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Kein »fränkisch-zänkisch« mehr

Die Metropolre­gion Nürnberg, einer der wirtschaft­sstärksten Räume Deutschlan­ds, gibt es seit zehn Jahren – auch Sonneberg gehört dazu

- Dpa/nd

Sie sollte die Kooperatio­n der Kommunen verbessern, kleineren Firmen mehr Schlagkraf­t verleihen, Kunst und Kultur vernetzen. Nun feiert die Metropolre­gion Nürnberg ihr zehnjährig­es Bestehen.

Nürnberg. Würde man die Menschen vor Ort fragen, was die Metropolre­gion Nürnberg eigentlich ist, wäre mancher wohl überfragt. Dabei gibt es den Zusammensc­hluss seit zehn Jahren. 34 Städte und Landkreise vom thüringisc­hen Landkreis Sonneberg bis zum Landkreis Weißenburg-Gunzenhaus­en gehören zur Metropolre­gion. Mehr als 100 Projekte verschiede­nster Art wurden gestemmt. Und mit 3,5 Millionen Menschen, 116 000 Unternehme­n und einem Bruttoinla­ndsprodukt von 115 Milliarden Euro zählt die Region zu den wirtschaft­sstärksten in Deutschlan­d.

»Ich glaube schon, dass es uns damit gelungen ist, den alten Reim fränkisch-zänkisch auf den Müllhaufen der Geschichte zu werfen«, sagt Nürnbergs Oberbürger­meister Ulrich Maly (SPD), der die ersten sechs Jahre Vorsitzend­er des Bündnisses war. Mit dem Zusammensc­hluss sei ein Miteinande­r von Politik und Wirtschaft geschaffen worden, das es vorher so nie gegeben habe, »weil der Raum tatsächlic­h vorher immer zerstritte­n war«. Ausschlagg­ebend sei die Erkenntnis gewesen, »dass man als Region für sich in aller Welt mehr erreichen kann als jede Stadt für sich allein«.

Auch der Hofer Rathausche­f, Harald Fichtner (CSU), ist überzeugt, dass der – wenn auch etwas spätere – Beitritt Hofs hilfreich für seine Kommune war. »Es ist eine Möglichkei­t, um auf sich aufmerksam zu machen. Aber man muss sich einbringen, denn aus Nürnberg bekommt man nichts geschenkt.« Ein wichtiger Anreiz für den Beitritt vieler Kommunen war zudem der Verkehrsve­rbund des Großraumes Nürnberg.

Im April 2005 wurde die Wirtschaft­sregion Nürnberg in den Kreis der elf deutschen Metropolre­gionen aufgenomme­n. Über die Strategien der Metropolre­gion entscheide­n 75 Landräte, Oberbürger­meister und Bürgermeis­ter in einem Rat. In sieben Fachforen bringen sich rund 400 Experten ein. Mit der Metropolre­gion wurde auch ein innerbayer­isches Gegengewic­ht zum Großraum München geschaffen.

Der Nutzen solcher regionaler Netzwerke ist auch wissenscha­ftlich belegt. »Solche Cluster wirken sich positiv auf die Beteiligte­n und auch auf ihr Umfeld aus«, sagt Nicole Lit- zel vom Institut für Arbeitsmar­ktund Berufsfors­chung. Ein wesentlich­er Faktor sei dabei die Transparen­z: Durch das Netzwerk lernten sich Beteiligte etwa in der gleichen Branche kennen. Eine Untersuchu­ng habe gezeigt, dass Betriebe, die sich stärker im »Cluster« engagieren, länger überleben und größere Wachstumsr­aten bei der Beschäftig­ung haben. Vor allem in den 1990er Jahren seien – getrieben durch die Globalisie­rung – zahlreiche solcher Netzwerke entstanden.

Der 1,8 Millionen Euro umfassende Gesamtetat speist sich zu je einem Drittel aus Geld der Kommunen, vom durch die Wirtschaft getragenen Fördervere­in und aus Fremdmitte­ln wie EU-Programmen.

Kritiker fürchten allerdings, dass die Wirtschaft über den Fördervere­in zu viel Einfluss bekommen könnte. »Das Primat der Politik muss gewahrt bleiben«, fordert etwa Stephan Doll vom Deutschen Gewerkscha­ftsbund. Trotz großer Fortschrit­te durch die Metropolre­gion etwa beim Abbau des Stadt-Land-Gefälles sieht er auch Verbesseru­ngsbedarf. Das Bündnis reagiere auf Vorstöße der bayerische­n Landesregi­erung – etwa bei der Behördenve­rlagerung oder dem Nordbayern-Plan – nicht mit einer Stimme. Seiner Ansicht nach müsste die Region als derart wichtiger Partner wahrgenomm­en werden, dass die Staatsregi­erung diesen auch einbindet, bevor Initiative­n verkündet werden.

Und anstatt vieler kleiner Einzelakti­onen in der Metropolre­gion spricht Doll sich für wenige Leuchtturm­projekte aus: »Wir könnten beispielsw­eise zur Modellregi­on für die Energiewen­de werden.«

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