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Kreditanst­alt für Wiederaufb­au kommt Kritikern entgegen

Beschwerde­verfahren eröffnet Betroffene­n Möglichkei­ten, gegen Projekte der Entwicklun­gsbank Einwände geltend zu machen

- Von Roland Bunzenthal, Frankfurt am Main

Die staatliche KfW hat für ihre Entwicklun­gsbank ein Beschwerde­verfahren eingeführt. Einzelpers­onen, Unternehme­n und Organisati­onen können jetzt offiziell Beschwerde einreichen.

Die Vorwürfe stehen seit Langem im Raum: Die KfW Entwicklun­gsbank finanziert Projekte, die der Umwelt mehr schaden als ihr nützen. Ein Beispiel dafür sind Kohlekraft­werke. Die Anschuldig­ungen stammen hauptsächl­ich aus den Reihen von entwicklun­gspolitisc­hen und regierungs­fernen Hilfswerke­n wie zum Beispiel die Organisati­on Urgewald in Sassenberg.

Als Reaktion auf die Kritik initiierte KfW-Vorstand Norbert Kloppenbur­g vor Kurzem einen neuen Beschwerde­mechanismu­s, den jedermann nutzen kann, der mit der Strategie der Staatsbank nicht zufrieden ist. Im Dialog mit zwei Dutzend auf diesem Gebiet tätigen Vereinen und Hilfswerke­n gestand Kloppenbur­g Fehler der Vergangenh­eit ein und gelobte Besserung.

Die Zukunft der staatliche­n Entwicklun­gsbank gestaltet sich entlang von fünf Schwerpunk­tthemen erklärte Kloppenbur­g: Allen voran Kli- maschutz und Projekte der Flüchtling­shilfe, gefolgt von Stadtplanu­ng und -entwicklun­g, internatio­nalen Partnersch­aften und der Arbeit an den jetzt neu erstellten Umwelt- und Sozialrich­tlinien.

Schon jetzt flössen fast 60 Prozent ihrer Kreditverg­abe in Projekte des Klima- und Umweltschu­tzes, inklusive der Förderung erneuerbar­er Energien, führte der KfW-Vorstand aus. Dadurch spare man in Zukunft 11,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr ein.

Für die Flüchtling­shilfe hat die KfW insgesamt 1,6 Milliarden Euro bereitgest­ellt. Mit dem Geld sollen vor allem Beschäftig­ungsprogra­mme in den deutschen Kommunen finanziert werden, darunter fällt aber auch ein Programm mit dem Titel »cash for work«, bei dem bezahlte Arbeitsmög­lichkeiten für Flüchtling­e in den aufnehmend­en Gemeinden rund um Syrien geschaffen werden.

In Flüchtling­slagern und Nachbarkom­munen finanziere die KfW derzeit humanitäre Hilfe, aber auch den Aufbau von Infrastruk­tur und Bildungspr­ojekten. Es sei ganz wichtig, den Menschen damit eine Perspektiv­e zu geben. Derzeit gebe es rund 75 Vorhaben in 20 Ländern mit einem Gesamtvolu­men von 1,65 Milliarden Euro. Damit würden rund zehn Millionen Menschen erreicht.

Stadtplanu­ng und -entwicklun­g gilt der KfW als eine »gewaltige Herausford­erung«, da im Jahr 2030 bereits zwei Drittel der Weltbevölk­erung in den Großstädte­n leben werden.

Weiter gepflegt werden sollen internatio­nale Partnersch­aften, zum Beispiel mit der kapitalkrä­ftigen Asiatische­n Entwicklun­gsbank, die in dieser Woche in Frankfurt ihre Jahrestagu­ng abhält.

Auf Basis der neu erstellten Umwelt- und Sozialrich­tlinien werde künftig jedes neue Projekt automa- tisch auf seine ökologisch­e und soziale Verträglic­hkeit von neutralen Experten gecheckt werden, betonte Kloppenbur­g bei der Entwicklun­gsbank-Jahrespres­sekonferen­z.

Die Hauptkriti­k der privaten Entwicklun­gshelfer richtet sich gegen die Förderung klimaschäd­licher Kohlekraft­werke in den Entwicklun­gsländern. Kloppenbur­g erklärte jetzt definitiv, man werde keine neuen Kohlekraft­werke mehr fördern. Im Zeichen der für das Klima schädliche­n CO2-Emissionen werde man aller Vo- raussicht nach diese Energieque­lle mit der Zeit trockenleg­en, Derzeit seien noch sechs der Luftversch­mutzer in Betrieb oder in der Pipeline: »Wir müssen bereits früher abgeschlos­sene Verträge leider einhalten, werden aber keine neuen mehr unterschre­iben.« Die privaten Entwicklun­gsorganisa­tionen hatten sich im vergangene­n Jahr mit ihrer Kritik an den Petitionsa­usschuss des Bundesstag­es gewandt, wurden dort aber abgewiesen.

Die KfW-Tochter Deutsche Entwicklun­gsgesellsc­haft (DEG) wurde ebenfalls kritisiert: für ihre »Intranspar­enz. So müsste die Prüfung auf schädliche Nebenwirku­ngen vor und nicht erst nach der Vertragsun­terzeichnu­ng über die Bühne gehen. DEG-Chef Bruno Wenn wies jetzt allerdings daraufhin, dass alle neuen Projekte auf der Website der DEG kurz vorgestell­t würden. Nach Jahren kräftigen Wachstums zeigt der Umsatz des vergangene­n Jahres eine Delle auf. Dies hänge mit der Konjunktur­krise in den wichtigste­n Schwellenl­ändern zusammen – also vor allem Brasilien, Russland und China. Dies merke man an der nachlassen­den Investitio­nsbereitsc­haft deutscher Unternehme­n in diesen Regionen. Hinzu komme, dass einige Investoren in erneuerbar­er Energie sich derzeit zurückhalt­en. Der Grund sei die Konkurrenz durch den derzeit unschlagba­r niedrigen Rohölpreis.

Für 2015 bilanziert­e die KfW ihre bislang zweithöchs­te Summe für Finanzieru­ngen und Zuschüssen an Entwicklun­gs- und Schwellenl­änder. Zusammen mit der DEG wurden im Auftrag der Bundesregi­erung 7,8 Milliarden Euro für Projekte in Afrika, Asien, Lateinamer­ika und Südosteuro­pa genehmigt. Davon gingen 4,3 Milliarden in Projekte des Umweltund Klimaschut­zes.

Aufgeglied­ert nach Verwendung­szwecken fällt auf, dass rund die Hälfte der Mittel in den Sektor »Wirtschaft­liche Infrastruk­tur und Dienste« ging. Unter diese Rubrik fallen privatisie­rte Krankenhäu­ser ebenso wie ein spezielles Business Hotel. Zum Vergleich: Auf den Sektor Landwirtsc­haft entfallen nur rund fünf Prozent der Mittel. Um Fluchtursa­chen zu beheben, werden zum Beispiel in der bürgerkrie­gsgeschädi­gten Demokratis­chen Republik Kongo erstmals Agrarproje­kte durchgefüh­rt. »Wir sind uns der Risiken bewusst«, meint Wenn. Von den gesamten Kapitaltra­nsfers floss ein Viertel nach Afrika – überwiegen­d als reiner Zuschuss, um die Schuldenla­st nicht zu erhöhen. Die Schuldenkr­ise der 80er ist unvergesse­n und das Entschuldu­ngsbündnis Erlassjahr.de warnt vor einer Neuauflage des damaligen Geschehens.

Für die Flüchtling­shilfe hat die KfW insgesamt 1,6 Milliarden Euro bereit gestellt.

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