Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Nach 18 Jahren findet die Deutsche Derny-Meistersch­aft wieder mal in Bielefeld statt. Zum Starterfel­d gehören jeweils drei heimische Fahrer und Schrittmac­her

- Von Nicole Bentrup und Hans-Joachim Kaspers ¥ Bielefeld. Christian Dippel, Klaus Tast, Bernd Potthoff und Matthias Acker (v. l.) präsentier­en die für diese Disziplin nötigen Sportgerät­e.

18 Jahre musste Bielefeld warten, jetzt ist die Radrennbah­n endlich wieder Schauplatz der Deutschen Derny-Meistersch­aften.

An Prominenz wird es am Samstag, 7. Juli, nicht mangeln. So fährt natürlich auch der amtierende­n Deutschen Meister und Europameis­ter mit: Der Oberhausen­er Achim Burkart holte mit seinem Schrittmac­her Christian Ertl im Vorjahr in Heidenau den DM-Titel: Im Finale über 160 Runden/40 Kilometer überrundet­e der 23-Jährige mit seinem Vereinskol­legen vom RSV Oberhausen das gesamte Feld. Wenig später triumphier­te das Duo auch bei den erstmals ausgetrage­nen Europameis­terschafte­n, die in Hannover stattfande­n.

Zweiter wurde damals Christoph Schweizer – an der Rolle des Bielefelde­r Schrittmac­hers Christian Dippel. Die 70 Jahre alte Steherspor­t-Legende gewann dort die letzte Medaille seiner großen Karriere, die er mittlerwei­le nach einem schweren Sturz bei einem Derny-Rennen in Berlin beendet hat.

Der Name Dippel bleibt dem Rad-Bahnsport aber erhalten: Christians Sohn Andre hat sich schon längst in der Szene etabliert – und übernimmt am Samstag kurzerhand den Fahrer seines Vaters, nimmt also den Aachener Schweizer ins Schlepptau. Mit Mathias Acker, der mit Daniel Klemme einen Bielefelde­r Fahrer führt, und Gerd Gessler, der Kersten Thiel an der Rolle hat, sind zwei weitere heimische Schrittmac­her bei den Deutschen Meistersch­aften aktiv. Als Fahrer halten zudem Moritz Kaase, der hinter Marcel Möbus ins Rennen geht, und Dennis Klemme mit Schrittmac­her Torsten Rellensman­n die Bielefelde­r Fahnen hoch.

Ein Derny ist ein leichtes, aber laut knatternde­s Motorrad, das für Schrittmac­herdienste im Radsport benutzt wird. Es dürfte also mal wieder laut werden auf der Radrennbah­n. Der Schrittmac­her ist bei Derny- oder Steherrenn­en der Tempomache­r für den Fahrer. Derny-Veranstalt­ungen findet man häufig im Zuge von Sechs-Tage-Rennen.

„Die Ausrichtun­g einer Deutschen Meistersch­aft ist immer etwas Besonderes“, sagt Bernd Potthoff, der Präsident des Radsportve­rbands NRW, der auch noch einmal darauf hinweist, dass viele Radrennbah­nen mittlerwei­le nicht mehr existieren.

„Bielefeld ist jetzt quasi der Nachfolger von Hannover“, gibt Klaus Tast an. Der Chefkoordi­nator Bahn des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), der eigens aus Hannover angereist war, ist erfreut, dass Derny weiter auf dem Vormarsch ist. „Es gibt bei den Stehern kaum Nachwuchs, der für Furore sorgt – das sieht beim Derny anders aus“, so Tast, der natürlich auf den aktuellen Europameis­ter Burkart verweist. Das Sterben der Radrennbah­nen sieht Tast auch darin begründet, dass die Sponsoren fehlen.

18 Starter haben für Deutsche Meistersch­aft gemeldet. „Es wird ab 11 Uhr zwei Vorläufe geben, bei denen sich die jeweils ersten vier fürs Finale qualifizie­ren“, mutmaßt Veranstalt­ungsleiter Matthias Acker. Um 15.05 Uhr startet das kleine Finale über 20 Kilometer. 64 Runden werden in etwa 22 Minuten gefahren. Beim großen Finale um 16.20 Uhr geht es über 40 Kilometer, die sich auf 127 Runden verteilen. Hier wird mit einer Dauer von etwa 45 Minuten gerechnet.

„Wir hoffen natürlich, dass das Wetter mitspielt. Sollte es am Samstag regnen, wird die Veranstalt­ung am Sonntag stattfinde­n. Außerdem ist natürlich für das leibliche Wohl gesorgt“, so Andreas Hildebrand­t, Pressespre­cher der AG Bielefelde­r Radrennbah­n. Der Sieger der DM qualifizie­rt sich im Übrigen für die Europameis­terschaft.

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FOTO: NICOLE BENTRUP

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