UNTEN LINKS
Nachdem alle Vorstöße revolutionärer Kräfte, den 1. Mai grundsätzlich auf einen Wochentag zu legen, am Widerstand konservativer Kalenderpuristen gescheitert sind, macht jetzt eine rot-rot-grüne Politikerinitiative die Runde: Jedem Feiertag, der auf einen Sonntag fällt wie der diesjährige Kampftag der Arbeiterklasse, soll ein arbeitsfreier Montag folgen. Das ist eine schöne Idee, die sich zudem auf die Tradition des Blauen Montags berufen kann: Über Jahrhunderte hinweg war es unter Handwerkern üblich, montags blau zu machen. Dagegen rannten freilich schon damals die Besitzer der Produktionsmittel an. So überliefert das Volksbuch von 1510, wie Till Eulenspiegel, dem man den montäglichen Müßiggang verboten hatte, die Wolle an einem Feiertag schlug. Der Gegenvorstoß zur Montagsinitiative dürfte demnächst von den sogenannten Arbeitgebern kommen: Sie meinen, dem Feiertag zu seinem Recht zu verhelfen, indem sie den Sonntag generell zum Arbeitstag erklären.