Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Nach 18 Jahren findet die Deutsche Derny-Meisterschaft wieder mal in Bielefeld statt. Zum Starterfeld gehören jeweils drei heimische Fahrer und Schrittmacher
18 Jahre musste Bielefeld warten, jetzt ist die Radrennbahn endlich wieder Schauplatz der Deutschen Derny-Meisterschaften.
An Prominenz wird es am Samstag, 7. Juli, nicht mangeln. So fährt natürlich auch der amtierenden Deutschen Meister und Europameister mit: Der Oberhausener Achim Burkart holte mit seinem Schrittmacher Christian Ertl im Vorjahr in Heidenau den DM-Titel: Im Finale über 160 Runden/40 Kilometer überrundete der 23-Jährige mit seinem Vereinskollegen vom RSV Oberhausen das gesamte Feld. Wenig später triumphierte das Duo auch bei den erstmals ausgetragenen Europameisterschaften, die in Hannover stattfanden.
Zweiter wurde damals Christoph Schweizer – an der Rolle des Bielefelder Schrittmachers Christian Dippel. Die 70 Jahre alte Stehersport-Legende gewann dort die letzte Medaille seiner großen Karriere, die er mittlerweile nach einem schweren Sturz bei einem Derny-Rennen in Berlin beendet hat.
Der Name Dippel bleibt dem Rad-Bahnsport aber erhalten: Christians Sohn Andre hat sich schon längst in der Szene etabliert – und übernimmt am Samstag kurzerhand den Fahrer seines Vaters, nimmt also den Aachener Schweizer ins Schlepptau. Mit Mathias Acker, der mit Daniel Klemme einen Bielefelder Fahrer führt, und Gerd Gessler, der Kersten Thiel an der Rolle hat, sind zwei weitere heimische Schrittmacher bei den Deutschen Meisterschaften aktiv. Als Fahrer halten zudem Moritz Kaase, der hinter Marcel Möbus ins Rennen geht, und Dennis Klemme mit Schrittmacher Torsten Rellensmann die Bielefelder Fahnen hoch.
Ein Derny ist ein leichtes, aber laut knatterndes Motorrad, das für Schrittmacherdienste im Radsport benutzt wird. Es dürfte also mal wieder laut werden auf der Radrennbahn. Der Schrittmacher ist bei Derny- oder Steherrennen der Tempomacher für den Fahrer. Derny-Veranstaltungen findet man häufig im Zuge von Sechs-Tage-Rennen.
„Die Ausrichtung einer Deutschen Meisterschaft ist immer etwas Besonderes“, sagt Bernd Potthoff, der Präsident des Radsportverbands NRW, der auch noch einmal darauf hinweist, dass viele Radrennbahnen mittlerweile nicht mehr existieren.
„Bielefeld ist jetzt quasi der Nachfolger von Hannover“, gibt Klaus Tast an. Der Chefkoordinator Bahn des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), der eigens aus Hannover angereist war, ist erfreut, dass Derny weiter auf dem Vormarsch ist. „Es gibt bei den Stehern kaum Nachwuchs, der für Furore sorgt – das sieht beim Derny anders aus“, so Tast, der natürlich auf den aktuellen Europameister Burkart verweist. Das Sterben der Radrennbahnen sieht Tast auch darin begründet, dass die Sponsoren fehlen.
18 Starter haben für Deutsche Meisterschaft gemeldet. „Es wird ab 11 Uhr zwei Vorläufe geben, bei denen sich die jeweils ersten vier fürs Finale qualifizieren“, mutmaßt Veranstaltungsleiter Matthias Acker. Um 15.05 Uhr startet das kleine Finale über 20 Kilometer. 64 Runden werden in etwa 22 Minuten gefahren. Beim großen Finale um 16.20 Uhr geht es über 40 Kilometer, die sich auf 127 Runden verteilen. Hier wird mit einer Dauer von etwa 45 Minuten gerechnet.
„Wir hoffen natürlich, dass das Wetter mitspielt. Sollte es am Samstag regnen, wird die Veranstaltung am Sonntag stattfinden. Außerdem ist natürlich für das leibliche Wohl gesorgt“, so Andreas Hildebrandt, Pressesprecher der AG Bielefelder Radrennbahn. Der Sieger der DM qualifiziert sich im Übrigen für die Europameisterschaft.