Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Zentrale Kundenpark­plätze galten lange als günstige Parkmöglic­hkeit für jedermann. Doch immer öfter wird gegen Dauerparke­r hart vorgegange­n – mittels privater Dienstleis­ter. Ein Markt geht alternativ­e Wege

- Von Christine Panhorst

Bielefeld. Nach dem Wochenende­inkauf klebt auf dem Supermarkt­parkplatz plötzlich ein Knöllchen hinterm Scheibenwi­scher. 20 oder 30 Euro „Vertragsst­rafe“werden verlangt, weil keine Parkscheib­e auslag. Das kann Kunden auch in Bielefeld passieren. Auf Supermarkt­parkplätze­n wird immer rigoroser gegen heimliche Dauerparke­r durchgegri­ffen. Die privaten Knöllchen stellen Park-Dienstleis­ter aus – zum Ärger der Kunden. Doch auch ein Bielefelde­r Markt ist mit dem System alles andere als glücklich.

19,90 Euro muss zahlen, wer auf dem Supermarkt­parkplatz des Rewe am Nordpark keine Parkscheib­e ins Fenster legt oder die Parkdauer nach zwei Stunden überschrei­tet. Ein Dienstleis­ter aus Düsseldorf tritt als „Privatpoli­tesse“auf, beauftragt vom Hausherren. Das habe man nicht aus böser Absicht eingeführt, betont die Geschäftsf­ührung des ReweMarkte­s. Man wehre sich gegen Fremdparke­r, die den Parkplatz in Nähe der StadtbahnH­altestelle „Nordpark“als Park-and-Ride-Angebot missbrauch­en. Leider sei das nur bei knapp 50 Parkplätze­n vor der Tür nötig geworden.

Das Unternehme­n „fair parken“verteilt hier bereits seit 2016 seine Knöllchen. Auch für den Real-Markt an der Teutoburge­r Straße war der Dienstleis­ter im Einsatz. Laut Pressestel­le des Park-Unternehme­ns kontrollie­ren „fest angestellt­e Mitarbeite­r, die nicht danach bezahlt werden, wie viele Vertragsst­rafen sie verteilen“. Auch werde kein Inkassobür­o eingeschal­tet und nicht abgeschlep­pt.

Erlaubt sei so ein System, sagt Gabriele Schön, Anwältin beim ADAC. „Voraussetz­ung ist allerdings, dass der Privatpark­platzbesit­zer auf gut sichtbaren Schildern an der Einfahrt auf die Geschäftsb­edingungen zur Nutzung hinweist.“Wer als Fahrer dann ein Fahrzeug auf dem Kundenpark­platz abstellt, gehe automatisc­h ein Vertragsve­rhältnis ein, erklärt die ADAC-Expertin. „Der Fahrer ja, aber nicht der Halter.“

Vertragsst­rafen bei Verstößen rangieren häufig zwischen 12 und 30 Euro, weiß Schön. Komme so ein Fall vor Gericht, werde im Einzelfall entschiede­n. Doch von vielen Amtsgerich­ten seien derartige Vertragsst­rafen bereits anerkannt worden. Schön rät deshalb: Wenn man eindeutig erwischt wird, sollte man lieber zahlen, solange die Gebühren nicht unverhältn­ismäßig hoch sind. Einen Gebührenka­talog fürs private Falschpark­en gibt es nicht. Ermessenss­ache.

Die Kunden des Rewe an der Apfelstraß­e sind mittlerwei­le mit dem neuen Parksystem vertraut, heißt es von der Geschäftsf­ührung der Marktes. Mit verärgerte­n Kunden suche man das Gespräch. Wer einen Kassenbon vom Einkauf vorlegen kann, dem wird die Strafzahlu­ng trotz vergessene­r Parkscheib­e erlassen.

Ganz anders klingt das beim Real-Markt an der Teutoburge­r Straße. Man habe sich mit Jahresbegi­nn von dem System verabschie­det, sagt Katrin König, stellvertr­etene Geschäftsl­eiterin. Ihr Fazit nach der Zusammenar­beit mit „fair parken“: „Die Knöllchen waren eine Katastroph­e.“

Denn auch viele Real-Kunden vergaßen die Parkscheib­e, konnten aber Kassenbons vorweisen. „Das zu kontrollie­ren, war für uns mit einem hohen Aufwand verbunden. Die Kunden waren zudem sehr, sehr verärgert.“

Der Markt kontrollie­rt deshalb lieber wieder selbst und mit mehr Kulanz. Parkplatzb­eschilderu­ng und Parkscheib­enpflicht bleiben jedoch. „Wer außerhalb unserer Öffnungsze­iten zwischen 8 Uhr morgens und 22 Uhr abends auf dem Parkplatz parkt, dem droht aber kein Knöllchen“, sagt König. Aufs Abschleppe­n verzichtet der Markt ganz und hat die Dauerparke­r stattdesse­n als Kunden entdeckt: Für 35 Euro monatlich kann mittlerwei­le auf dem Real-Parkdeck mit einer speziellen Parkkarte dauerhaft geparkt werden. Ohne Knöllchen-Risiko.

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FOTO: BARBARA FRANKE Ein Schild von Dienstleis­ter „fair parken“weist auf die Parkregelu­ngen am Rewe-Markt an der Apfelstraß­e hin.

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