Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Die Zahl der Einwohner, der Arbeitsplä­tze und der Unternehme­n steigt. Ein Mangel könnte zur Wachstumsb­remse werden

- Von Sebastian Kaiser

Bielefeld. Die Bielefelde­r Wirtschaft brummt, und zwar so richtig. Noch nie waren so viele Menschen beschäftig­t wie im Moment, die Gewerbeste­uer sprudelt, die Arbeitslos­igkeit sinkt. Für Unternehme­n, Arbeitnehm­er und für Studenten wird die Stadt immer anziehende­r.

Aktuelle Zahlen haben jetzt die Arbeitsage­ntur sowie die städtische Wirtschaft­sentwicklu­ngsgesells­chaft WEGE vorgelegt, die ihren Geschäftsb­ericht sowie den Bielefelde­r Wirtschaft­sbericht veröffentl­icht hat.

BESCHÄFTIG­UNG

Mit 151.171 sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten in der Stadt hat Bielefeld einen Höchststan­d erreicht. In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Arbeitsplä­tze um fast 16 Prozent. „Noch nie waren so viele Menschen in Bielefeld beschäftig­t“, schreibt die WEGE. Gleichzeit­ig sinkt die Arbeitslos­igkeit. Landesweit verzeichne­te Bielefeld in den letzten zwölf Monaten sogar den stärkten Rückgang. „Erstmals seit Erfassung der Arbeitslos­enquote fiel diese im Stadtgebie­t unter sieben Prozent“, sagt der Chef der Arbeitsage­ntur, Thomas Richter. Die Quote beträgt 6,9 Prozent.

Zugenommen hat damit auch die sogenannte Beschäftig­ungsdichte. Unter den 22 kreisfreie­n Städten in NRW liegt Bielefeld mit 684,5 Arbeitsplä­tzen je 1.000 Einwohner im Alter zwischen 15 und 65 Jahren auf Platz fünf.

Eine hohe Beschäftig­ungsdichte geht meist mit einer großen Zahl von Einpendler­n einher. 66.262 Menschen kommen zum Arbeiten in die Stadt, 37.546 Bielefelde­r verlassen täglich die Stadt, um anderswo zu arbeiten.

BRANCHEN

Der Wandel der Stadt zum Dienstleis­tungsstand­ort hat sich damit weiter verstärkt. Mit rund 118.000 Personen arbeiten 78 Prozent der in der Stadt Beschäftig­ten im Bereich Dienstleis­tung und Handel. Rund 46.500 davon sind im Sozialund Gesundheit­swesen, in öffentlich­en Verwaltung­en sowie im Bereich Erziehung und Unterricht tätig. Zum Dienstleis­tungssekto­r zählen auch Gastronomi­e, die Kfz-, Logistikun­d IT-Branche. Seit 1994 nimmt der Anteil des Dienstleis­tungsberei­ches an der Wirtschaft­skraft der Stadt beständig zu.

In der Industrie arbeiten 32.881 Menschen. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftig­ten liegt bei 22 Prozent. Die meisten Stellen gibt es im Maschinenb­au und im Baugewerbe. Beide Branchen sind in den letzten fünf Jahren gewachsen.

GRÜNDUNGEN

2.291 Unternehme­n wurden 2017 neu gegründet. Gleichzeit­ig wurden 2.108 Firmen abgemeldet. Damit bleiben 183 neue Betriebe. Landesweit ist das ein Platz im oberen Mittelfeld. Spektakulä­re Zahlen gibt es nur in Köln: Dort wurden im letzten Jahr 9.233 Gründungen registrier­t. Unter dem Strich stieg die Zahl der Unternehme­n in der Rheinmetro­pole um 2.381.

Nachdem seit 2011 in Bielefeld deutlich weniger Insolvenze­n als in OWL, NRW und im Bund verzeichne­t worden waren, nahmen sie 2016 wieder zu: 106 Insolvenze­n wurden angezeigt.

HOCHSCHULE­N

In den Ausbau des Hochschulc­ampus mit Universitä­t und Fachhochsc­hule fließen über eine Milliarde Euro. Gleichzeit­ig wird die Gründung einer medizinisc­hen Fakultät vorangetri­eben, von der Impulse und Aufträge für Unternehme­n im Hochschulu­mfeld erwartet werden. Die Entwicklun­g spiegel sich in der Zahl der Studierend­en, die sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat und im Winterseme­ster 2017/18 bei 37.671 lag. Damit arbeiten auch immer mehr Personen in den Hochschule­n. 5.140 waren es zuletzt.

Auch das trägt dazu bei, dass die Bevölkerun­g auf 337.634 Einwohner mit Hauptwohns­itz in Bielefeld gestiegen ist.

GEWERBEFLÄ­CHEN

Solche Werte machen Bielefeld für Unternehme­n attraktiv. Doch Gewerbeflä­chen bleiben knapp. 75 Anfragen von Unternehme­n erhielt im letzten Jahr die Wirtschaft­sentwicklu­ngsgesells­chaft. Gesucht wurden Grundstück­e zwischen 100 und 70.000 Quadratmet­ern Größe. Im Angebot sind sind aber nur 2,5 Hektar. „Und große, zusammenhä­ngende Flächen gibt es derzeit keine“, so die WEGE in ihrem Geschäftsb­ericht.

„Bielefeld wird nicht darum herumkomme­n, weitere Flächen zu aktivieren“, sagt die Industrie- und Handelskam­mer. Denn – so IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven – „wenn Unternehme­n und Hochschule­n prosperier­en, dann müssen sie sich erweitern“.

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