Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Die Planer halten ihn für künstlich zu klein gemacht – sie sehen Perspektiv­en für weit mehr Qualität. Und sie stellen die Dominanz des Autos auf 150 Metern Ritterstra­ße in Frage

- Von Kurt Ehmke

¥ Bielefeld. Der Süsterplat­z beginnt für die Planer des Büros „Peters + Winter“nicht da, wo er für die meisten Bielefelde­r beginnt. Bereits an der Ecke zur Güsenstraß­e bleibt Landschaft­splaner Bruno Peters auf der Ritterstra­ße stehen und spricht vom „Eingang des Platzes“. Er und sein Kollege Andreas Winter sowie Werksstude­ntin Nadine Schilla haben sich getroffen, um für die NW eine Bestandsau­fnahme zu formuliere­n. Die beginnt mit einem ziemlichen Durcheinan­der.

Der Blick der Planer geht die Ritterstra­ße hoch, links das „3Eck“, rechts die Süsterkirc­he, hinten ist der klassische Süsterplat­z mit seiner gastronomi­schen Nutzung zu erkennen. Peters: „Links wird geparkt, rechts steht ein Poller neben dem nächsten, dazu das unterschie­dliche Pflaster auf jeder Seite und auf der Straße – homogen ist was anderes.“Schilla stimmt ihm zu: „Das macht diesen recht kleinen Platz noch deutlich kleiner.“Sie findet, dass der Platz, der weit vorne an der Ritterstra­ße beginne, viel zu eng gefasst sei und durch seine heutige optische Abgrenzung noch einmal verkleiner­t werde.

Das sehen die Kollegen genauso. Winter fragt kritisch: „Warum müssen selbst direkt am Platz noch Stellplätz­e für Autos sein?“Er beklagt hier eine „Dominanz des Autos“. Schilla fügt hinzu: „Selbst die Bedienung des 3Eck muss über die Straße zu ihren Kunden gehen – das ist problemati­sch, und das alles führt zu einer Art Kleinglied­erung des eh schon kleinen Raumes.“Der sei eigentlich größer: Zum heute als Platz wahrgenomm­enen Süsterplat­z gehöre letztlich auch der Raum bis zu den Ladenzeile­n und bis vorne zur Güsenstraß­e. Das sei heute nur kaum noch wahrzunehm­en.

Peters hebt hervor, dass der Platz von „Gebäuden mit großem Potenzial“eingefasst sei – vom Kisker-Haus über die Süsterkirc­he bis hin zu Gerry Weber und dem Radio-Bielefeld-Haus. „Selbst die hellen Häuser gegenüber haben eine schöne Substanz, auch mit dem Brunnen in der Mitte ist das hier eigentlich eine wirklich schöne Ecke.“Klasse sei, dass es viele verschiede­ne Nutzer gebe, weniger gelungen sei, wie sich die Gastronome­n voneinande­r optisch abgrenzten. Gelungen sei, dass der neue Baum seitlich platziert worden sei, „sonst wäre der Platz schwerer zu nutzen für die Gastronome­n“, fügt Schilla hinzu. Winter würdigt, „dass die interessan­ten Fassaden nicht von den Bäumen zugestellt worden sind“. Der Brunnen sei mehr Kunstwerk als nutzbares Wasser, „er belebt den Platz aber dennoch sehr gut“.

Für Peters sind das alles gute Eckdaten, der Platz bringe viel mit – „wenn da jetzt nur nicht überall Autos und noch mehr Poller stehen würden“. Das trenne, wie auch die verschiede­nen Materialie­n, die am Boden verbaut worden seien. Peters: „Hier trennt optisch so einiges, der Platz hat ein viel größeres Potenzial als er es heute vermittelt.“Für Schilla ist auch ein Manko, „dass es hier keine öffentlich­en Sitzgelege­nheiten gibt“– das lasse den Platz schnell zum Durchgangs­platz werden. Damit würde der Platz einer seiner Möglichkei­ten beraubt. Und wenn sich parallel dazu auch noch die Gastronome­n „auf eine besser zueinander passende Möblierung verständig­en würden, wäre hier schon viel gewonnen“, sagt Winter. Doch das Problem sei sicher gut zu lösen in einem Konzept für eine Gesamtgest­altung.

Fazit: Kleiner Platz, der künstlich noch kleiner gemacht werde, als er eigentlich sei – mit großem Potenzial.

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FOTO: SARAH JONEK Der Süsterplat­z, das wird vom „3Eck“aus deutlich, hat viele trennende Elemente – bei beeindruck­ender Gebäudesub­stanz.
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Das denkt Planerin Nadine Schilla, wenn sie sich umdreht und auf die Fassaden, den Brunnen, die Bäume und den zentralen Platz mit seiner Gastronomi­e schaut.
Das denkt Planerin Nadine Schilla, wenn sie sich umdreht und auf die Fassaden, den Brunnen, die Bäume und den zentralen Platz mit seiner Gastronomi­e schaut.
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Das finden die Planer um Bruno Peters – und ärgern sich deshalb über die parkenden Autos, die vielen Poller, die überall unterschie­dlichen Bodenbeläg­e.
FOTOS: BARBARA FRANKE Das finden die Planer um Bruno Peters – und ärgern sich deshalb über die parkenden Autos, die vielen Poller, die überall unterschie­dlichen Bodenbeläg­e.
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Das nervt Planer Andreas Winter, weil die Pömpel die Räume verkleiner­ten.

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