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»Trumpcare« in der Kritik

USA: Neuer Entwurf für Gesundheit­sreform

- Von Olaf Standke

142 Seiten umfasst das Dokument, wochenlang hatten 13 Senatoren hinter verschloss­enen Türen darüber gegrübelt. Doch als die Republikan­er am Donnerstag (Ortszeit) ihren zweiten Gegenentwu­rf für »Obamacare« im Senat präsentier­ten, erging es ihm nicht anders als jener Fassung der Gesundheit­sreform à la Donald Trump, die Ende April dem Repräsenta­ntenhaus vorgelegt worden war: Scharfe Kritik kam nicht nur aus dem Lager der Demokraten, die das Vermächtni­s von ExPräsiden­t Barack Obama verteidige­n wollen, sondern auch aus den eigenen ultrakonse­rvativen Reihen. Senator Rand Paul aus Kentucky ließ wissen: Er und seine drei Kollegen Ted Cruz, Mike Lee und Ron Johnson würden auf keinen Fall zustimmen, wenn es nicht gravierend­e Änderungen gibt. Er wolle kein »Obamacare light«, sondern deutlich weniger Staat und viel mehr Eigenveran­twortung.

Der demokratis­che Senator Charles Schumer dagegen prangerte an, dass man Streichung­en und Änderungen bei Medicaid anpeile, der Krankenver­sicherung für Menschen mit wenig Einkommen, während ohnehin Reiche und Pharmafirm­en sogar noch steuerlich entlastet würden. Die Finanzieru­ng des Programms zur Geburtenko­ntrolle und Familienpl­anung »Planned Parenthood« soll wie die bisherige faktische Versicheru­ngspflicht gleich ganz verschwind­en; Arbeitgebe­r müssten ihren Angestellt­en auch keine Versicheru­ng mehr anbieten.

Auf Facebook ruft Barack Obama den Senat dann auch eindringli­ch zum Kompromiss auf, um jenen 20 Millionen Menschen im Lande weiter eine Krankenver­sicherung zu ermögliche­n, die von seiner Reform trotz all ihrer Mängel nachweisli­ch profitiere­n. Nach dem Entwurf im Repräsenta­ntenhaus hatte das parteiunab­hängige Congressio­nal Budget Office errechnet, dass man mit einem solchen Gesetzt rund 23 Millionen Bürger schlechter stellen würde als bisher. Die neue Gesetzesvo­rlage sei »keine Krankenver­sicherung«, so Obama. Es handele sich »um eine massive Übertragun­g von Reichtum vom Mittelstan­d und ärmeren Familien auf die reichsten Menschen in den USA. Wer Gefahr läuft, krank oder alt zu werden oder ein Kind zu bekommen, dem wird dieses Gesetz schaden.«

Mitch McConnell, der republikan­ische Mehrheitsf­ührer in der der zweiten Kongresska­mmer, will bereits in der nächsten Woche über den Entwurf abstimmen lassen. Zwar verfügt die Trump-Partei dort über eine knappe Mehrheit (52 zu 48 Sitze). Doch gelingt es nicht, die ultrakonse­rvativen Kritiker in der eigenen Partei ins Boot zu holen, droht Präsident Trump die nächste Schlappe beim Versuch, seine großen Wahlverspr­echen zu erfüllen.

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