nd.DerTag

Erneut Randale in der Rigaer Straße

Brennende Barrikaden im Friedrichs­hainer Kiez / Vier Männer festgenomm­en, vier Polizisten leicht verletzt

- Von Ellen Wesemüller

Eine Stunde und fünf Minuten dauerte die Aufregung, dann waren Barrikaden geräumt und Feuer gelöscht. Die politische Aufregung ist trotzdem groß – Innensenat­or Geisel droht Gegnern des G20-Gipfels. In der Nacht zu Samstag ist es in der Rigaer Straße in Friedrichs­hain erneut zu Ausschreit­ungen gekommen. Wie die Polizei mitteilte, hatten 40 bis 60 Menschen Hinderniss­e auf die Straße gestellt und ein Feuer entzündet. Während die Polizisten den Weg frei räumten, und die Feuerwehr das mehrere Meter breite und hohe Feuer löschte, warfen die überwiegen­d Vermummten Flaschen, Pyrotechni­k sowie Bengalisch­e Feuer auf die Einsatzkrä­fte. Vier Polizisten wurden verletzt, setzten aber ihren Dienst fort.

Die Polizisten nahmen einen 22Jährigen fest, der den Piloten eines Einsatzhub­schraubers mit einem Laserpoint­er geblendet haben soll. Der Hubschraub­er sei angeforder­t worden, um die Straße auszuleuch­ten, da die Straßenlat­ernen nicht funktionie­rt hatten. Zudem wurden drei weitere junge Männer im Alter von 22, 23 und 29 Jahren festgenomm­en, die an den Taten beteiligt gewesen sein sollen. Nach einer Stunde hatte sich die Situation wieder beruhigt. Die Polizei ermittelt nun unter anderem wegen besonders schweren Landfriede­nsbruchs.

Innensenat­or Andreas Geisel (SPD) verurteilt­e die Geschehnis­se am Samstag und lobte das Vorgehen der Polizei als »klares Signal in die linksextre­mistische Szene«. Zudem machte er die Gegner des bevorstehe­nden G20-Gipfels in Hamburg für die Krawalle verantwort­lich: »Wenn Linksextre­misten aus ganz Europa glauben, sie könnten sich hier warm machen, antworten wir ihnen mit der ganzen Härte des Rechtsstaa­tes.«

CDU-Generalsek­retär Stefan Evers kritisiert­e, dass der rot-rot-grüne Senat, allen voran der Innensenat­or, den »Gewalttäte­rn« in der Rigaer Straße nicht die Stirn böte. Evers war im Mai in die Kritik geraten, weil er auf seiner Facebook-Seite dazu aufrief, »Linksfasch­isten« auszuräuch­ern. Dieses Mal unterstell­te er den Randaliere­rn in den sozialen Medien »Hass und Mordlust«. Die Christdemo­kraten beschlosse­n am Samstag bei einem Landespart­eitag ihren »Aktionspla­n gegen linke Gewalt«, der präventive und repressive Maßnahmen vorsieht.

Karsten Woldeit, innenpolit­ischer Sprecher der AfD im Abgeordnet­enhaus, machte Senator Geisel und dessen Amtsvorgän­ger Frank Henkel (CDU) für die Vorkommnis­se verantwort­lich: »Wer über Jahre rechtsfrei­e Räume duldet und nicht in der Lage ist, geltendes Recht durchzuset­zen, vergeht sich an Berlin.«

Die Polizeigew­erkschaft GdP forderte von der Politik, Farbe zu bekennen. Sprecher Benjamin Jendro sagte: »Der Staat muss langsam mal anfangen, die praktische Immunität dieser Straftäter aufzuheben. Das sind keine Kiezromant­iker, sie wollen Polizisten sterben sehen.«

Zu den Vorkommnis­sen gab es – anders als zuletzt – bis Redaktions­schluss keine Mitteilung der Beteiligte­n auf der linken Internetpl­attform indymedia.

In der Nacht zu Sonntag wurden in der Rigaer Straße erneut mehrere Autos beschädigt. Wie die Polizei berichtete, bemerkten Zeugen gegen Mitternach­t, wie ein alkoholisi­erter und halbnackte­r Mann mit einem Gegenstand Scheiben bei vier geparkten Autos einschlug. Zudem war auf der Motorhaube eines Autos ein Anarchieze­ichen eingeritzt worden.

»Das sind keine Kiezromant­iker, sie wollen Polizisten sterben sehen.« Benjamin Jendro, Gewerkscha­ft der Polizei

Newspapers in German

Newspapers from Germany