Mary Ellen Mark
Jam 20. 3. 1940 – 25. 5. 2015
Ein Mädchen steht in einem Kinderplanschbecken. In einer Hand hält es elegant eine Zigarette, aus seinem Mund entweicht Rauch. Körpersprache und Blick sagen ungefähr so viel wie: »Ich weiß Bescheid, Freundchen, also erzähl mir keine Scheiße.« Im Hintergrund, im Wasser sitzend und konsterniert blickend, die jüngere Cousine. »Amanda and Her Cousin Amy« lautet der Titel der vor 25 Jahren entstandenen Fotografie, auf der diese Szene zu sehen ist. Festgehalten wurde sie von der USamerikanischen Dokumentarfotografin Mary Ellen Mark, die bevorzugt Menschen abgelichtet hat, die von der Gesellschaft aussortiert worden sind: Kranke, Arme, Obdachlose, Outcasts, Straßenkinder. Ihre Schwarz-WeißBildreportagen und Porträts, die sich nie auf ihren sozialkritischen Gehalt reduzieren lassen, sondern stilisierte Kunstwerke sind, wurden in den großen Magazinen gedruckt: »Time«, »Life«, »New Yorker«, »Vanity Fair«. Seit längerer Zeit litt sie an einer Knochenmarkserkrankung. Über das eingangs beschriebene Foto sagte sie: »Die neunjährige Amanda war sehr intelligent und sehr frech. Natürlich war sie mein Liebling.«