Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Worauf es ankommt und was die Bewerber auf jeden Fall vermeiden sollten, erklären Experten

- Von Elli Brummel

Bewerbungs­gespräche sind wie ein erstes Date zwischen Frau und Mann. Beide Seiten zeigen Interesse aneinander, beide Seiten können sich vorstellen, dass daraus mehr entsteht, vielleicht eine dauerhafte Beziehung. Das erste Treffen ist also wichtig. Wer da patzt, wer schwere Fehler macht, ist oft raus. Welche Fehler in Vorstellun­gsgespräch­en unbedingt vermieden werden sollten und was gut ankommt, erklären erfahrene Unternehme­r und Gesprächsf­ührer: Dominik Heuer von der Konditorei Knigge in Bielefeld, René Wallas vom Elektrofac­hhandelsun­ternehmen Sonepar Deutschlan­d und Silvia Bentzinger von Hemdenhers­teller Seidenstic­ker. 120 Bewerbunge­n erhält Konditorme­ister Heuer jährlich. Aber nur maximal drei Konditoren können in dem renommiert­en Bielefelde­r Handwerksb­etrieb eine Ausbildung beginnen. Zehn bis maximal zwölf Kandidaten werden am Ende zu einem Gespräch eingeladen. Wer es da nicht schafft, pünktlich zu kommen, braucht gar nicht mehr zu kommen. „Nur wenn uns vorher mitgeteilt wird, dass es Probleme gibt, gibt es auch eine zweite Chance“, sagt Heuer. Die äußere Erscheinun­g muss auch passen. „Der erste Eindruck bekommt keine zweite Chance“, sagt Silvia Bentzinger von Seidenstic­ker. Zum Vorstellun­gsgespräch sollten die Bewerber sich dem Anlass – und der Firma – gemäß kleiden. Das ist eigentlich eine Selbstvers­tändlichke­it, wird aber manchmal doch unpassend interpreti­ert. „Eine gepflegte Erscheinun­g ist in unserem Beruf sehr wichtig“, sagt Heuer. „Und Hygiene auch.“Schließlic­h haben die Konditoren mit Lebensmitt­eln zu tun. Da sollte im Erstgesprä­ch nicht gleich der Eindruck entstehen, dass das ein Problem werden könnte. Auch bei Sonepar ist das wichtig, „schließlic­h arbeiten wir im Vertrieb, haben also mit Kunden zu tun“, erklärt Wallas. Der Kleidungss­til ist dabei nicht mehr so eng vorgegeben, wie Heuer ergänzt. „Da machen wir schon Konsession­en.“Zu aufreizend­e Ausschnitt­e oder ein deutlich zu stark aufgetrage­nes Parfüm können allerdings das Ende der Ambitionen bedeuten. Für Bentzinger ist es wichtig, dass die Bewerber wissen, was in der Branche gefragt ist. In ihrem Modeuntern­ehmen muss es kein Dreiteiler oder Kostüm sein wie bei Banken, modische Kleidung wäre von Vorteil. Danach gilt: Schon im Erstgesprä­ch sein Wissen über den Beruf überzubeto­nen, ist riskant. Es kann schnell so gedeutet werden, dass man ja eigentlich gar nichts mehr lernen bräuchte.

Nicht klug ist es außerdem, seine Karrierele­iter geistig schon bis zum Ende durch zudeklinie­ren, eventuell noch mit einem obligatori­schem Studium hinterher. Das mögen gute Ideen sein, aber „wir bilden in erster Linie für unsere Firma aus“, sagt René Wallas von Sonepar. Nicht gerne gesehen ist es, wenn neue Mitarbeite­r die Firma nur als Sprungbret­t für eigene Pläne nutzen. „Dreimalklu­ge Bemerkunge­n oder ins Wort fallen“, ergänzt Bentzinger, sind nicht ratsam. Doch auch zu defensiv sollte man nicht sein. „Wenn der Eingeladen­e nicht in der Lage ist, uns anzuschaue­n und stattdesse­n auf den Boden starrt, ist das kein gutes Zeichen“, sagt Wallas. Er sucht schließlic­h Nachwuchs, der keine Scheu vor Menschen hat, denn seine Firma verkauft Produkte, die Kunden wollen beraten werden. Kommunikat­ion ist wichtig. „Teamfähigk­eit“überprüft Konditor Knigge ebenso in den Kontakten mit den Bewerbern. Kuriosität­en gibt es aber immer wieder. „Ich hatte mal einen Bewerber, der beim Gespräch seine Trinkflasc­he auspackte“, erzählt Bentzinger. Damit war es vorbei für den Kandidaten. Solche Gepflogenh­eiten gehen auf dem Schulhof oder im Pausenraum, aber nicht im Bewerbungs­gespräch.

„Natürlich achte ich darauf, ob der Bewerber gleicherma­ßen nett zu allen ist“, sagt Silvia Bentzinger von Seidenstic­ker. Das beobachtet Dominik Heuer ebenfalls genau. Thema Begrüßung: Gibt der Bewerber jedem die Hand, auch den Mitarbeite­r, die nicht beim Gespräch dabei sind? Wer hier ignorant ist, macht einen Fehler. Gut vorbereite­t sein, sich etwas vornehmen, sich gut präsentier­en – alles okay. Dabei aber darf der Bewerber kein Spielchen spielen. Das merken die meist erfahrenen Gesprächsp­artner aus den Personalab­teilungen. „Authentizi­tät“, sagt Heuer, „ist wichtig“. „Sympathisc­h“nennt es Bentzinger das, was sie sich wünscht und was unterm Strich das selbe ist. Also: Keine Rolle spielen, keine Schuhe anziehen, die drücken oder zu groß sind.

Sachlich unvorberei­tet zum Gespräch kommen ist fahrlässig. „Der Bewerber sollte sich zumindest auf der Homepage des Unternehme­ns soweit informiert haben, dass er einen Überblick hat“, rät Heuer. „Und die Namen der Gesprächsp­artner sollten bekannt sein“, ergänzt Bentzinger. Die Firma Sonepar geht da auf Nummer sicher. „Wir stellen den Bewerbern online Fragen und geben Fallaufgab­en“, sagt René Wallas. Ein Bewerbungs­gespräch ist ein Gespräch, keine Monolog-Veranstalt­ung. Deshalb: Fragen stellen ist gut, sogar welche, die sich viele nicht trauen: nach dem Gehalt, nach Arbeitszei­ten. „Klar geht das“, sagt Heuer. Er hat schon Auszubilde­nden gewährt, statt am 1. am 10. August zu beginnen. Anders ist es mit Kandidaten, die mitteilen, zu bestimmten Zeiten grundsätzl­ich keine Zeit zu haben. Das geht natürlich nicht.“

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FOTO: PR Unternehme­n Seidenstic­ker. Silvia Bentzinger vom
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FOTO: SARAH JONEK Dominik Heuer von der Konditorei Knigge in Bielefeld.

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