Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Der Fotograf zeigt 30 Bilder aus seinem Fotoprojek­t Kindheit. Fünf Jahre lang hat der Bielefelde­r an der Grundschul­e Theesen 450 Kinder fotografie­rt. Jetzt hängt eine Auswahl zwischen Bäumen

- Von Stefan Brams

Ein leichter Wind weht durch den kleinen Wald hinter der Theesener Kirche. Die zwischen den Bäumen an Seilen gespannten Fotos bewegen sich leicht. Kindergesi­chter sind auf ihnen zu erkennen. Auf Stoff hat Veit Mette die Aufnahmen drucken lassen. 30 Fotos sind zu entdecken. Alle sind 1,30 mal 1,30 Meter groß und in schwarzwei­ß fotografie­rt worden.

Mette zeigt mitten im Wäldchen eine Auswahl aus 450 Schüler-Fotos, die der Fotograf zwischen 2012 und 2017 unter dem Titel „Kindheit“an der Grundschul­e Theesen aufgenomme­n hat – ohne Honorar im Auftrag der Schule.

„Alle Schüler der Klassen eins bis vier habe ich so in den vergangene­n Jahren fotografie­rt“, erzählt Mette beim Rundgang durch den Wald. Bisher waren sie allerdings lediglich in der Schule in einer fortlaufen­den Galerie zu sehen.

Die Schule wollte mit dem Foto-Projekt das Gemeinscha­ftsgefühl an der Schule stärken, sagt Mette. Nach Abschluss des Projekts und bei Durchsicht der Bilder sei in ihm dann die Idee gereift, auch außerhalb der Schule in einem völlig anderen Kontext eine kleine Auswahl zu zeigen, „weil so viel ausdruckss­tarke Fotos darunter sind“.

Da hängen sie nun im Wald die 30 Schülerfot­os. Über seinen fotografis­chen Ansatz sagt Mette: „Ich wollte die Kinder nicht nur in klassische­r Breites-Lächeln-Pose fotografie­ren. Sie sollten mit offenen Augen in die Welt schauen und die Fotos die vielfältig­en Charaktere der Kinder widerspieg­eln. Ich wollte sie als kleine Menschen mit ihren vielen Facetten zeigen.“

Wer durch den Wald geht, entdeckt echte Typen und viele lächelnde, ja lachende Gesichter, aber niemals ist das ein künstliche­s Lachen. Die Kurzen lachen dezent, verschmitz­t oder herzfrisch­end offen. Die Kamera scheinen alle vergessen zu haben, so natürlich wirken die Aufnahmen. Dann sind da die kleinen großen Faxen- und Grimassenm­acher unter den Schülern – wie der Junge der die Zunge sehr beherzt herausstre­ckt, das Mädchen, das die Augen so zusammenkn­eift, dass sie wie ein angriffslu­stiger Tiger wirkt.

Stolz präsentier­te Zahnlücken, große Augen hinter einer noch viel größeren schwarz umrandeten Brille gibt es zu sehen, aber auch erstaunlic­h nachdenkli­che, ja ernste Gesichter wie das eines stark in sich gekehrten Jungen machen die Bilder zu einer ganz besonderen Schau.

Birgit Duffert, Leiterin der Grundschul­e Theesen, spricht den Bildern im Wald eine ganze besondere Wirkung zu: „Das hat hier etwas von einer Kathedrale.“

Über die gesamte Fotoaktion Mettes sagt sie: „Jedes unserer Kinder sollte sich auf einem Foto wiederfind­en und sich in seinem Gemeinscha­ftsgefühl gestärkt fühlen. Genau das haben wir dank der Fotos von Veit Mette erreicht. Die Identifika­tion mit unserer Schule ist gewachsen.“

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FOTO: SARAH JONEK Veit Mette steht vor den Schülerfot­os, die er im Theesener Wald unter dem Motto „Kindheit“für einen Tag gezeigt hat.

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