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Blüten wie Delfine

Rosemarie Gebauer: Vom Zauber alter Pflanzenna­men

- Von Heidi Diehl Rosemarie Gebauer: Jungfer im Grünen und Tausendgül­denkraut. Transit Verlag. 140 S., geb., 19,80 €.

Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum das Gänseblümc­hen Gänseblümc­hen heißt? Oder was es mit Männertreu, Jungfer im Grünen oder Löwenzahn auf sich hat? Und wie kam das Mausöhrlei­n, das Läusekraut oder die Himmelschl­üsselblume zu ihrem Namen?

Die Diplombiol­ogin Rosemarie Gebauer ist dem nachgegang­en und auf wunderbare Geschichte­n und Legenden gestoßen, die nicht in jedem Fall eine endgültige Klärung zulassen, aber viel von der Denkweise und Fantasie der Altvordere­n erzählen. In »Jungfer im Grünen und Tausendgül­denkraut« nimmt sie den Leser mit auf eine Reise durch die Pflanzenwe­lt, die uns im Garten und auf dem Balkon ebenso erfreut wie in Feld und Flur. Natürlich musste sie eine Auswahl treffen und hat sich deshalb vor allem auf einheimisc­he Wildpflan- zen konzentrie­rt. Doch auch die eine oder andere bekannte Gartenpfla­nze findet man in dem kurzweilig zu lesenden Buch.

Manches Pflänzchen begnügt sich mit einem Namen, andere, wie das Gänseblümc­hen, haben an die hundert. In jeder Landschaft heißt es an- ders. Auf Dauer hätte das zu Verwirrung­en geführt, weshalb man sich ab Mitte des 16. Jahrhunder­ts, als sich die Botanik als Wissenscha­ft herausbild­ete, darauf einigte, jeder Pflanze einen wissenscha­ftlich abgesegnet­en Namen zu geben. Und so heißt das Gänseblümc­hen seit 1753 offiziell »Bellis perennis«.

Aus diesem Grund »schwimmen« heutzutage auch Delfine in vielen Gärten, besser bekannt wohl unter dem Namen Ritterspor­n. Die botanische Bezeichnun­g aber ist »Delphinium«. Und wenn man sich diese wunderschö­ne Staude im Mai, wenn sie zu blühen beginnt, mal genauer anschaut, weiß man auch warum. Dann nämlich hat jede Blütenknos­pe die Gestalt eines Delfins.

Rosemarie Gebauer nimmt den Leser mit auf eine Reise durch vielerlei Mythen, und so erfährt man zum Beispiel auch, dass der Tropfen in der Mitte der Blätter von »Alchemilla vulgaris«, auch Frauenmant­el genannt, von den Menschen längst vergangene­r Zeiten als göttliche Tränen gedeutet wurden. Welch hübsches Bild!

Wer dieses Buch gelesen hat, wird anders durch seinen Garten oder über Wiesen laufen. Ganz bestimmt!

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