúrik Gíslason. Er machte während der WM nicht mit seiner fußballerischen Leistung auf sich aufmerksam, sondern mit der digitalen Plattform. Innerhalb kürzester Zeit wuchs seine Follower-Zahl von 40.000 auf rund 1,3 Millionen. Dem Spieler ist die Aufmerksamkeit selbst ein wenig peinlich. Trotzdem zeigen die weltweiten Schlagzeilen im Fernsehen und in den Zeitungen, dass es längst ein Thema für die gesamte Bevölkerung ist. Mit dem Ruhm kann es schnell gehen. Doch mindestens genauso schnell kann ein Shitstorm ausgelöst werden – Instagram kann für die Fußballspieler zum Fluch werden. Das zeigt der Fall des Spielers Jimmy Durmaz. Nach seinem Foul in letzter Minute gegen Deutschland erhielt der Schwede mit türkischen Wurzeln unter einem Instagram-Foto zahlreiche Drohungen und rassistische Beleidigungen. Durmaz und die gesamte schwedische Nationalmannschaft reagierten mit einem öffentlichen Statement.
Diese WM zeigt, dass die digitale Plattform längst ein fester Bestandteil in der FußballWelt ist. Auch wenn Instagram für Fans, Spieler, Medien und Verbände Fluch und Segen zugleich ist.