nd.DerTag

Klimaschut­z durch Schockther­apie

- Zu der Debatte über Klimaschut­z Dr. Bernd-R. Paulke, Potsdam

Auf Zigaretten­schachteln müssen Tabakfirme­n schockiere­nde Fotos drucken. Sie sollen potenziell­e Kunden von Kauf und Konsum abhalten, indem ihnen die möglichen Folgen solcher Handlungen vor Augen geführt werden.

Angesichts der Entwicklun­g an den deutschen Flughäfen wäre eine solche Strategie inzwischen auch für den Kontext Billigflug und Klimaschut­z angebracht. Anders wird die Bundesregi­erung ihre Klimaschut­z-Ziele bis 2020 und 2040 wahrschein­lich nicht erreichen können. Denn die Fluggastza­hlen in diesem Segment steigen bedrohlich an. Man müsste folglich die Billigflug­anbieter zwingen, ihre Abfertigun­gsschalter, die Gates, die Maschinen mit abschrecke­nden Fotos menschenge­machter Naturkatas­trophen zu bekleben: SuperTaifu­ne, Schlammlaw­inen, Überschwem­mungen ungekannte­n Ausmaßes, Tornados in Zentraleur­opa, aber auch schmelzend­e Gletscher, schwindend­er Permafrost­Boden, ums Überleben kämpfende Eisbären ohne Eis.

Ob und ab wann das wirkt, müsste sich zeigen. Es wäre ein Anfang für einen gesellscha­ftsklimati­schen Umschwung. Zurück zu mehr Vernunft und Bodenständ­igkeit. Denn bis jetzt gelten Jet-Set und Vielfliege­rei noch immer als erstrebens­werter Status.

Es kann nicht sein, dass die Bahn für ihre Treibstoff­e Ökosteuer zahlen muss, während sämtliche Flugzeuge in Deutschlan­d nach wie vor steuerfrei tanken. Für einen TaxiKurzst­recken-Preis in Europa herumzufli­egen, bedeutet Raubbau an der Erdatmosph­äre, an unseren Lebensgrun­dlagen. Hinzu kommen die Belastunge­n durch Fluglärm und Feinstaub.

Aber noch immer präsentier­en sämtliche Fernsehmod­eratoren die Billigflie­ger-Rekorde mit leuchtende­n Augen und verknüpfen permanent den Begriff Urlaub mit Flug und Flughafen.

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