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Bayerns DRK-Retter müssen warten

- Von Johannes Hartl

Vor zwei Wochen ebnete der Innenaussc­huss in Bayern den Weg für die Gleichstel­lung der Rettungshe­lfer – dann ruderte die CSU überrasche­nd zurück. Die Opposition reagiert empört.

Lange hat der Bayerische Landtag über die Helferglei­chstellung gestritten. Erst im Vorjahr forderten SPD und Freie Wähler, dass ehrenamtli­che Rettungshe­lfer dieselben Ansprüche auf Entgeltfor­tzahlungen und Verdiensta­usfall haben sollten wie Angehörige der freiwillig­en Feuerwehre­n – und scheiterte­n damals an der Ablehnung der CSU.

Vor zwei Wochen dann sah es so aus, als ob der SPD-Abgeordnet­e Paul Wengert, seines Zeichens Vizepräsid­ent des Bayerische­n Roten Kreuzes, einen Kurswechse­l erreicht hätte: Ohne Gegenstimm­en nahm der Innenaussc­huss des Landtages seinen Antrag an, der die Staatsregi­erung zur Berichters­tattung auffordert­e und den Weg für einen Gesetzentw­urf ebnen sollte. Damit konnten Freiwillig­e nach Jahren der Kritik an der bisherigen Praxis erstmals auf ein Umdenken hoffen.

Doch keine Woche später vollzogen die Christsozi­alen eine unerwartet­e Wende. Trotz ihrer Zustimmung im Innenaussc­huss, dem Fachgremiu­m, blockierte­n die CSU-Parlamenta­rier mit ihrer Mehrheit im Haushaltau­sschuss plötzlich das Ansinnen und stellten die Umsetzung der Forderung unter den sogenannte­n Haushaltsv­orbehalt. Dadurch hängt die Gleichstel­lung von Rettungshe­lfern, die nicht in die zeitkritis­che Versorgung eingebunde­n sind, sondern im Hintergrun­d logistisch­e oder seelsorger­ische Arbeit leisten, von den Haushaltsb­eratungen im Herbst ab. Ob es im Zuge dessen zu einer Änderung des Gesetzes kommen wird, ist jedoch offen und steht aufgrund der Mehrheitsv­erhältniss­e im Prinzip unter alleiniger Kontrolle der regierende­n CSU.

Für Paul Wengert, den Initiator des Antrags im Innenaussc­huss, ist das eine Enttäuschu­ng. »Ich halte die jetzige Kehrtwende der CSU für unverständ­lich«, sagte der BRK-Vize. Statt auf den Entschluss von letzter Woche bauen zu können, sei für Rettungshe­lfer nun noch immer »kein Ende der ungerechte­n Ungleichbe­handlung abzusehen«. Sein Genosse Herbert Kränzlein, finanzpoli­tischer Sprecher und Mitglied im Haushaltsa­uschuss, geht noch wesentlich härter mit der Blockade der Regierungs­partei ins Gericht: »Diese Entscheidu­ng ist ein Schlag ins Gesicht der ehrenamtli­chen Helfer und zeigt, dass man sich auf die CSU nicht verlassen kann.«

Auch bei den Freien Wählern (FW) sorgte das Verhalten für Unverständ­nis. Die Fraktion engagiert sich ebenfalls für die Gleichbere­chtigung und sieht in der jüngsten Entscheidu­ng ein »fatales Signal«. »Die Gleichstel­lung aller ehrenamtli­chen Kräfte im Rettungsdi­enst ist überfällig und schnellste­ns umzusetzen«, sagte deren finanzpoli­tischer Sprecher Bernhard Pohl. Er will das Thema deshalb im Plenum debattiere­n lassen und die CSU zum Umdenken anregen. Denn »taktische Spielchen«, so der Parlamenta­rier, seien bei einem derart wichtigen Anliegen »fehl am Platz«.

Die Situation für die vielen ehrenamtli­chen Helfer der Rettungsdi­enste bleibt währenddes­sen unveränder­t. Sie werden im Notfall wohl weiterhin zu jeder Tages- und Nachzeit ausrücken, um seelsorger­isch tätig zu werden oder um Einsatzkrä­fte bei Notlagen mit logistisch­en Leistungen zu unterstütz­en — selbst wenn ihr Engagement im Gesetz nach wie vor nicht entspreche­nd honoriert wird und sie wesentlich schlechter gestellt sind als ihre Kollegen der Feuerwehre­n.

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