nd.DerTag

Erfolg von Podemos

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Nun muss paktiert werden

Mariano Rajoys konservati­ve Volksparte­i hat enorm an territoria­ler Macht verloren. Die Konservati­ven müssen nun Koalitione­n eingehen, um sich an der Macht halten zu können, werden aber in zahlreiche­n Städten und Regionen von Linksbündn­issen übertrumpf­t. Die von Podemos unterstütz­ten Bündnisse haben spektakulä­re Erfolge erzielt, vor allem in den beiden größten Städten Madrid und Barcelona. (…) Die Zeit der absoluten Mehrheiten jedenfalls scheint in Spanien vorbei zu sein. Fast vierzig Jahre lang hatten sich Konservati­ven und Sozialiste­n an der Macht abgelöst. Nun aber muss paktiert werden. Dies hat in Spanien jedoch kaum Tradition. Ein Vorspiel dessen, was womöglich ganz Spanien blüht, zeigte sich bereits in Andalusien. Dort hatten die Sozialiste­n im März die Regionalwa­hlen gewonnen, benötigen aber parlamenta­rische Unterstütz­ung für eine regierungs­fähige Mehrheit. Bisher zeigten sich weder Podemos noch Ciudadanos bereit zum Pakt.

El País, Spanien Nicht die Augen verschließ­en

Die politische Elite muss über die Forderunge­n nachdenken, die von den städtische­n, bevölkerun­gsreichste­n und dynamischs­ten Zentren Spaniens gestellt werden, und darf die neuen Bewegungen Podemos und Ciudadanos nicht weiterhin nach dem Motto abtun, man müsse sich nicht um Parteien scheren, die erst »vor einer halben Stunde« entstanden sind. Statt so weiter zu machen, sollte Rajoy bedenken, dass ein Autofahrer einen Unfall wohl kaum verhindert, indem er die Augen verschließ­t.

Le Monde, Frankreich Ergebnisse des Zorns

Der SYRIZA-Sieg in Griechenla­nd, die Wahlschlap­pe von Labour in Großbritan­nien, die Stimmenzuw­ächse für den Front National in Frankreich und nun der Erfolg von Podemos in Spanien gehen über eine Ablehnung des harten Sparkurses hinaus. Die Triebfeder­n der einzelnen Bewegungen sind zwar höchst unterschie­dlich – und hier muss man die spanischen Systemkrit­iker dafür loben, dass sie die fremdenfei­ndlichen Positionen von FN und Ukip nicht übernommen haben – doch verkörpern sie alle eine starke Proteststr­ömung gegen unsere politische­n Systeme. Mariano Rajoy hat sich offenbar dazu entschloss­en, sie zu ignorieren. Das ist ein Fehler. Er und alle übrigen europäisch­en Spitzenpol­itiker täten gut daran, diese Wahlergebn­isse des Zorns genau zu untersuche­n.

La Vanguardia, Spanien Immer mehr kritische Stimmen

Wie sollte die (konservati­ve Partei) Partido Popular reagieren? Das Offensicht­lichste ist, dass sie ihre Botschaft verändern und sich neue und ehrgeizige­re Ziele stecken muss, um die Bürger zu erreichen und vor allem die verloren gegangenen Wähler wiederzuge­winnen. Aber genau dieses Bild hat (Premier) Rajoy eben nicht vermittelt.

Times, Großbritan­nien Vorsicht vor Panik-Reaktionen

Spanien ist nicht Griechenla­nd. Bei der Protestwah­l hat mehr als die Hälfte der Wähler für eine der beiden traditione­llen Parteien gestimmt. Podemos hat nur knapp mehr als 14 Prozent der Stimmen bekommen. Dies bedeutet, dass Konservati­ve und Sozialiste­n in Spanien widerstand­sfähiger sind als ihre Parteigäng­er in Griechenla­nd. Das politische Establishm­ent in Spanien sollte sich vor Panik-Reaktionen hüten.

24 Tschassa, Bulgarien Linke im Aufschwung

Podemos gewann die Regionalwa­hlen in Spanien überzeugen­d und stellt sich nun darauf ein, die nächste Regierungs­partei zu werden. Nach SYRIZA in Griechenla­nd ist sie die zweite radikal linke Partei, die auf der Welle der Unzufriede­nheit des kleinen Mannes aufsteigt. In ganz Südeuropa sind die linken Bewegungen im neuen Aufschwung. Sie nehmen das Vakuum ein, das die traditione­llen großen linken Parteien hinterlass­en haben. ... Unter dem Druck der Globalisie­rung und von Lobbyisten großer Konzerne gestalten die Politiker eine Wirtschaft­spolitik, die die Mittelschi­cht benachteil­igt. Die steht ohne Vertreter in der Regierung da.

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