Neue Westfälische - Bielefelder Tageblatt - Bielefeld Süd

Die Staatsanwa­ltschaft bestätigt Spuren-Treffer der Ex-Terroriste­n in der DNA-Datenbank. Der ehemalige Löhner Markt-Leiter Herbert Placke sagt: „Ich bin sprachlos“

- Von Ulf Hanke FOTO: JENS REDDEKER

■ Löhne. Herbert Placke war nicht dabei, aber ganz dicht dran, als die maskierten RAFRentner in den Kassenraum des Löhner Marktkaufs eindrangen. Der frühere Marktleite­r arbeitet inzwischen in Niedersach­sen, wo er auch wohnt. An den Raubüberfa­ll in Löhne am Dienstag nach Ostern 2009 erinnert er sich aber gut – genauso wie an die bleierne Zeit des Linksterro­rismus in den 1970er und 80er Jahren. Die Nachricht, dass es sich bei den Marktkauf-Tätern wohl um drei Ex-Terroriste­n der „Rote Armee Fraktion“handelt, schockiert den erfahrenen Marktleite­r: „Ich bin sprachlos.“

Das Landeskrim­inalamt Niedersach­sen hat im Internet Videos eines vergleichb­aren Raubüberfa­lls auf einen ReweSuperm­arkt in Hildesheim vom 7. Mai 2016 veröffentl­icht. Darauf ist nach Erkenntnis­sen der Ermittler zu sehen, wie Burkhard Garweg und Ernst Volker Staub eine Kassiereri­n in den Kassenraum des Supermarkt­s drängen und später mit Beute flüchten. Herbert Placke schaut sich die Bilder an und sagt: „Das war bei uns so ähnlich.“Glückliche­rweise ist niemand verletzt worden.

Die Staatsanwa­ltschaft Bielefeld bestätigte inzwischen, dass eine Erbgut-Spur, die im Löhner Marktkauf sichergest­ellt wurde, zu dem linksterro­ristischen Trio führt. Nach Auskunft von Staatsanwa­lt Moritz Kutkuhn ist ein Abgleich der DNA-Spur im Jahr 2016 erfolgt. Das Verfahren wegen des Raubüberfa­lls in Löhne ist dann jedoch im Februar 2018 vorläufig eingestell­t worden. Die mutmaßlich­en Täter sind bekannt. Sie sind nur noch nicht gefasst.

Das Erbgut der Ex-Terroriste­n ist den Ermittlern des Landeskrim­inalamts Niedersach­sen auch nach dem erfolglose­n Überfall auf einen Geldtransp­orter in Stuhr bei Bremen am 6. Juni 2015 in die Hände gefallen. Das Fluchtauto war nicht in Flammen aufgegange­n. Von da an untersucht­en die Ermittler vergleichb­are Überfälle.

Mehrere Fluchtfahr­zeuge hat das Trio offenbar in Bielefeld gekauft. Das LKA erkennt ein Muster: Die Ex-Terroriste­n kauften die Autos meist ein bis drei Monate vor den Taten, zahlten bis zu 3.000 Euro, kamen überwiegen­d mit Bus und Bahn zum Autohändle­r.

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Die Ex-RAF-Terroriste­n Garweg, Staub und Klette haben vor neun Jahren den Löhner Marktkauf überfallen.

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