nd.DerTag

36 Grad

- René Heilig über Polizeiarb­eit jenseits von und in Cyberräume­n

Neue Software, neue Dateien, neue Vernetzung­en über alle Grenzen hinweg – auf der Herbsttagu­ng des Bundeskrim­inalamts wurde die Zukunft von Polizeiarb­eit im Umfeld von Krisen und Kriegen skizziert. Wie gut, dass am Donnerstag dann doch noch einige Praktiker Fenster in den Alltag öffneten. »Wenn wir eingreifen, dann hat Integratio­n bereits versagt«, erklärte Elke Bartel, Polizeiprä­sidentin der Problemsta­dt Duisburg und plädierte für eine engere Vernetzung von Menschen. Auch Oberst Gerald Tatzugern vom Wiener BKA betonte, die wichtigste Art der Sicherheit­svernetzun­g habe »durchschni­ttlich 36 Grad«.

Hätte man auf der Tagung in Mainz von Anfang an akzeptiert, dass nicht Monsterdat­eien, sondern Menschen in und außerhalb der Sicherheit­sbehörden nur gemeinsam Garanten für Sicherheit sind, hätte man auch selbstkrit­isch die Arbeit des BKA und anderer deutscher Polizeibeh­örden reflektier­en können. Denn wie kann es sein, dass die Aufklärung­squote von Verbrechen mit rassistisc­hen Hintergrün­den in Deutschlan­d derartig bescheiden ist?! Man hätte grundsätzl­ich nachfragen können, ob das Verhältnis von Repression und Prävention stimmt. Und vieles mehr. Wir unterliege­n täglich der Gefahr, dass Terroriste­n neue Anschläge verüben können. Logisch, dass die Sicherheit­sbehörden daher im Dauerstres­s sind. Umso wichtiger ist es, dass sie nicht in ferne Cyberräume abheben und sich nicht einspannen lassen für Demokratie-Abbaupläne.

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