Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd
Die Zahl der Einwohner, der Arbeitsplätze und der Unternehmen steigt. Ein Mangel könnte zur Wachstumsbremse werden
Bielefeld. Die Bielefelder Wirtschaft brummt, und zwar so richtig. Noch nie waren so viele Menschen beschäftigt wie im Moment, die Gewerbesteuer sprudelt, die Arbeitslosigkeit sinkt. Für Unternehmen, Arbeitnehmer und für Studenten wird die Stadt immer anziehender.
Aktuelle Zahlen haben jetzt die Arbeitsagentur sowie die städtische Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft WEGE vorgelegt, die ihren Geschäftsbericht sowie den Bielefelder Wirtschaftsbericht veröffentlicht hat.
BESCHÄFTIGUNG
Mit 151.171 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Stadt hat Bielefeld einen Höchststand erreicht. In den letzten zehn Jahren stieg die Zahl der Arbeitsplätze um fast 16 Prozent. „Noch nie waren so viele Menschen in Bielefeld beschäftigt“, schreibt die WEGE. Gleichzeitig sinkt die Arbeitslosigkeit. Landesweit verzeichnete Bielefeld in den letzten zwölf Monaten sogar den stärkten Rückgang. „Erstmals seit Erfassung der Arbeitslosenquote fiel diese im Stadtgebiet unter sieben Prozent“, sagt der Chef der Arbeitsagentur, Thomas Richter. Die Quote beträgt 6,9 Prozent.
Zugenommen hat damit auch die sogenannte Beschäftigungsdichte. Unter den 22 kreisfreien Städten in NRW liegt Bielefeld mit 684,5 Arbeitsplätzen je 1.000 Einwohner im Alter zwischen 15 und 65 Jahren auf Platz fünf.
Eine hohe Beschäftigungsdichte geht meist mit einer großen Zahl von Einpendlern einher. 66.262 Menschen kommen zum Arbeiten in die Stadt, 37.546 Bielefelder verlassen täglich die Stadt, um anderswo zu arbeiten.
BRANCHEN
Der Wandel der Stadt zum Dienstleistungsstandort hat sich damit weiter verstärkt. Mit rund 118.000 Personen arbeiten 78 Prozent der in der Stadt Beschäftigten im Bereich Dienstleistung und Handel. Rund 46.500 davon sind im Sozialund Gesundheitswesen, in öffentlichen Verwaltungen sowie im Bereich Erziehung und Unterricht tätig. Zum Dienstleistungssektor zählen auch Gastronomie, die Kfz-, Logistikund IT-Branche. Seit 1994 nimmt der Anteil des Dienstleistungsbereiches an der Wirtschaftskraft der Stadt beständig zu.
In der Industrie arbeiten 32.881 Menschen. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Beschäftigten liegt bei 22 Prozent. Die meisten Stellen gibt es im Maschinenbau und im Baugewerbe. Beide Branchen sind in den letzten fünf Jahren gewachsen.
GRÜNDUNGEN
2.291 Unternehmen wurden 2017 neu gegründet. Gleichzeitig wurden 2.108 Firmen abgemeldet. Damit bleiben 183 neue Betriebe. Landesweit ist das ein Platz im oberen Mittelfeld. Spektakuläre Zahlen gibt es nur in Köln: Dort wurden im letzten Jahr 9.233 Gründungen registriert. Unter dem Strich stieg die Zahl der Unternehmen in der Rheinmetropole um 2.381.
Nachdem seit 2011 in Bielefeld deutlich weniger Insolvenzen als in OWL, NRW und im Bund verzeichnet worden waren, nahmen sie 2016 wieder zu: 106 Insolvenzen wurden angezeigt.
HOCHSCHULEN
In den Ausbau des Hochschulcampus mit Universität und Fachhochschule fließen über eine Milliarde Euro. Gleichzeitig wird die Gründung einer medizinischen Fakultät vorangetrieben, von der Impulse und Aufträge für Unternehmen im Hochschulumfeld erwartet werden. Die Entwicklung spiegel sich in der Zahl der Studierenden, die sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt hat und im Wintersemester 2017/18 bei 37.671 lag. Damit arbeiten auch immer mehr Personen in den Hochschulen. 5.140 waren es zuletzt.
Auch das trägt dazu bei, dass die Bevölkerung auf 337.634 Einwohner mit Hauptwohnsitz in Bielefeld gestiegen ist.
GEWERBEFLÄCHEN
Solche Werte machen Bielefeld für Unternehmen attraktiv. Doch Gewerbeflächen bleiben knapp. 75 Anfragen von Unternehmen erhielt im letzten Jahr die Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft. Gesucht wurden Grundstücke zwischen 100 und 70.000 Quadratmetern Größe. Im Angebot sind sind aber nur 2,5 Hektar. „Und große, zusammenhängende Flächen gibt es derzeit keine“, so die WEGE in ihrem Geschäftsbericht.
„Bielefeld wird nicht darum herumkommen, weitere Flächen zu aktivieren“, sagt die Industrie- und Handelskammer. Denn – so IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven – „wenn Unternehmen und Hochschulen prosperieren, dann müssen sie sich erweitern“.