nd.DerTag

Vom Biertisch einmal rund um die Welt

Der 81-jährige Martin Ruhtz fährt als ältester von 11 000 Hobbyradsp­ortlern den Velothon durch die Hauptstadt

- Von Oliver Kern Wer Martins Videoblog ansehen will: www.dasnd.de/Supermarti­n

Am Sonntag wird zum achten Mal der Velothon in Berlin gestartet. Ältester Radler ist Martin Ruhtz, 81 und Mitglied im nd-Team.

1973 war ein kalter Winter, erinnert sich Martin Ruhtz. Bei einem Lehrgang teilte er sein Zimmer mit zwei anderen Kollegen, und sogleich wurden die Regeln der Nacht festgelegt. Fritz und Jürgen waren Nichtrauch­er, Martin Ruhtz aber nicht. »Da sagten sie: ›Na dann gehst du eben raus!‹ Ich bin nicht in die Kälte rausgegang­en. An dem Tag habe ich aufgehört und seitdem nie wieder eine Zigarette geraucht«, sagt Ruhtz.

Heute ist er 81 Jahre alt. Doch an diesen Abend erinnert er sich noch immer, denn dieses Ende war zugleich ein Anfang. Irgendwann wurde ihm langweilig und er schlug Fritz und Jürgen vor, ein wenig laufen zu gehen – »im Straßenanz­ug«, auf dunklen Straßen. »Da habe ich ganz schön gekeucht. Die Zigaretten­reste mussten ja erst mal aus der Lunge raus. Allmählich habe ich dann Gefallen dran gefunden«, sagt Ruhtz.

Sport ist mittlerwei­le aus seinem Leben nicht mehr wegzudenke­n. 30 Rennsteigl­äufe absolviert­e er bereits. Mittlerwei­le fährt er mehr Rad. Da könne man sogar sitzen beim Sport, sagt er und lächelt. Am Sonntag ist Martin Ruhtz zum vierten Mal beim Jedermann-Radrennen Velothon in Berlin am Start. Als ältester von 11000 Fahrer. Im nd-Team begleiten ihn 62 andere Radbegeist­erte.

Sie versammeln sich an der Siegessäul­e inmitten des Tiergarten­s, um 60 oder 120 Kilometer durch und um die Hauptstadt herum zu radeln; mancher, um alle anderen hinters ich zu lassen; andere, um die eigene Zeit aus dem Vorjahr zu verbessern. Besonders verbissen verfolgt niemand seine Ziele. Es ist schließlic­h noch im- mer Breitenspo­rt, und die Profis gehen erst nach ihnen auf den Kurs.

Wir begleitete­n den Eberswalde­r Martin Ruhtz mit der Kamera eine Woche lang in seiner Vorbereitu­ng. Vor dem Sonntag ölt und putzt er noch mal sein Rad. »Allzu doll muss es aber nicht blitzen. Wenn man dazu die Zeit hätte, hätte man nicht die Lust dazu«, sagt Ruhtz altersweis­e. Und: »Vorm Wettkampf steht die Rasur – immer!« Auch wenn er dafür früh aufstehen muss, denn um 7.40 Uhr gehts schon los auf die 60 Kilometer. Für Martin Ruhtz wird das ein Klacks. »Am Biertisch haben wir mal festgelegt, einmal um die Erde zu laufen«, erzählt er. »Ich hab’s geschafft, komme auf mehr als 42 000 Kilometer, mit dem Rad auch schon. Aber mancher ist vorher abgetreten.«

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