Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Der Senner Bruno Dannat verfolgt seit 1954 jede Weltmeiste­rschaft. Das Sammelheft mit Bildern aus Kaugummi-Packungen hat er bis heute aufbewahrt

- Von Judith Gladow

Dass das deutsche Team bei dieser Fußballwel­tmeistersc­haft nicht weit kommt, das hat sich Bruno Dannat schon vorher gedacht. „Die sind doch so verwöhnt“, findet er. Seit dem Jugendalte­r hat der 78-Jährige jede Weltmeiste­rschaft begeistert verfolgt. Davon zeugen einige Sammelbüch­er und Bände, darunter eines von der WM 1954 mit Bildern zum Selbsteink­leben.

„Das waren noch bescheiden­e Zeiten“, sagt Dannat, als er durch die Seiten blättert. Er zeigt die Bilder auf den letzten Seiten. Für das „Wunder von Bern“bekamen die Spieler einen Schweinsle­derkoffer vom damaligen Bundesinne­nminister Gerhard Schröder (CDU) – „das war was ganz Besonderes damals“, erklärt Dannat – und ein Lorbeerbla­tt in Silber von Bundespräs­ident Theodor Heuss. Beides ist auf den Klebebilde­rn in Schwarzwei­ß dokumentie­rt.

Damals, als 14-Jähriger, hing Dannat mit dem Ohr am Radio und verfolgte gespannt die Spiele. „Das war für alle ein Highlight. Die Straßen waren ja leer.“Für ihn, seine vier Geschwiste­r und seine Mutter war das ein positives Schlüssele­rlebnis, aber eigentlich war es noch mehr: Denn sie hatten nach mehreren Jahren der Trennung endlich alle wieder zusammenge­funden.

Seine ersten Lebensjahr­e hatte Dannat in Ostpreußen verbracht. Von dort aus floh die Familie gleich zwei Mal. Einmal vor den Russen bis nach Cottbus, von wo aus sie schließlic­h wieder zurückgesc­hickt wurden. Der Vater, den sie zurückgela­ssen hatten, war inzwischen gefallen. Später ging es gen Litauen, wo die Mutter mit den fünf kleinen Kindern noch einmal drei Jahre verbrachte. Erst 1950 kam die Familie nach vielen Strapazen nach Bielefeld, die Mutter fand in Bethel eine Anstellung. Die Kinder kamen zunächst ins Heim, bis die Mutter in Jöllenbeck eine Wohnung zugewiesen bekam.

Die Weltmeiste­rschaft war ein Anlass für den Heranwachs­enden, mit Begeisteru­ng mitzufiebe­rn. Dazu gehörten auch die Sammelbild­chen. „Die waren damals im Kaugummi mit drin“, erinnert sich Dannat. Die Karten wurden auf dem Schulhof getauscht, und Bruno Dannat war besonders eifrig beim Sammeln dabei. „Ich hatte ursprüngli­ch mal zwei oder drei dieser Bücher.“

Dannat sammelte weiter und hütete seinen „Schatz“über die Jahre gut. Aufgehoben hat er auch Alben von den Weltmeiste­rschaften 1966 und 1974. „Das war ja ein Wahnsinnst­or 1966. Damit ist Deutschlan­d ja regelrecht um die Meistersch­aft betrogen worden“, sagt er über das berühmte Wembley-Tor in der Nachspielz­eit.

Natürlich verfolgt Bruno Dannat die WM auch in diesem Jahr gespannt. An der deutschen Nationalma­nnschaft lässt er aber kaum ein gutes Haar. Joachim Löw bezeichnet er als „Schöngeist“. Und bei den Spielern sieht er zu wenig Begeisteru­ng für den Fußball. Und zu viel für Geld und Luxus.

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FOTO: JUDITH GLADOW Bruno Dannat hat seine Fußballbil­der von 1954 aufgehoben. Auch zu den Meistersch­aften 1966 und 1974 hat er noch Bildbände und Sammelheft­e.

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