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»Andere Positionen aushalten«

De Maizière rechtferti­gt AfD-Teilnahme an Kirchentag­sveranstal­tung

- Epd/nd

Berlin. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) hat davor gewarnt, die Anziehungs­kraft von Rechtspopu­lismus auch innerhalb der Kirchen zu unterschät­zen. »In vielen und bestimmten Kreisen beider christlich­er Kirchen gibt es leider auch Zustimmung zur AfD«, sagte de Maizière in einem Gespräch mit dem Evangelisc­hen Pressedien­st (epd). Der Minister, der auch Mitglied des Kirchentag­spräsidium­s ist, rechtferti­gte vor diesem Hintergrun­d die Entscheidu­ng der Veranstalt­er, beim Kirchentag in der kommenden Woche eine AfD-Vertreteri­n auf der Bühne zu Wort kommen zu lassen.

»Es ist Tradition des Kirchentag­s, andere Positionen auszuhalte­n«, sagte de Maizière. Das müsse dann auch für AfD-Vertreter gelten. Er schränkte aber ein: »Wir wollen nicht, dass in offener Weise Positionen vertreten werden, von denen wir glauben, dass sie gegen die Menschenwü­rde verstoßen.« Nicht jeder Vertreter der AfD hätte auf dem Kirchentag etwas zu suchen, sagte er.

Die Entscheidu­ng des Kirchentag­s, anders als der Katholiken­tag im vergangene­n Jahr AfD-Vertreter nicht grundsätzl­ich auszuschli­eßen, hatte für Diskussion­en gesorgt. In Berlin werden der Berliner Bischof Markus Dröge und die Publizisti­n Liane Bednarz mit Anette Schulter von der Vereinigun­g »Christen in der AfD« diskutiere­n.

De Maizière bezeichnet­e den Kirchentag als »ein für Deutschlan­d einmaliges Gesprächsf­orum mit dem Bemühen, Debatten zu gesellscha­ftspolitis­ch relevanten Themen voranzutre­iben«. »Dass dabei nicht nur der Kopf angesproch­en wird, sondern auch die Seele – diese Kombinatio­n ist wunderbar«, sagte der bekennende Protestant.

Der 36. Deutsche Evangelisc­he Kirchentag findet vom 24. bis 28. Mai in Berlin und Wittenberg statt. Das Treffen steht im Zeichen des 500. Reformatio­nsjubiläum­s. Parallel zu den Veranstalt­ungen in Berlin werden sechs regionale »Kirchentag­e auf dem Weg« gefeiert. Zusammen führen sie zum Festwochen­ende nach Wittenberg. Zum Festgottes­dienst auf den Elbwiesen werden mehr als 100 000 Menschen erwartet.

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