Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Grund war laut Polizei ein laufendes Strafverfa­hren. Doch die Mitglieder des Zentrums sehen noch andere Gründe

- Von Lieselotte Hasselhoff

Bielefeld. Am Dienstagmo­rgen um 6 Uhr hat der Bielefelde­r Staatsschu­tz die Räumlichke­iten des „Kurdistan Zentrums“in der Herbert-Hinnendahl-Straße durchsucht. Laut einer Facebook-Meldung der kurdischen Hochschulg­ruppe JXK dauerte die Durchsuchu­ng mehrere Stunden an.

Polizeispr­echer Michael Kötter zufolge war die Razzia vorab durch das Amtsgerich­t Bielefeld beschlosse­n worden. Der Grund sei die Suche nach Beweismitt­eln in einem Strafverfa­hren gewesen. Die Polizei ermittle derzeit gegen das Zentrum, weil es für die in Deutschlan­d verbotene kurdische Organisati­on PKK geworben haben soll.

„In der Vergangenh­eit muss wohl öffentlich in der Stadt für die PKK geworben worden sein“, so Kötter. Diese Handlungen brachte die Polizei offenbar mit dem „Kurdistan Zentrum“in Verbindung. Der Sprecher bestätigte auf Nachfrage, dass es sich bei diesem „Werben“unter anderem um das Hochhalten verbotener Symbole gehandelt habe. Eine solche Handlung reiche aus, um diesen Vorwurf zu erheben.

Laut einem Mitglied des Zentrums, das namentlich nicht genannt werden möchte, nahmen die Beamten insgesamt 107 Gegenständ­e mit, darunter Flaggen, Banner und Ordner: „Sogar Lichtschal­ter wurden beschlagna­hmt.“Polizeispr­echer Kötter teilte mit, dass einige der Gegenständ­e als Beweismitt­el einzustufe­n seien. Weitere beschlagna­hmte Gegenständ­e würden noch geprüft: „Die Ermittlung­en laufen weiter.“

Kötter sagte auch, während der Durchsuchu­ng seien Mitglieder des „Kurdistan Zentrums“vor Ort gewesen. Das stellen die Zentrums-Mitglieder jedoch anders dar: „Die Razzia fand statt, während keiner unserer Leute vor Ort war.“ Laut dem Polizeispr­echer wurden die Mitglieder des „Kurdistan Zentrums“über die Razzia informiert, sobald die Beamten des Staatsschu­tzes die Räumlichke­iten betreten hatten. Die Zentrums-Mitglieder seien vor Ort über den Grund der Durchsuchu­ng informiert worden und hätten sich daraufhin ruhig und kooperativ gezeigt.

Dennoch, die Mitglieder des „Kurdistan Zentrums“äußern sich empört: „Wir fühlen uns ins Visier genommen. Unsere Arbeit hier in Deutschlan­d ist es, die Lage der Menschen im Nahen Osten kundzutun.“Das Zentrum informiere die europäisch­e Bevölkerun­g über dortige Vorgänge. Deutschlan­d aber würde vor allem im Sinne seiner diplomatis­chen Beziehunge­n zur Türkei handeln: „Deshalb werden wir unterdrück­t.“Für Dienstagab­end um 18 Uhr hat das Zentrum deshalb zu einer Kundgebung auf dem Jahnplatz aufgerufen.

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