nd.DerTag

Fußball – purer Kapitalism­us

Julien Duez will nicht Chinas U20 in der Regionalli­ga spielen sehen

-

Verstehen Sie mich nicht falsch. Es gibt grundsätzl­ich kein Problem, dass ein Verein in einem ausländisc­hen Wettbewerb eingeglied­ert ist. Viele Beispiele gibt es schon, ohne dass Probleme entstehen: AS Monaco in Frankreich, FC Vaduz in der Schweiz, sogar der neuseeländ­ische Wellington FC in Australien. Auch die Nationalma­nnschaft des fünften Kontinents tritt im asiatische­n Verband an, um sportlich mehr gefordert zu werden.

Aber dass Chinas U20-Nationalma­nnschaft in der kommenden Saison in der Regionalli­ga Südwest mitspielen soll, geht gar nicht. Schon der Name des Wettbewerb­s verrät es – es soll um Fußball in der Region gehen. Doch wir leben in einer Zeit, in der das Geld das Hauptargum­ent ist. Asien ist ein attraktive­r Wirtschaft­smarkt geworden, viele Klubs gehen dort im Sommer auf Tour, um neue Fans zu gewinnen und somit die Auslandsve­rmarktung anzukurbel­n.

China will auch in der Fußballwel­t eine Großmacht werden. Der Deutsche Fußball-Bund unterstütz­t den Plan. Im August 2016 unterzeich­neten er eine Partnersch­aft mit China. Das Ziel: die Entwicklun­g des Sports im Reich der Mitte unterstütz­en, nicht ohne eigenes Interesse.

Dass nun eine chinesisch­e Nationalma­nnschaft in die Regionalli­ga mitspielen soll, um sich für Olympia 2020 vorzuberei­ten, ist also kein Zufall. Und China bezahlt ja auch. Konkret kassiert jede Mannschaft 15 000 Euro für zwei Spiele mit den Gegnern aus Fernost. Eine Summe, die auf den Etat der Vereine unterschie­dlichen Einfluss hat. Wormatia Worms hatte in der vergangene­n Saison etwa 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. FK Pirmasens musste mit knapp einem Drittel des Geldes auskommen. Die 15 000 Euro hätte Pirmasens vielleicht sogar gern kassiert, doch der Klub ist mit fünf anderen Mannschaft­en in die Oberliga abgestiege­n. »Wir müssen das wohl hinnehmen, aber für mich ist das purer Kapitalism­us«, empörte sich Christoph Radtke, Geschäftss­tellenleit­er beim Klub aus Pirmasens.

Dass der DFB lieber bereit ist, eine ausländisc­he Mannschaft, zwar außerhalb der Wertung, aber dennoch in den Spielbetri­eb der Regionalli­ga zu integriere­n, statt einen lokalen Verein zu retten, zeigt, wie wenig Sensibilit­ät er im Umgang mit den Amateuren hat. Seit Jahren fordern die Fans Reformen, beispielsw­eise, dass die Regionalli­gameister direkt in die dritte Liga aufsteigen. Stattdesse­n kriegen sie eine Mannschaft vom anderen Ende der Welt.

»Das ist Kirmes, eine Verarschun­g. Warum sollen wir uns in Zukunft noch den Arsch aufreißen?«, sagte Hajo Sommers, Präsident von Rot-Weiß Oberhausen. Ist diese Entwicklun­g noch aufzuhalte­n? Oder ist es schon zu spät?

Newspapers in German

Newspapers from Germany