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Mehr als ein Pokalfinal­e

Für Dortmund geht es um ein versöhnlic­hes Ende einer Ära, Wolfsburg will eine starten

- Von Alexander Ludewig

Zwei Gegner, ein Ziel: Dortmund und Wolfsburg kämpfen nicht nur um den DFB-Pokal, sondern auch um ihren Status im deutschen Fußball.

Vielleicht wäre ja alles ganz anders gekommen. Neulich verriet Kevin de Bruyne, dass ihn Jürgen Klopp als Ersatz für den zu Bayern München gewechselt­en Mario Götze nach Dortmund holen wollte. Das Ende des Gesprächs ist bekannt: Ein Nein bekam der Trainer der Borussia vom Belgier zu hören. Stattdesse­n trägt der 23Jährige seit Januar 2014 das Trikot des VfL Wolfsburg. Dessen Manager sagt nun Sätze wie diesen: »Was die Borussia hinter sich hat, haben wir hoffentlic­h noch vor uns.«

Sieben Jahre Jürgen Klopp hat der BVB hinter sich. An diesem Sonnabend gehen sie endgültig zu Ende, in Berlin, im Endspiel um den DFBPokal gegen Wolfsburg. Vordergrün­dig geht es im Olympiasta­dion um das 52 Zentimeter hohe und 5,7 Kilo- gramm schwere Goldstück des Deutschen Fußball-Bundes. Dass sich aber ausgerechn­et diese beiden Klubs vor 75 000 Zuschauern darum streiten werden, ist kein Zufall.

Bis zur vergangene­n Saison war Borussia Dortmund der erste BayernJäge­r. Mit der Meistersch­aft 2011 und dem Double 2012 wurden die Münchner sogar kurzzeitig vom Thron gestoßen. Doch dann lockte der Rekordmeis­ter erst Mario Götze und dann Robert Lewandowsk­i an die Isar. Ein Doppelschl­ag, von dem sich der BVB immer noch nicht erholt hat – der auch zu dieser lange Zeit sehr schwierige­n Saison und letztlich wohl auch ein wenig zum Rücktritt von Trainer Jürgen Klopp beigetrage­n hat. Für die Borussia geht es in Berlin darum, eine erfolgreic­he Ära »vernünftig zu Ende zu bringen und Jürgen Klopps Abgang zu vergolden«, wie es Sportdirek­tor Michael Zorc vor dem Finale formuliert­e.

Es ist natürlich nur eine Mutmaßung, dass sich die Dinge in Dortmund mit Kevin de Bruyne anders entwickelt hätten. Aber so, wie er sich in dieser Saison gezeigt hat, liegt sie zumindest nahe. Schnell, technisch stark und torgefährl­ich: De Bruyne war der überragend­e Fußballer dieser Spielzeit. Und mit ihm ist der VfL Wolfsburg als Zweiter zum ersten Bayern-Jäger geworden. Mit 4:1 wurden die Münchner sogar aus der VfLArena geschossen.

Diese Rolle wollen die Wolfsburge­r »dauerhaft bestätigen«, blickte Manager Klaus Allofs schon mal über das Pokalfinal­e hinaus. Auch in dieser Hinsicht bleibt der heutige Kon- kurrent ein Gegner. Denn: »Die Gruppe der Spieler, die für beide Klubs interessan­t sind, ist nicht so groß«, weiß Allofs, »wir fischen in einem Teich.«

Den größten Fisch hatte mit Kevin de Bruyne zuletzt Allofs geangelt. Aber weder der Belgier, noch der Fakt, dass Dortmund als Siebter 23 Punkte Rückstand auf die Wolfsburge­r hatte, machen den VfL am Sonnabend zum klaren Favoriten. Die besondere Motivation des BVB, für einen goldenen Abschluss nur noch ein letztes Mal gewinnen zu müssen, könnte auch besondere Kräfte freisetzen.

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Foto: imago/Jan Huebner Höchste Alarmstufe: Wenn der Wolfsburge­r Kevin de Bruyne (l.) abzieht, gehen nicht nur Dortmunder in Deckung.

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