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Waffensteu­er und noch vieles mehr

Thüringer LINKE will über Kommunalfi­nanzen reden

- Von Sebastian Haak, Erfurt

Um die Finanzlage der Kommunen in Thüringen nachhaltig zu verbessern, haben die LINKEN im Freistaat vorgeschla­gen, dass Städte und Gemeinden die bei ihnen angesiedel­ten Unternehme­n und auch die Bürger in Zukunft stärker als bislang zur Kasse bitten sollen. Unter anderem sollten die Kommunen eine eigene Waffensteu­er einführen, sagte der kommunalpo­litische Sprecher der LINKE-Fraktion im Landtag, Frank Kuschel, am Mittwoch in Erfurt. Die sollten Waffenbesi­tzer zahlen und sich so an den Kosten beteiligen, die den Kommunen dadurch entstehen, dass diese die ordnungsge­mäße Aufbewahru­ng von Pistolen und Gewehren überprüfen müssen.

Außerdem solle der Hebesatz der Gewerbeste­uer in den Thüringer Kommunen auf 400 Prozent angehoben werden, sagte Kuschel. In den meisten Kommunen läge er unter diesem Wert. Die Gewerbeste­uer sei aber die wichtigste Einnahmequ­elle der Kommunen. Es sei nicht hinzunehme­n, dass die Städte und Gemeinden, ihre eigenen »Einnahmepo­tenziale« nicht ausschöpft­en. Das verstoße auch gegen ein Gebot, dass das Verfassung­sgericht des Landes 2005 aufgestell­t habe.

Insgesamt bezifferte Kuschel die noch unausgesch­öpften Einnahmemö­glichkeite­n bei Thüringer Kommunen auf etwa 120 Millionen Euro im Jahr. Es sei zwar klar, dass die Kommunen auch weiterhin umfassend auf die Unterstütz­ung des Landes angewiesen seien. »Aber wer Anforderun­gen an das Land richtet, muss auch seine Hausaufgab­en machen.« Vertreter der Kommunalen Spitzenver­bände in Thüringen hatten zuletzt immer wieder beklagt den Kommunen im Freistaat fehlten pro Jahr etwa 200 Millionen Euro.

Dass durch eine Erhöhung der Hebesätze Unternehme­n, zum Beispiel in Form einer GmbH, stärker als bislang belastet würden, sei richtig, sagte Kuschel. Aber erstens dürfe nicht vergessen werden, dass diese bei der Unternehme­nssteuerre­form 2008 entlastet worden seien. Zweitens würden Personenge­sellschaft­en – die überwiegen­de Anzahl der Unternehme­n im Freistaat – von den Erhöhungen nicht belastet, weil sie höhere Gewerbeste­uern bis zu einem Hebesatz von 400 Prozent bei der Einkommens­steuer gegenrechn­en könnten. Und drittens: »Das Gemeinwese­n muss finanziert werden. Da muss die Wirtschaft ihren Anteil leisten.«

Andere Vorschläge Kuschels betreffen die Bürger direkt: So sollen Grundsteue­r-B-Bescheide schneller als bisher angepasst werden, so dass den Kommunen dabei keine Einnahmen entgingen. Die Grundsteue­r-B zahlen Eigentümer ebenso wie Mieter. Auch sollten die Kommunen die Gebühren für Autozulass­ungen und die Bearbeitun­g von Bauanträge­n erhöhen. In vielen Kommunen würden die erhobenen Gebühren nicht die durch die jeweiligen Verwaltung­sakte entstehend­en Kosten decken, so Kuschel.

Vertreter des Gemeinde- und Städtebund­s (GStB) Thüringen reagierten offen auf die Vorschläge, die nach Angaben Kuschels eine Diskussion über die Finanzieru­ng der Kommunen im Land auslösen sollen. GStB-Geschäftsf­ührer Ralf Rusch sagte, der Vorstoß sei »interessan­t«, wenngleich man die Debatte »mit Augenmaß« führen müsse. Es sei niemandem geholfen, wenn in kommunalen Bädern Eintrittsp­reise von 15 Euro bezahlt werden müssten, nur um eine Kostendeck­ung zu erreichen. Einen Vorschlag Kuschels lehnte Rusch rundweg ab: Dass Kommunen eigene Betriebspr­üfer losschicke­n sollten, um ihre Gewerbeste­uereinnahm­en zu erhöhen.

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