Als Todesopfer rechter Gewalt nicht gezählt
Der Verein Opferperspektive erinnert an Falko Lütdke, der vor 15 Jahren in Eberswalde starb, nachdem ihn ein Neonazi vor ein vorbeifahrendes Taxi stieß.
Eberswalde. Mit Blick auf den bevorstehenden 15. Todestag von Falko Lüdtke trauerte der Verein Opferperspektive am Freitag um den Punk, der am 31. Mai 2000 im Alter von 22 Jahren in Eberswalde starb. Ein stadtbekannter Neonazi hatte ihn vor ein vorbeifahrendes Taxi gestoßen. In der offiziellen Statistik tauche Lüdtke jedoch nicht als Opfer rechter Gewalt auf, beklagte Julia Stegmann von der Opferperspektive. »Es ist erschreckend, dass Falko Lüdtke auch nach 15 Jahren von vielen nicht als Opfer rechter Gewalt angesehen wird«, sagte sie. »Er starb, weil er sich gegen rechtes Denken aussprach. Es ist wichtig, dass Falko Lüdtke nicht vergessen wird.«
Dem tödlichen Stoß sei eine verbale Auseinandersetzung zwischen Lüdtke und dem 27-jährigen Mike B. vorausgegangen, erinnerte die Opferperspektive. Der große und bullige Neonazi habe ein Hakenkreuz auf den Hinterkopf tätowiert gehabt. Lüdtke habe ihn wegen des verbotenen Symbols couragiert zur Rede gestellt. Beide stiegen in einen Bus ein und diskutierten dort weiter. Als sie an der Haltestelle Spechthausener Straße ausstiegen, versuchte Mike B., den Punk auf ein Bier in einen Treff der rechten Szene einzuladen. Als dieser ablehnte, kam es zum Handgemenge, wobei der Neonazi schubste und mit der Faust zuschlug.
Die Opferperspektive bedauert, dass die Polizei den Fall bis heute nicht als rechtes Tötungsdelikt einstufe. Ein offizielles Gedenken an Falko Lüdtke finde in Eberswalde bisher nicht statt.