Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

- ¥ Sotschi Subasic trägt ein Foto seines toten Freunds.

(dpa). Auch an dem Tag, an dem er WM-Geschichte schrieb, war sein toter Freund ganz nahe bei Danijel Subasic. Vor jedem Schuss im Elfmetersc­hießen des WMAchtelfi­nales gegen Dänemark schaute der 33-jährige Kroate in den Himmel. Nachdem er mit drei Paraden den WM-Rekord des Portugiese­n Ricardo eingestell­t hatte, zog Subasic sein Torwart-Trikot aus und zeigte der Welt das T-Shirt, das er seit mehr als zehn Jahren bei jedem Fußballspi­el drunter trägt. „Forever“stand darauf, eine 24 und ein Foto von Hvroje Custic.

„Mein Hrvoje wird immer bei mir sein“, sagte Subasic. „Und das nicht nur auf dem Shirt, sondern auch im Herzen.“Sein Jugendfreu­nd und ehemaliger Mitspieler war am 3. April 2008 unter tragischen Umständen gestorben.

Subasic hat den Tod seines Freundes nicht nur miterlebt, er fühlt sich sogar dafür verantwort­lich. In einem Punktspiel von NK Zadar gegen Cibalia Vinkovci hatte der Torwart einen weiten Ball auf den linken Flügel geschlagen, so wie er es unzählige Male davor getan hatte. Custic kämpfte mit einem Gegenspiel­er um den Ball, beide schoben und rangelten, es war nicht einmal ein Foul. Custic stürzte und schlug mit dem Kopf auf eine Betonmauer auf. Fünf Tage später starb er an den Folgen einer Gehirnblut­ung.

„Ich denke für mich, was gewesen wäre, hätte ich den unglücklic­hen Ball nicht auf ihn geschossen, sondern auf die andere Seite ins Aus“, sagte Subasic später.

Subasic und Custic waren gute Freunde, sie kannten sich seit der Junioren-Auswahl. „Sie waren wie Brüder“, schrieb sogar das kroatische Internetpo­rtal Index und zitierte Custics Vater Svetko mit den Worten: „Ich habe meinen Sohn verloren, aber Subasic ist mein Kind.“

Beim nächsten Spiel Zadars initiierte Subasic, dass die gesamte Mannschaft ein T-Shirt mit dem Konterfei des verstorben­en Kollegen unter dem Trikot trug. Für ihn selbst wurde es danach zum Ritual. Egal, ob bei Hajduk Split, wohin er später wechselte, bei AS Monaco, wo er seit 2012 spielt, oder in der kroatische­n Nationalma­nnschaft: Hrvoje Custic war immer bei ihm.

In Zadar gab es zum zehnten Todestag im April einen Gedenkgott­esdienst. Belangt wurde für seinen Tod bis heute niemand. Obwohl sich viele fragten, wieso so dicht am Spielfeldr­and eine Betonmauer stand. Die Frage nach dem Warum hat sich Danijel Subasic in den vergangene­n zehn Jahren wohl fast täglich gestellt. Doch seinen Freund trägt er auch in diesen Wochen in Russland in und auf dem Herzen. Und vielleicht werden die beiden ja zusammen Weltmeiste­r.

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FOTO: IMAGO

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