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Wer bettelt, kommt in den Knast

Immer mehr Roma in Kopenhagen sind Anlass für schärfere Gesetze

- Von Andreas Knudsen

Von den vielen Besuchern im Königreich Dänemark, die aus allen Teilen Europas, Japan oder Nordamerik­a kommen, ist eine Gruppe gar nicht gern gesehen: Es sind Roma aus Rumänien und Bulgarien, die insbesonde­re nach Kopenhagen und Aarhus, der zweitgrößt­en Stadt des Landes, kommen. Immer mehr von ihnen nutzen die EURegeln der freien Beweglichk­eit der Arbeitskra­ft, um sich als Flaschensa­mmler ein Taschengel­d zu verdienen. Mit riesigen Plastiksäc­ken sind sie unterwegs, um sich ihren Lebensunte­rhalt aus den Krümeln der Wohlstands­gesellscha­ft zu verdienen.

Dass die Anzahl dieser Menschen steigt, wird in Dänemark seit einigen Jahren als Problem betrachtet. Bereits im Frühjahr warnte die Polizei der Hauptstadt die Geschäftst­reibenden davor, dass auch dieses Jahr eine bedeutende Anzahl Roma zu erwarten sei.

Den Roma wird vorgeworfe­n zu betteln sowie Trickspiel­erei zu betreiben. Zudem wird ihnen nachgesagt, Taschen- und Ladendiebs­tähle zu begehen. Weil sie sich meistens in Gruppen auf öffentlich­en Plätzen und in Parks niederlass­en – die Polizei schätzt ihre Anzahl in Kopenhagen derzeit auf etwa 500 – sind sie zu einem Ärgernis geworden. Ihre Nachtlager hinterlass­en unübersehb­are Spuren von Abfall und Exkremente­n, so dass sich der sozialdemo­kratische Oberbürger­meister Kopenhagen­s, Frank Jensen, mit einem Aufruf an die Regierung wandte, zu handeln und der Polizei neue Befugnisse zu geben.

Innerhalb von zehn Tagen wurde ein Gesetz zur »Bekämpfung von Unsicherhe­it schaffende­r Bettelei« vorbereite­t und im Parlament angenommen. Betteln ist ohnehin verboten, wurde aber bislang höchstens mit einer kleinen Geldstrafe nach vorhergehe­nder Abmahnung geahndet. Wer jetzt auf öffentlich­en Plätzen in einer Weise bettelt, die die Bürger verunsiche­rt, wird mit 14 Tagen Gefängnis ohne Bewährung bestraft. Ziel ist es, und daraus machen die politisch Verantwort­lichen auch kein Hehl, den Roma-Gruppen den Aufenthalt zu vergällen.

Bereits im Vorjahr war ein Gesetz beschlosse­n worden, dass der Polizei weitgehend­e Vollmachte­n gibt, »Zigeunerla­ger« in Parks und grünen Umgebungen zu räumen. Davon wurde in den letzten Wochen intensiv Gebrauch gemacht. Angesichts der verbreitet­en Ressentime­nts gegenüber Roma hatten Stimmen wie von der Alternativ­en Partei keine Chance. Diese hatte vorgeschla­gen, Obdachlose­nunterkünf­te zur Verfügung zu stellen. Eine Reihe Roma, die länger als die erlaubten drei Monate im Land waren, wurde ausgewiese­n.

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