Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Clemens Erdmann und Pia Northoff starten bei kontinentalen Titelkämpfen
(cwk). Zwei junge Bielefelder LeichtathletikHoffnungen stehen vor ihrer ersten großen Bewährungsprobe auf internationaler Bühne: Clemens Erdmann (17) vom TSVE 1890 und Pia Northoff (15) vom TuS Jöllenbeck sind vorgestern in Györ angekommen – der ungarischen Großstadt zwischen Wien und Budapest, die ab morgen Austragungsort der U-18-EM ist.
Bei beiden Talenten, die jeweils von ihrem Vater, also von Christof Schlüter bzw. Tilman Northoff trainiert und auch in Györ unterstützt werden, ist neben der Vorfreude inzwischen die Anspannung gestiegen. Clemens Erdmann tritt bereits am morgigen Eröffnungstag zum 3.000-m-Finale an, der Startschuss fällt um 19.25 Uhr. „Zuletzt hat sich bei ihm natürlich etwas Nervosität aufgebaut“, weiß Christof Schlüter. Er hofft im Übrigen, dass sich bei dem Rennen über siebeneinhalb Stadionrunden die prognostizierte Wärme in Grenzen hält.
Mit seinem im belgischen Oordegem gelaufenen U-18Westfalenrekord (8:27,41 Min.) bringt Erdmann die sechstbeste Zeit unter 17 gemeldeten Athleten aus zwölf Nationen mit. Favoriten sind die schnellen Briten Thomas Keen (8:14,41) und Rory Leonard (8:18,80) sowie der Türke Ömer Amactan, der in der Halle mit 8:21,35 Min. gestoppt wurde. Die große Frage ist, welche Taktik das Rennen bestimmen wird – entschlossenes Tempo oder zögerliches Warten auf die Chance im Spurt.
Für den Bielefelder dürfte es darauf ankommen, auf jede taktische Variante richtig zu reagieren. Clemens Erdmann kennt man als Wettkampftyp, er kann ans Limit gehen und für eine Überraschung sorgen. „Ich habe ihm aber gesagt“, so der Trainer-Papa, „dass nach seinen vielen tollen Ergebnissen jetzt in Györ der Erlebniswert Vorrang haben sollte.“Ein Top-8-Rang, der in der Leichtathletik als Finalplatzierung gilt, wäre ein beachtlicher Erfolg.
Das Training vor der EM lief ähnlich ab wie vor seinem Rekord in Belgien. In der vergangenen Woche standen ein paar längere Tempoläufe auf dem Programm, aber auch Sprints. Die sogenannte Vorbelastung absolvierte Erdmann Sonntag noch im Böllhoff-Stadion: Sieben Läufe über 200 m. Physiotherapeutisch unterstützt wurde er während der gesamten Saison von Karsten Stolle, der auch Amanal Petros betreut.
Diskuswerferin Pia Northoff greift, nach zwei Wurfeinheiten im Training vor Ort, erst am Wochenende ins EMGeschehen ein. Samstagmorgen muss sie zunächst die Qualifikation überstehen. Bei der Premiere dieser EM (2016 in Tiflis) reichten 43,59 m, um im Finale der zwölf Besten dabei zu sein. Das beginnt in Györ Sonntag um 20.15 Uhr.
Die Ausgangsposition für die Jöllenbeckerin, eine der Jüngsten im DLV-Team: Mit 50,02 m steht sie an fünfter Stelle der 27 Werferinnen aus 18 Nationen umfassenden Meldeliste. Die wird angeführt von der mit neutralem Status („ANA“) startberechtigten Russin Violetta Ignatyeva (Bestleistung 53,85 m) und der Türkin Özlem Becerek (52,75 m). Zwei Konkurrentinnen aus Holland und Italien haben mit 50,40 bzw. 50,23 m bislang nur wenig weiter geworfen als Pia Northoff, die sich den letzten Schliff im Leistungszentrum Kienbaum bei Berlin holte.
„Technisch haben wir einiges verändert“, berichtet Tilman Northoff, „vor allem bei der Wurfauslage, damit sie besser in den Diskus reinarbeitet.“Diese Korrejturen habe Pia im Training schon gut umgesetzt und mehrfach Weiten jenseits ihrer offiziellen Bestmarke erzielt. Gelingt ihr das auch in Györ, könnte sogar eine Medaille in Reichweite liegen.