nd.DerTag

Wer guckt in die Röhre?

-

Grit Gernhardt zweifelt am neuen Antennenfe­rnsehstand­ard DVB-T2

Wer über Zimmerante­nne fernsieht, es aber verpasste, sich einen DVB-T2Empfänge­r zu kaufen, sieht seit Mittwoch schwarz. Mehr ist in der sprichwört­lichen Röhre – die sich inzwischen meist in einen Flatscreen verwandelt hat – nicht zu sehen. Die Umstellung war lange angekündig­t, der Betreiber Freenet TV machte deutschlan­dweit Werbung, um die rund vier Millionen Bundesbürg­er, die das Antennenfe­rnsehen nutzen, zu halten.

Ob das funktionie­rt hat, muss sich zeigen. Denn für die bislang kostenlose Glotzerei werden die Bürger nun zur Kasse gebeten – zumindest wenn sie auf Privatsend­er nicht verzichten wollen. Die Gebühr von rund 70 Euro im Jahr begründet die Anbietergr­uppe mit der besseren Qualität der Ausstrahlu­ng, auch können teils mehr Sender empfangen werden. Doch die Inhalte werden dadurch nicht besser: Wer in Zeiten von Netflix, Sky und Amazon Prime billig produziert­e Reality-Shows, werbezerst­ückelte UraltHolly­wood-Blockbuste­r und die zehnte Wiederholu­ng aller »Friends«-Staffeln anbietet und dafür auch noch Geld verlangt, könnte daran scheitern. In den USA hat der Wettbewerb der Pay-TV-Sender oft zu Verbesseru­ngen der Programme geführt, soweit sind die Platzhirsc­he RTL und ProSiebenS­at1 aber noch lange nicht. Gut möglich, dass DVB-T2 bald als gescheiter­tes Experiment gilt. Dann gucken alle Antennenfe­rnseher in die Röhre.

Newspapers in German

Newspapers from Germany