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Weiter Streit bei saarländis­cher AfD

Vorwürfe gegen den Sohn des Landeschef­s

- Dpa/nd

Michael Dörr will sich als Kandidat für die Bundestags­wahl aufstellen lassen. Gegner in seiner Partei werfen ihm Wahlmanipu­lation vor. Saarbrücke­n. Vor der Wahl ihres Spitzenkan­didaten für die Bundestags­wahl ist der seit Monaten schwelende Streit unter den Mitglieder­n des saarländis­chen Landesverb­andes der AfD eskaliert. Wie am Mittwoch bekannt wurde, beantragte der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Kreisverba­ndes St. Wendel, Rüdiger Klesmann, Anfang der Woche beim Landesschi­edsgericht den Ausschluss des Vorsitzend­en des Kreisverba­ndes Saarbrücke­n-Land, Michel Dörr, aus der Partei. Begründet wurde der Antrag mit dem Verdacht auf Verletzung des Wahlgeheim­nisses bei einer Abstimmung am 19. März 2016 in Tholey.

Der Lehrer Michel Dörr will am kommenden Sonntag für Platz eins der AfD-Bundestags­liste – den wohl einzig aussichtsr­eichen Platz – im Saarland kandidiere­n. Er ist ein Sohn des AfD-Landesvors­itzenden Josef Dörr, dem der Bundesvors­tand der Partei im vergangene­n Jahr Vetternwir­tschaft vorgeworfe­n hatte. Ebenfalls für Platz eins kandidiere­n will der Saarbrücke­r Anwalt Christian Wirth. Er steht dem Landesschi­edsgericht vor.

Im Fall Michel Dörr habe sich Wirth aber für befangen erklärt, erklärte AfD-Mitglied Kai Melling. Melling hatte bei der Abstimmung in Tholey nach eigener Aussage beobachtet, wie Dörr dafür sorgte, dass der Stimmzette­l des Mitglieds Benjamin Utzig in einem separaten Fach des als Wahlurne verwende- ten Kartons landete. Später soll Dörr seinen Parteikoll­egen Utzig auf dessen Abstimmung­sverhalten angesproch­en haben.

AfD-Landeschef Josef Dörr wies die Vorwürfe gegen seinen Sohn zurück. Sie seien »in höchstem Grad lächerlich­st«, sagte er am Mittwoch in Saarbrücke­n. Die Abstimmung sei »ganz normal abgelaufen«, fügte AfD-Sprecher Rolf Müller hinzu. Er habe damals Protokoll geführt. Bei der Abstimmung wurde damals ein neuer Kreisvorst­and gewählt. Es habe insgesamt sechs Stimmberec­htigte gegeben.

Nach Müllers Worten hat die AfD im Saarland immer wieder mit Mitglieder­n zu tun, die der Partei schaden wollten. »Es gibt U-Boote im Kampf anderer Parteien gegen uns. Einige haben wir schon enttarnt, die sind schon weg.« Dieser jüngste Fall sei »mit hoher Wahrschein­lichkeit auch eine solche Aktion«, sagte er.

Von den Querelen in der Partei hatte auch der Vorsitzend­e des AfDKreisve­rbandes Merzig-Wadern, Michael Schettle genug. Zwei Tage vor der Landtagswa­hl am vergangene­n Sonntag hatte er seinen Austritt aus der Partei bekannt gegeben. Unter der Führung von Josef Dörr und Rolf Möller sei die AfD zu »einer demokratie­feindliche­n Partei« geworden, äußerte Schettle gegenüber der »Saarbrücke­r Zeitung«. Dörr habe »ein System aus family und friends« geschaffen. Der ausgetrete­ne KreisChef riet davon ab, seine ehemaligen Partei zu wählen.

Bei der Landtagswa­hl hat die AfD aus dem Stand 6,2 Prozent der Stimmen erhalten. Mit drei Abgeordnet­en wird sie damit in den bundesweit elften Landtag einziehen.

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