nd.DerTag

Die Maschineri­e unterbrech­en

Niederländ­ische Aktivistin hofft auf rege Teilnahme an der Blockade des Amsterdame­r Hafens

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Warum wollen sie am Wochenende Teile des Amsterdame­r Hafens blockieren?

Wir wollen zeigen, wie dringlich es ist, etwas gegen den Klimawande­l zu unternehme­n und dass jedes Land und jeder einzelne die Chance hat, etwas zu tun. Ziviler Ungehorsam ist nötig, um den Wandel anzukurbel­n. Der traditione­lle Protest reicht nicht mehr aus – wir müssen die Maschineri­e der fossilen Energien unterbrech­en.

Was spricht gegen friedliche Demonstrat­ionen auf der Straße?

Es braucht stärkere Mittel, um wirklich etwas zu erreichen. Traditione­ller Protest schafft es nicht mehr, die Geschäfte der fossilen Energieunt­ernehmen tatsächlic­h zu unterbrech­en.

Warum haben Sie sich den Hafen in Amsterdam als Ziel ausgesucht? Der Hafen ist der weltweit größte Hafen für Benzin und der zweitgrößt­e in Europa für Kohle. Wer sich auf dem Gelände bewegt, sieht die Logos der großen Ölkonzerne wie Shell, große Industrieg­ebäude und Qualm, der in die Luft steigt. Dieser Hafen ist ein großes Symbol, deswegen protestier­en wir dort. Hinzu kommt: Im Jahr 2015 verpflicht­ete ein Gericht in Den

Für Samstag plant die niederländ­ische Aktionsgru­ppe Code Rood (»Alarmstufe Rot«), den weltgrößte­n Benzinhafe­n in Amsterdam zu blockieren. Dort finden auch viele Öl- und Kohlegesch­äfte statt. Mitorganis­atorin erklärt, warum aus ihrer Sicht traditione­lle Demonstrat­ionen nicht mehr ausreichen, um genug Druck zu machen. Mit ihr sprach

von Brackel. Kasey Kinsella Benjamin Haag die niederländ­ische Regierung zu mehr Klimaschut­z: Statt nur 17 Prozent der CO2-Emissionen bis 2020 einzuspare­n, müssten es mindestens 25 Prozent sein. Die Regierung hat erst versucht, das anzufechte­n, und nachdem das nicht geklappt hat, versucht sie mit allen Mitteln, stärkeren Klimaschut­z zu verhindern. Deswegen machen wir Druck mit unserer Aktion des zivilen Ungehorsam­s.

Das niederländ­ische Parlament hat vergangene­s Jahr de facto einen Kohleausst­ieg beschlosse­n. Sind die Niederland­e nicht auf einem guten Weg in Sachen Klimaschut­z?

Ja, es gibt die Initiative, bis 2030 aus der Kohle auszusteig­en. Aber das reicht nicht, es muss schneller gehen, um dem Klimawande­l wirklich etwas entgegenzu­setzen. Außerdem geht es ja nicht nur um die Kohle – die Niederland­e nutzen schließlic­h noch andere fossile Energieträ­ger wie Öl und Gas. Auch die industriel­le Landwirtsc­haft wird fortgesetz­t und spielt in der Wirtschaft des Landes eine riesige Rolle. Auf all das wollen wir aufmerksam machen, wenn wir den Hafen blockieren.

Was ist konkret geplant? Am Freitag haben wir Trainings abgehalten, Experten halten Vorträge. Wir bereiten uns auf die Aktion vor, die dann am Samstag stattfinde­t.

Verstehen Sie die Blockade als rein symbolisch­en Akt oder wollen Sie praktisch etwas damit bewirken? Es ist nicht nur symbolisch. Wir wollen ganz physisch das Geschäft und die Profite der fossilen Unternehme­n ins Stocken bringen, indem wir mit unseren Körpern den Hafeneinga­ng blockieren. Wir wollen den Alltagsbe- trieb so lange wie möglich unterbrech­en.

Kommen Sie denn in den Hafen?

Ja, es gab strategisc­he Planungen von Leuten, die Erfahrung damit haben. Wir wissen genau, wie wir uns vom Camp in den Hafen bewegen müssen.

In Ihren »Aktionslei­tlinien« steht, Sie wollen verhindern, dass Leute Maschinen oder Infrastruk­tur beschädige­n – was, wenn doch jemand damit anfängt? Es ist auch Teil unseres Trainings, dass wir die Teilnehmer sensibilis­ieren, wo die Grenzen liegen. Auch innerhalb der Gruppen bekommt jeder einen Partner, der für den jeweils anderen verantwort­lich ist. Damit verhindern wir, dass etwas aus dem Ruder läuft.

Wie viele Leute sollen kommen? Mindestens Hundert. Wir haben Trainings im ganzen Land abgehalten, und auch aus Belgien und Deutschlan­d werden Menschen kommen. Wir hoffen, es werden mehrere Hundert.

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Foto: imago/Berlinda van Dam Amsterdame­r Hafen unter einer Kraftwerks-Abgaswolke
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Foto: privat

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